
Der 79. Kurs der Meisterschule Ebern für das Schreinerhandwerk hat es geschafft. Alle theoretischen Prüfungen und handwerklichen Herausforderungen seit September 2023 sind erfolgreich "gemeistert", zwei frischgebackene Schreinermeisterinnen und 19 Schreinermeister konnten am vergangenen Sonntag ihre Prüfungszeugnisse entgegennehmen – und ihre Meisterstücke vor großem Publikum präsentieren.
Zwei der Jungmeister stammen aus entgegengesetzten Enden Frankens. Der eine kommt aus Mömlingen an der hessischen Grenze, der andere aus Oberfrankens Hauptstadt Bayreuth. Die beiden haben den Großteil der letzten anderthalb Jahre in Ebern verbracht, waren Zimmernachbarn im Wohnheim der Meisterschule.
Mobile Pizzastation aus Holz und Stein
Beide haben nach dem Abitur eine Schreinerlehre absolviert und nach einigen Praxisjahren den Schritt zur Meisterschule gewagt. Bei der Gestaltung ihrer Meisterstücke gingen sie jedoch völlig unterschiedliche Wege.

Louis Vogel aus Mömlingen entschied sich für eine mobile Pizzastation. Er stellte sich ein schönes Möbelstück auf Rollen vor, mit viel Platz für den Pizzaofen samt Gasflasche, Behältern für Saucen, Käse und Belag und allerlei Stauraum für weiteres Zubehör. Obenauf eine Steinplatte, der die Hitze des Ofens nichts anhaben kann.
Das Ganze aus wasserfestem Multiplex – falls es beim Pizzabacken im Garten überraschend regnen sollte. Besondere handwerkliche Herausforderungen waren die Kombination von Holz und Stein, die vielen unterschiedlichen Maße des Innenraums und die exakte Ausführung der verschiedenen Gehrungen.
Ein Rolladen mit rund 180 Leisten
Dem Bayreuther Thomas Lehnes schwebte etwas Brauchbares für das eigene Wohnzimmer vor. Ein Sideboard aus massivem Nussbaum sollte es sein, unbedingt mit Rollladenfront. Allein das Schleifen und Ölen der rund 180 Leisten des Rollladens verschlang rund ein Viertel der 130 Arbeitsstunden, die für das Meisterstück vorgesehen sind. Es darf übrigens auch länger dauern, wenn man das gut begründen kann, verriet Schulleiter Oliver Dünisch.

Für Thomas Herres war der Kursus 79 der achte Jahrgang, den er als Klassenleiter betreuen durfte. In seinen nunmehr 25 Dienstjahren hat er 50 Kurse kommen und gehen sehen, langweilig geworden ist es für ihn nie.

Typisch für die 79er seien ihre Gelassenheit und Coolness gewesen, ihr Humor und die vielen Musiktalente unter den 21 jungen Menschen. Und das alles von den ersten gemeinsamen Unternehmungen an, wie der Pädagoge sehr amüsant aus seinen Tagebuchaufzeichnungen belegen konnte.

Josef Hofmann aus Würzburg, Vizepräsident der Handwerkskammer, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, brachte Sinn und Zweck der Meisterausbildung auf den Punkt: "Die Besten ins Handwerk, der Rest kann studieren". Er bescheinigte den Kursteilnehmern, "in einer Welt, die zwischen Fakt und Fake taumelt", trotz Nebel und Gegenwind einen weiteren Qualifizierungsgipfel erklommen zu haben.
Eine Zukunft voller Chancen
Der Lohn der Mühen sei die Aussicht auf eine Zukunft voller Chancen und Möglichkeiten. Gemäß einer Kommunikationskampagne des Handwerks sei Zuversicht das Gebot der Stunde, getreu dem Motto: "Wir können alles, was kommt".

Am Sonntag gab es die Zeugnisse für die bestandene Schulausbildung in Ebern, die Verleihung der Meisterbriefe wird im Juli in Würzburg erfolgen. Kurssprecher Frederik Kirchner ist sich aber jetzt schon sicher: "Die Welt wartet darauf, dass wir unsere Visionen umsetzen" und rät seinen Kolleginnen und Kollegen, nicht in ihren Bemühungen nachzulassen. "Der Meister ist nicht der, der alles weiß, sondern der, der alles lernt".