
Geht es nach dem Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, soll der Besitz von 25 Gramm Cannabis für erwachsene Privatpersonen künftig straffrei sein. In Vereinen, die neu gegründet werden, und bis zu 500 Mitglieder haben, soll zudem der Anbau von Cannabis für den privaten Konsum legal sein. Die Abgabe soll allerdings für Mitglieder auf 25 Gramm pro Tag und höchstens 50 Gramm pro Monat beschränkt werden. Die Bundesländer entscheiden aber selbst, ob sie solche Anbaugruppen zulassen.
Doch würde ein solches Angebot im Landkreis auch genutzt werden? Oder lehnen die Haßberglerinnen und Haßbergler den Konsum der Pflanze ab? Das sagen die Menschen aus der Region zur geplanten Teillegalisierung.
Paul Schneider aus Greßelgrund:

Ein genereller Nichtraucher ist Paul Schneider aus dem Maroldsweisacher Ortsteil Greßelgrund. Der 18-Jährige verspürt auch keine Neugier: "Selbst wenn Cannabis legalisiert wird, werde ich es nicht ausprobieren". Das geplante Gesetz ändert nach Meinung des jungen Mannes nichts am Konsum: "Wer unbedingt einen Joint rauchen will, der beschafft ihn sich so oder so, ob es nun legal ist oder nicht."
Günter Flachsenberger aus Sand:

Einen steigenden Konsum von Cannabis, sollte die Teillegalisierung durchgesetzt werden, vermutet Günter Flachsenberger aus Sand. "Wenn jeder daheim drei Pflanzen anbauen darf, wird bestimmt auch Handel damit getrieben", mutmaßt der 80-Jährige. Außerdem sei das Gesundheitssystem seiner Meinung nach sowieso schon am Ende. Flachsenberger befürchtet, dass durch den Konsum von Cannabis noch mehr behandlungsbedürftige Patientinnen und Patienten hinzukommen könnten.
Winfried Geuß aus Ebern:

"Wir brauchen keine zusätzliche Volksdroge", sagt der 26-jährige Winfried Geuß aus Ebern. Es sei schon schlimm genug, dass viele Menschen von Alkohol und Nikotin abhängig seien. Die derzeitige Bundespolitik verharmlose den Cannabis-Konsum, so der junge Mann. Weiterhin sieht Geuß auch die Gefahr, dass der Schwarzmarkt bei einer Legalisierung trotzdem bestehen bleibe – und das Angebot auf härtere Drogen ausgeweitet werde.
Melissa Ledermann aus Sand:

Eine Befürworterin ist Melissa Ledermann. Die 35-Jährige aus Sand findet nichts Schlimmes daran, einen Joint zu rauchen – so lange es in Maßen stattfindet. Cannabis findet Melissa Ledermann immer noch besser als Alkohol, weil "Gras" größtenteils beruhigend wirke. Nicht umsonst werde Cannabis auch aus medizinischen Gründen verschrieben, so die Familienmutter.
Heiko Ledermann aus Sand:

Eine ganz andere Meinung hat dagegen ihr Ehemann Heiko Ledermann. Er sieht die Gefahr, dass junge Erwachsene dazu animiert werden, einen Joint zu rauchen, wenn der Erwerb und Besitz von Cannabis straffrei werden sollte. Auch vertritt der 51-jähirge Sander die Meinung, dass im Falle des Inkrafttretens des Gesetzentwurfes, unbedingt ein Grenzwert für das Autofahren eingeführt werden müsse, ähnlich wie die 0,5 Promille-Grenze beim Alkohol. Da Cannabis lange wirke und sich nicht so schnell abbaue wie Alkohol, sieht es Heiko Ledermann als ein Unding an, die Verkehrssicherheit zu gefährden.
Tabuthema in der Gesellschaft
Auffällig während der Umfrage dieser Redaktion war, dass viele Befürworterinnen und Befürworter einer Teillegalisierung zwar zustimmen, mit ihrer Meinung aber nicht in die Öffentlichkeit wollten. So gesehen scheint Cannabis wohl immer noch in Tabuthema in der Gesellschaft zu sein. Besonders Personen in medizinischen Berufen sowie Beschäftigte an Schulen und Kindergärten sahen eine Stellungnahme in der Zeitung für sich als problematisch an.
L.G. Martin Dobat
sicherlich haben Sie Recht damit, daß alle Drogen und Süchte, die die Menschheit seit Anbeginn begleiten, "Pflaster für die Psyche" sind und auf Dauer kein erfülltes Leben bieten können.
Manche Menschen flüchten sich in Religionen, -Karl Marx sprach vom Opium des Volkes-, und erkennen die Unzulänglichkeiten des irdischen Daseins, verschieben die Vollkommenheit auf den jüngsten Tag.
Andere saufen sich die verlotterte Welt schön, die nächsten flüchten sich in immaterielle Süchte, Sex, Glücksspiel usw.
Wiederum welche versuchen, sich mit Hanf gelegentlich Auszeiten vom Alltag zu verschaffen.
Ich denke, daß Eigenverantwortlichkeit und Mäßigung jedem Einzelnen zuzugestehen sind, und eine solidarische Gesellschaft die Schwächen mancher Menschen auffangen und mittragen kann.
Ich finde es aber fragwürdig, wenn Sie hier die wissenschaftliche Expertise vieler Fachleute gerade heraus anzweifeln und eine Veränderung im Umgang miteinander als "Zeitgeist-folgend" ablehnen.
LG
Cannabis wird viele medizinische Drogen in den Schaden stellen, und dass ist gut so!
Nur zu hoffen die Ärzte erkennen den Vorteil und geben es weiter.
ein Leben, umgeben von Harmlosigkeiten, hat es nie gegeben und das wird auch niemals der Fall sein.
Ja, die potentiell tödliche Substanz Alkohol ist allgegenwärtig und wird ja auch als kulturtragend hingestellt.
Wenn man also einen direkten Vergleich verschiedener berauschender Substanzen unterbinden möchte und einem Leben in vollständiger Nüchternheit das Wort reden will, dann wäre es sinnvoll, alles, was heute legal tötet und schadet, mit Nachdruck zu bekämpfen.
Das Argument, es gäbe schon genügend Probleme mit legalen und akzeptierten, jedoch hochgefährlichen Substanzen, und daher müsse man derzeit illegale, aber mildere Substanzen mit aller Gewalt unterbinden; das ist ein ganz unausgegorenes Argument !
Übrigens: auch Autos sind gefährlich, Zucker ist gefährlich, Dummheit ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
Die Stimmen, welche diese Problematiken angehen wollen, die sind kaum hörbar, aber wenns um Hanf geht, dann ist das Geschrei groß .
Wo bleibt die Logik?
P.S.: Die med. Indikation klammere ich da natürlich aus, das muss ein Mediziner verantworten (können).
Das wars zu dem Thema!
Wenn WIR Cannabis verbieten wollen, dann müssen WIR auch Alkoholkonsum und Nikotinsucht drastisch reduzieren!
Da möchte ich noch anmerken, daß der Bayerische Wahlkampf derzeit hauptsächlich in Bierzelten stattfindet, und Maß-halten dabei allzu wörtlich genommen wird.
Aber Danke für Ihre Antwort, sich auszutauschen ist immer hilfreich. LG
Die positiven Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass die Vorteile die Nachteile deutlich überwiegen. Wenn irgendwelche subjektive Meinungen von Laien auf Stammtischniveau hier breitgetreten werden, zeigt das nur das Unwissen und die Nachwirkungen jahrzehntelanger Propaganda.
Diese Menschen haben sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt, haben aber natürlich eine eigene Meinung mit der sie die Rechte anderer weiterhin einschränken wollen.
Das selbe Phänomen wie bei AfD-Wählern.
Einfach nur beschämend, welcher Unfug noch in diesen Köpfen spukt.
Wer eine liberale Haltung zu diesem Thema vertritt muß nach wie vor mit Nachteilen rechnen, zumindest aber mit Anfeindungen.
Dieses Vorgehen ist eigentlich nur mit der Widerwärtigkeit des früheren Paragraphen 175 (Schwulenparagraph) zu vergleichen, welcher allzu gerne dazu misbraucht wurde, unliebsame Mitbürger gesellschaftlich zu ächten und zu kriminalisieren.
Und so ganz will Bayern, zumindest die Staatspartei CSU, wohl immer noch nicht darauf verzichten, so ein Druckmittel gegen seine Bürger/innen in der Hand zu haben.
Was ist denn so schwer daran, den Leuten Eigenverantwortung zuzugestehen?
Ist eine homogene Säufergesellschaft denn wirklich so viel erstrebenswerter als ein tolerantes, nicht verlogen herumdrucksendes Volk, welches selbst entscheidet, ob und wie es sich gelegentlich berauschen möchte?
Ich stelle hier einfach mal einen Link rein zu einem Lied des fränkischen Rappers Jaggy Jackpot. Das ist ein Sohn des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann von der CSU, dann wird er schon eine Ahnung haben, über was er singt .
https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-rapper-joachim-herrmann-sohn-1.5116536
Und ansonsten finde ich es haarsträubend, wie hier in Bayern sogar der Ministerpräsident ungeschoren der Volksdroge Alkohol huldigt, aber gleichzeitig über Hanfkonsum herzetert.
Die LIBERALITAS BAVARIAE gilt eben nur für "Mia san mia"-Folks und andere Befürworter/innen der Einfalt.
Und klar haben Menschen Angst, sich zum Thema Cannabis ehrlich zu äußern, die Hexenjagd läuft ja schon seit Jahrzehnten.
Die Polizei ist auch mächtig stolz, wenn sie mal wieder irgendwo Gras erschnüffeln kann, da gibts kräftig Lob von der Politik !
Ignoranz und Unkenntnis sind halt leider grundsätzlich sehr schlechte Ratgeber.
Martin Dobat