Zum Mekka des Seifenkistenrennsports verwandelte sich am Sonntag wieder einmal Altershausen bei Königsberg. Bereits zum 19. Mal fand in diesem Stadtteil von Königsberg das Seifenkistenrennen unter dem Namen „Cool Running“ statt. Was für eine große Faszination dieser nichtmotorisierte Sport ausstrahlt, stellten mehrere Hundert Besucher entlang der Strecke sowie ein mit 17 Seifenkisten beachtliches Teilnehmerfeld unter Beweis. Dieses setzte sich nicht nur aus Teams der unmittelbaren Umgebung zusammen, sondern weit darüber hinaus zog es Seifenkisten-Begeisterte ins sonst eher beschauliche Altershausen. Sogar aus Weiden und Erfurt waren Teilnehmer gekommen, um die Betonrennstrecke unter die Räder zu nehmen.
Starts in drei Klassen
Unterteilt in drei Klassen wurden auf der rund 700 Meter langen Strecke am Rande von Altershausen die schnellsten der fahrbaren Konstrukte ermittelt. In der Standard-Klasse durfte die Seifenkiste bis zu 150 Kilogramm wiegen, in der Kategorie für Anfänger und Einsteiger durfte das Gefährt nur 80 Kilogramm auf die Waage bringen. Darüber hinaus wurde in einer Profi-Klasse der Sieger unter denjenigen ermittelt, die sich mit entsprechend hochqualitativen Fahrzeugen auf den Parcours begaben. Außerdem wurde auch die von einer Jury ermittelte kreativste Seifenkiste mit einem besonderen Preis ausgezeichnet.
In drei Wertungsläufen, von denen die Summe über den Sieg entschied, tasteten und kämpften sich die Fahrerinnen und Fahrer immer näher an die Ideallinie heran, um im Ziel Geschwindigkeiten um die 60 Stundenkilometern zu erreichen. Ganz besonders wichtig war dabei die richtige Kurventechnik in der langgezogenen Biegung, vorbei an der Haßberghalle, die, angetrieben durch die tosenden Zuschauer und Fangruppen, mitunter mit waghalsigen Manövern gemeistert wurde.
Tolle Eigenfabrikate
Es waren die tollsten Eigenfabrikate, hergestellt mit viel Fantasie, am Start, die ebenso ideenreiche Bezeichnungen trugen. Von „Streitwagen“ und „Gecko“ über „Randstaa Schrubber“ und „Bratwurstflitzer“ bis hin zum „Erfurter Blitz“, mit einem der ältesten Teilnehmer, der bisher am „Cool Running“ an den Start ging, reichten die Namen der Fahrzeuge.
77 Jahre alt war der Pilot des „Erfurter Blitzes“, was ihn nicht darin hinderte mit seinem tollen Renner an diesem Tag die Strecke in der schnellsten Zeit aller Teilnehmer zu absolvieren.
Manche waren auch mit einem neuen Rennwagen wieder dabei. So der „Feuerblitz“ in der Standard-Klasse, den Levin und Milan aus Haßfurt steuerten, und der von ihnen in einem Zeitraum von sechs Monaten unter Mithilfe von ihrem Papa zusammengebaut wurde. Besonderheiten der Seifenkiste waren ein Kettenlenkrad, Lichter sowie Musikboxen und ein Motorgeräusch. Immerhin schafften sie es in ihrer mit sieben Fahrzeugen besetzten Klasse auf Anhieb auf den fünften Platz.
Rennerfahrung hatten dagegen schon Elias und Philipp Hetterich aus Zeil in der „Leichtgewichtsklasse“ mit ihrem „Bratwurstflitzer“. Und mit diesem kämpften sie dann auch mit um den Sieg in der 80-Kilogramm- Klasse. Nachdem sie sich im vergangenen Jahr knapp mit dem zweiten Platz begnügen mussten, schafften sie heuer den Sieg. Vom dritten auf den zweiten Rang konnte sich Emil Hemetsberger aus Königsberg mit seinem „Gecko“ verbessern. Er musste sich nur um wenige Sekunden geschlagen geben.
„Erfurter Blitz“ siegt
In diesem Fall hatten sich die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr rentiert. „Wir haben das Fahrzeug feiner abgestimmt und die Lenkung verbessert“, so die Aussage des väterlichen Technikers. Auf dem dritten Platz landete in dieser Klasse der „ES-Racer“ aus Zeil mit Philipp Hetterich am Steuer.
Die traditionell wichtigste Entscheidung war aber das Wetteifern um das schnellste Gefährt in der Standard-Klasse, in der „Kisten“ bis 150 Kilogramm Eigengewicht an den Start gehen durften. Hier hatte nach den drei Wertungsläufen dann doch das Wirtsmobil aus Eichelsdorf mit dem Piloten Jürgen Wagner wie im Vorjahr verhältnismäßig klar die Nase vorn. Das „Rennvieh“, gesteuert von Tobias Hetterich und Patrick Scherbaum aus Zeil, und das „Bad-Mobil“ aus Schweinfurt/Hambach, gesteuert von Sven Schuler und Tilo Koch, belegten die Plätze zwei und drei.
Zwei Teilnehmer gingen in der Profiklasse an den Start. Hier erzielte der „Erfurter Blitz“ mit dem Piloten Jürgen Ludwig aus Klettbach nicht nur die beste Gesamtzeit aller Starter, sondern im Ziel auch die schnellste Endgeschwindigkeit. Der „Glubbschi“ mit seinem Fahrer Andreas Xourgias aus Wendelstein erreichte den zweiten Platz.
Kreativstes Rennmobil
Mit dem Preis für das kreativste Rennmobil aller Teilnehmer wurde von einer Jury die „Cacotte“ aus Weiden ausgezeichnet. Sie wurde in ihrer Klasse zwar mit weitem Abstand Letzter, aber es war jedes Mal ein Vergnügen, sie, von ihrem französischen Erbauer, Herrn „W“, oder seinem Sohn Pierre gesteuert, zu Tal „brausen“ zu sehen. Denn Vater und Sohn hatten sich mit ihrer Seifenkiste etwas Besonderes einfallen lassen. Sie hatten einen 2 CV, eine „Ente“, nachgebaut. Nach der Bauzeit gefragt, war die Antwort: „Bei über 100 Stunden habe ich aufgehört zu zählen!“. Und warum gerade eine Ente? „Als Franzose kann ich doch keinen Audi- oder BMW-Rennwagen fahren,“ lautete die Antwort.
Gemütliche Atmosphäre
Hinsichtlich des Cool-Runnings in Altershausen meinte er: „Ich habe schon an vielen solchen Veranstaltungen teilgenommen. Die in Altershausen aber zeichnet sich durch eine besondere gemütliche Atmosphäre aus. Nächstes Jahr komme ich wieder. Hier macht es Spaß mitzufahren“. Dass beide, Vater und Sohn, ihren Spaß an der Veranstaltung hatten, sah man ihnen deutlich an.
Bei allem Ehrgeiz war es gerade der Spaß, der für viele Teilnehmer im Vordergrund stand. Und so versammelten sich zum Abschluss des langen Renntages alle Fahrerinnen und Fahrer mit ihren Gefährten vor der Haßberghalle zum Fachsimpeln und auch die Fragen der Zuschauer wurden beantwortet.
Mit der Siegerehrung und der obligatorischen Sektdusche endete schließlich das „Cool Running“ und viele Teilnehmer dürften sich schon auf nächstes Jahr freuen, wenn dann das 20. Rennen in Altershausen gestartet wird.