1,7 Millionen Euro – so viel soll der Bau einer neuen Hackschnitzel-Heizzentrale in Aidhausen kosten. Um das teure Projekt endlich in die Wege zu leiten, stellte die Genossenschaft "Nahwärme Aidhausen" bei der Gemeinde einen Antrag auf Übernahme einer Bürgschaft in Höhe von einer Million Euro. Ohne diese Bürgschaft, so die Begründung, wäre eine günstige Finanzierung durch die Banken nicht möglich.
Der Gemeinderat musste entscheiden – und votierte bei seiner jüngsten Sitzung mit acht Stimmen gegen den Antrag. Offenbar ein Schock für Bürgermeister Möhring (Freie Wähler), denn auch die Gemeinde Aidhausen ist Genossenschaftsmitglied. Kredite für das Projekt dürften somit teurer werden. Aber von vorn.
Pläne gibt es seit über drei Jahren
Seit über drei Jahren gibt es den Plan, im Altortbereich in der Kaiserstraße entlang bis zur Schweinfurter Straße eine Nahwärmeleitung zu verlegen. Zuvor war das Interesse der Anlieger in einer Umfrage der Gemeinde für den Anschluss an ein Nahwärmenetz positiv ausgefallen und das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) stellte Fördermittel in Aussicht.
Die geplante Hackschnitzel-Heizzentrale des Nahwärmenetzes soll auf Gemeindegrund im Bereich des neuen Feuerwehrgerätehauses entstehen. Von dort aus könnten Anlieger in der Schweinfurter Straße, wie zum Beispiel der Kindergarten, mitversorgt werden. Zum geplanten Erschließungsgebiet des Nahwärmenetzes zählen auch Anlieger im Birkenweg, Rosenweg und rund um den Dorfplatz mit Pfarrhaus und katholischer Kirche.
40 Anlieger verbindlich beigetreten
Mittlerweile hat sich deshalb die "Nahwärme Aidhausen e.G." gegründet, der schon 40 Anlieger verbindlich beigetreten sind. Wie Bürgermeister Dieter Möhring als Mitglied des Vorstandes der Genossenschaft ergänzte, sei die Gemeinde mit dem Rathaus, dem Dorfladen und der Kaiserstraße Hausnummer 5, für den Nahwärmeanschluss.
Das Votum des Gemeinderats trifft also auch die Gemeinde Aidhausen als Genossenschaftsmitglied mit mehreren Anwesen. Umso enttäuschter zeigte sich Möhring im Gespräch mit dieser Redaktion über das Abstimmungsergebnis, auch mit Blick auf bereits getätigte Investitionen: Mit der vorausschauenden Verlegung der Rohre für die Nahwärmeleitung in der Kaiserstraße habe seine Gemeinde bereits Finanzmittel in Höhe von 120.000 Euro eingesetzt. Der Genossenschaft sei es ohne Bürgschaft nicht möglich, an ein entsprechend günstiges Darlehen zu kommen.
Unklar, was die Bürgschaft wirklich bringt
"Wir wollen keinen Präzedenzfall schaffen", begründete Gemeinderatsmitglied und Zweiter Bürgermeister Thomas Wagenhäuser (CSU) sein Votum gegen die Bürgschaft. Er stehe hinter dem Nahwärmenetz und der neuen Heizzentrale, sagt er. Doch würden sich in anderen Ortsteilen Aidhausens vergleichbare Genossenschaften gründen, müsste die Gemeinde auch dort die Kredite absichern, so die Befürchtung. Angesichts der vagen Gesetzeslage im Bund könnten solche Bürgschaften Aidhausen in naher Zukunft "um die Ohren fliegen", erklärt Wagenhäuser gegenüber dieser Redaktion. Klar sei vor der Abstimmung auch nicht geworden, wie viel geringer der Zinssatz durch eine Bürgschaft wirklich werden würde. "Es gab keinen Vergleich."
Bürgermeister Möhring scheint die Hoffnung auf ein in seinen Augen gutes Ende noch nicht ganz verloren zu haben. Zweifeln von Gemeinderäten an einem Zinssatz von über drei Prozent, wie ihn die Genossenschaft in ihrem Antrag ins Spiel gebracht hatte, und dem Einwurf, Geld gebe es für private Kunden deutlich günstiger, möchte er nun nachgehen. Abhängig vom Ausgang werde Möhring vermutlich in der Jahresabschlusssitzung am 14. Dezember den Antrag zur Bürgschaftsübernahme zur Wiedervorlage bringen.