zurück
Haßfurt
Bundestagswahl im Stimmkreis Bad Kissingen: Sabine Dittmar ist die lachende Zweite
Vor drei Monaten hätte niemand geglaubt, dass die SPD-Politikerin den Wiedereinzug in den Bundestag schafft. Dorothee Bär (CSU) gewinnt Direktmandat mit starken Verlusten.
 Wahlüberraschung: Sabine Dittmar (SPD) hat den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft. Das bedeutet: Weiterhin wird der Haßbergkreis von drei Frauen in Berlin vertreten.
Foto: Johannes Schlereth |  Wahlüberraschung: Sabine Dittmar (SPD) hat den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft. Das bedeutet: Weiterhin wird der Haßbergkreis von drei Frauen in Berlin vertreten.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:46 Uhr

Die Maßbacherin Sabine Dittmar ist die eigentliche Siegerin bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Bad Kissingen. Noch vor einem Vierteljahr hätten auch die größten Optimisten in ihrer Partei nicht damit gerechnet, dass die SPD-Politikerin bei den schlechten Prognosen von Listenplatz 14 in Bayern erneut den Einzug in den Reichstag schaffen würde. Doch dank etwa 17 Prozent für die Bayern-SPD "sieht es zu 99,99 Prozent so aus, dass ich es geschafft habe", strahlte die 57-Jährige am Sonntagabend.

Das Direktmandat im Wahlkreis Bad Kissingen verteidigte erwartungsgemäß die Ebelsbacher CSU-Politikerin Dorothee Bär, allerdings mit enormen Stimmverlusten. Hatte die 43-Jährige bei den letzten drei Wahlen stets über 50 Prozent der Erststimmen auf sich vereint, waren es dieses Mal nur rund 39. Angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens von CDU/CSU mit der SPD drückte Bär ihre Hoffnung aus, "dass die Union am Ende vorne liegt". Es sei aber schon ein großer Erfolg, dass es den Schwesterparteien im Wahlkampf-Endspurt gelungen sei, Rot-Grün-Rot zu verhindern.

Dass sie ihr Direktmandat verteidigen würde, das war nicht anders zu erwarten. Doch ihre Stimmenverluste sind gewaltig: Dorothee Bär beim Urnengang am Sonntagmorgen in Ebelsbach.
Foto: Ralf Naumann | Dass sie ihr Direktmandat verteidigen würde, das war nicht anders zu erwarten. Doch ihre Stimmenverluste sind gewaltig: Dorothee Bär beim Urnengang am Sonntagmorgen in Ebelsbach.

Manuela Rottmann komplettiert das bekannte Frauen-Trio in Berlin

Damit bleibt die bisher bundesweit wohl einzigartige Situation erhalten, dass der Wahlkreis Bad Kissingen, zu dem neben dem namensgebenden Landkreis und dem Landkreis Haßberge auch der Kreis Rhön-Grabfeld zählt, mit drei Frauen in Berlin vertreten ist: Denn auch die grüne Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (Hammelburg) hat wiederum den Sprung ins Parlament geschafft. Keine Überraschung, denn die 49-Jährige trat von Platz 5 der grünen Landesliste an - bei dem Stimmungshoch für die Grünen quasi Garantie für die Wiederwahl.

Gespannt blickt Manuela Rottmann bei ihrer Wahlparty in Münnerstadt auf die ersten Zahlen im TV. Rechts neben ihr: Der ehemalige Grünen-Spitzenpolitiker Hans-Josef Fell.
Foto: Thomas Malz | Gespannt blickt Manuela Rottmann bei ihrer Wahlparty in Münnerstadt auf die ersten Zahlen im TV. Rechts neben ihr: Der ehemalige Grünen-Spitzenpolitiker Hans-Josef Fell.

Allerdings: Persönlich konnte Rottmann nicht wirklich vom guten Ergebnis ihrer Partei profitieren. Sie erreichte nicht ganz 10 Prozent der Erststimmen und landete damit, wenn auch nur knapp, hinter AfD-Kandidatin Freya Lippold-Eggen (Bad Kissingen). Die 66-Jährige war nur Direktkandidatin, damit war ihr der Weg nach Berlin von vornherein verbaut. Trotzdem freute sie sich am Wahlabend auf die Bundestagsarbeit ihrer Partei: Eine starke Opposition sei „gut für jedes Land und zwar um den Teil der Menschen zu vertreten, die eine andere Meinungen haben“.

Bundestagswahl im Stimmkreis Bad Kissingen: Sabine Dittmar ist die lachende Zweite

Einer, den der Aufwärtstrend seiner Partei auch nicht wirklich mitgerissen hat, ist Karl Schenk Graf von Stauffenberg (Bad Königshofen). Auf den 51-Jährigen entfielen rund 7 Prozent der Erstwählerstimmen - deutlich mehr allerdings als auf den Linken-Direktkandidaten Claus Scheeres aus Großwenkheim. Der 33-Jährige endete bei unter 3 Prozent. Stauffenberg sprach von einem respektablen Ergebnis seiner Partei und wie Bär davon, dass er froh sei, dass eine rot-grün-rote Regierung keine Chance habe. Scheeres hingegen erklärte das Zittern seiner Partei an der 5-Prozent-Hürde auch mit einem schmutzigen Wahlkampf, vor allem seitens der CSU. Er frage sich, was schlimm daran sei, für gerechte Löhne und soziale Sicherheit zu sein.

Vier Direktkandidaten ohne echte Chance

Einen Achtungserfolg erzielte der Freie-Wähler-Direktkandidat Frank Helmerich mit über 8 Prozentpunkten - womit er über dem Bayern-Durchschnitt seiner Partei lag. „Einerseits konnten wir unser Ergebnis in Bayern im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 mehr als verdoppeln“, freute sich der 44-Jährige aus Bad Königshofen, andererseits beklagte er den missglückten Einzug ins Parlament.

Bundestagswahl im Stimmkreis Bad Kissingen: Sabine Dittmar ist die lachende Zweite

Ohne nur den Hauch der Chance auf ein Mandat in der Bundeshauptstadt angetreten waren vier weitere Bewerber: Sonja Johannes (Münnerstadt) von "Die Partei", die aber mit einem zufrieden war: "Wir haben immerhin ein paar intelligente Protestwähler von anderen Parteien abziehen können". ÖDP-Direktkandidatin Michaela Reinhard (Bad Kissingen) fand es bedauerlich, dass die Menschen kein deutlicheres Signal zur Klimawende gesetzt haben.

Zwei Haßbergler mit Hoffnung auf eine politische Zukunft

Verbleiben zwei Kandidaten aus dem Landkreis Haßberge: Michael Kaiser aus Koppenwind, der als parteiloser Einzelkandidat für "Freiheit jetzt!" angetreten war, zog eine positive Bilanz. „Ich bin Einzelbewerber, ohne Geld, ohne alles“, so der 32-Jährige. „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, das ich mit minimalem Aufwand erreicht habe, gerade weil der Wahlkreis Bad Kissingen recht groß ist.“ Er sei keine Eintagsfliege und werde wieder antreten.

"Fürs erste Mal ist das Ergebnis durchaus gut", befand auch Marco Garnache (Maroldsweisach) von der Partei "dieBasis". Der 38-Jährige sieht im Ergebnis der Wahl die Bestätigung, dass es keine Parteien mehr gibt, die hinter sich die überwältigende Mehrheit versammeln können. Nicht zuletzt auch daraus schöpft er die Hoffnung, sich bei künftigen Wahlen noch besser darstellen zu können, als dies bisher in der Öffentlichkeit möglich gewesen sei.

An diesem Artikel haben mitgewirkt: ak, ikr, johe, lre, sw, tm, wos

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Martin Sage
Bundestagsabgeordnete
Bundestagswahl Bad Kissingen - Rhön-Grabfeld - Haßberge
CSU
Claus Schenk Graf von Stauffenberg
Deutscher Bundestag
Dorothee Bär
Manuela Rottmann
Parlamente und Volksvertretungen
Politikerinnen der CSU
SPD
SPD-Politikerinnen
Sabine Dittmar
Sozialer Schutz und soziale Sicherheit
Wahlen zum Deutschen Bundestag
Wahlkampf
Wahlkreise
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top