zurück
Bamberg
Drogenhandel im großen Stil: Dealerpaar aus dem Landkreis Haßberge soll auch an mehrere Schüler verkauft haben
Kiloweise Haschisch, Kokain und Schmerzmittel aus Frankfurt am Main für das ganze Maintal. Ein Pärchen sitzt dafür nun am Landgericht Bamberg auf der Anklagebank.
Die Dritte Strafkammer mit Richterin Ramona Eichelsdörfer und Vorsitzendem Richter Markus Reznik, sowie zwei Schöffen
Foto: Udo Güldner | Die Dritte Strafkammer mit Richterin Ramona Eichelsdörfer und Vorsitzendem Richter Markus Reznik, sowie zwei Schöffen
Redaktion
 |  aktualisiert: 06.10.2024 02:34 Uhr

Die Streifenpolizisten haben den richtigen Riecher. Als sie eines Nachts im November im Landkreis Haßberge auf einem Parkplatz in einer Stadt am Main ein junges Pärchen kontrollieren wollen, macht sich der Mann kurzerhand aus dem Staub. Mit einem waghalsigen Sprung über einen Bachlauf gelingt ihm die Flucht.

Doch dem Flüchtigen reißt bei der Aktion seine Papiertüte und fast 600 Gramm Haschisch fallen den Beamten in die Hände. Es folgt die Durchsuchung seiner Wohnung im Elternhaus – ohne Erfolg. Was die bei solchen Drogenmengen zuständige Kriminalpolizei Schweinfurt noch nicht weiß: Der junge Mann lebt in einem Hotelzimmer.

Auch mit Kokain und Tilidin gehandelt

Von hier aus versorgt er Kunden im östlichen Landkreis Haßberge mit Cannabis-Produkten, aber auch mit Kokain und dem sehr starken Schmerzmittel Tilidin. Die Übergaben finden anfangs bei ihm zu Hause statt. Später trifft man sich auf Bahnhöfen, auf einem Spielplatz, einem Parkplatz oder einem Friedhof.

Die Ware holen er und seine Lebensgefährtin, beide sind 23, aus Frankfurt am Main von vier Großhändlern ihres Vertrauens. Meistens mit dem Zug, manchmal auch mit dem Wagen einer Bekannten. Es sind dutzende Fahrten, die in kurzer Zeit nötig werden. Damit das Depot der beiden immer gut gefüllt ist. Insgesamt ist in der Anklageschrift von 8,5 Kilogramm Haschisch die Rede.

Die Bekannte sitzt auch am Steuer. In seltenen Fällen kommen die berauschenden Substanzen auch mit der Post. Sobald sie auf dem Rückweg in die Haßberge sind, geben sie den Käufern über einen Messenger-Dienst Bescheid. Es dauert etwas, bis die Ermittler wissen, wer sich hinter den anonymen Profilen verbirgt. Unter den zahlreichen Abnehmern befinden sich aber nicht nur Erwachsene, sondern auch minderjährige Kundschaft. Ein 15-jähriger Schüler kommt so an mindestens 15 Gramm Kokain. Ein 17-jähriger Jugendlicher erhält 500 Gramm Haschisch und ein 16-Jähriger erwirbt Haschisch und Tilidin-Tabletten.

Beide Angeklagte sollen starke Drogenkonsumenten sein

Die steuerfreien Einnahmen werden einerseits in nachfolgende Einkäufe investiert. Ein Teil wird aber auch zur Finanzierung des eigenen Lebensunterhaltes benötigt. Das Pärchen hat nach abgebrochenen Ausbildungen nämlich keine Arbeit. Und dann muss ja auch noch die eigene Sucht bezahlt werden. Wenn man den beiden Angeklagten während des Prozesses am Landgericht Bamberg glaubt, dann haben sie zusammen täglich 15 bis 20 Gramm Haschisch weggeraucht. Eine unfassbare Menge, die viele im Gerichtssaal darüber rätseln lässt, wie bei Angeklagten überhaupt noch die Energie für die Drogengeschäfte aufbringen konnten. Der Prozess ist auf zwei weitere Verhandlungstage an diesem Mittwoch und Mittwoch, 9. Oktober, angesetzt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bamberg
Drogenkonsumentinnen und Drogenkonsumenten
Kokain
Landgericht Bamberg
Marihuana
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top