Die Maßbacherin Sabine Dittmar ist die eigentliche Siegerin bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Bad Kissingen. Noch vor einem Vierteljahr hätten auch die größten Optimisten in ihrer Partei nicht damit gerechnet, dass die SPD-Politikerin bei den schlechten Prognosen von Listenplatz 14 in Bayern erneut den Einzug in den Reichstag schaffen würde. Doch dank etwa 17 Prozent für die Bayern-SPD "sieht es zu 99,99 Prozent so aus, dass ich es geschafft habe", strahlte die 57-Jährige am Sonntagabend.
Das Direktmandat im Wahlkreis Bad Kissingen verteidigte erwartungsgemäß die Ebelsbacher CSU-Politikerin Dorothee Bär, allerdings mit enormen Stimmverlusten. Hatte die 43-Jährige bei den letzten drei Wahlen stets über 50 Prozent der Erststimmen auf sich vereint, waren es dieses Mal nur rund 39. Angesichts des Kopf-an-Kopf-Rennens von CDU/CSU mit der SPD drückte Bär ihre Hoffnung aus, "dass die Union am Ende vorne liegt". Es sei aber schon ein großer Erfolg, dass es den Schwesterparteien im Wahlkampf-Endspurt gelungen sei, Rot-Grün-Rot zu verhindern.
Manuela Rottmann komplettiert das bekannte Frauen-Trio in Berlin
Damit bleibt die bisher bundesweit wohl einzigartige Situation erhalten, dass der Wahlkreis Bad Kissingen, zu dem neben dem namensgebenden Landkreis und dem Landkreis Haßberge auch der Kreis Rhön-Grabfeld zählt, mit drei Frauen in Berlin vertreten ist: Denn auch die grüne Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (Hammelburg) hat wiederum den Sprung ins Parlament geschafft. Keine Überraschung, denn die 49-Jährige trat von Platz 5 der grünen Landesliste an - bei dem Stimmungshoch für die Grünen quasi Garantie für die Wiederwahl.
Allerdings: Persönlich konnte Rottmann nicht wirklich vom guten Ergebnis ihrer Partei profitieren. Sie erreichte nicht ganz 10 Prozent der Erststimmen und landete damit, wenn auch nur knapp, hinter AfD-Kandidatin Freya Lippold-Eggen (Bad Kissingen). Die 66-Jährige war nur Direktkandidatin, damit war ihr der Weg nach Berlin von vornherein verbaut. Trotzdem freute sie sich am Wahlabend auf die Bundestagsarbeit ihrer Partei: Eine starke Opposition sei „gut für jedes Land und zwar um den Teil der Menschen zu vertreten, die eine andere Meinungen haben“.
Einer, den der Aufwärtstrend seiner Partei auch nicht wirklich mitgerissen hat, ist Karl Schenk Graf von Stauffenberg (Bad Königshofen). Auf den 51-Jährigen entfielen rund 7 Prozent der Erstwählerstimmen - deutlich mehr allerdings als auf den Linken-Direktkandidaten Claus Scheeres aus Großwenkheim. Der 33-Jährige endete bei unter 3 Prozent. Stauffenberg sprach von einem respektablen Ergebnis seiner Partei und wie Bär davon, dass er froh sei, dass eine rot-grün-rote Regierung keine Chance habe. Scheeres hingegen erklärte das Zittern seiner Partei an der 5-Prozent-Hürde auch mit einem schmutzigen Wahlkampf, vor allem seitens der CSU. Er frage sich, was schlimm daran sei, für gerechte Löhne und soziale Sicherheit zu sein.
Vier Direktkandidaten ohne echte Chance
Einen Achtungserfolg erzielte der Freie-Wähler-Direktkandidat Frank Helmerich mit über 8 Prozentpunkten - womit er über dem Bayern-Durchschnitt seiner Partei lag. „Einerseits konnten wir unser Ergebnis in Bayern im Vergleich zur Bundestagswahl 2017 mehr als verdoppeln“, freute sich der 44-Jährige aus Bad Königshofen, andererseits beklagte er den missglückten Einzug ins Parlament.
Ohne nur den Hauch der Chance auf ein Mandat in der Bundeshauptstadt angetreten waren vier weitere Bewerber: Sonja Johannes (Münnerstadt) von "Die Partei", die aber mit einem zufrieden war: "Wir haben immerhin ein paar intelligente Protestwähler von anderen Parteien abziehen können". ÖDP-Direktkandidatin Michaela Reinhard (Bad Kissingen) fand es bedauerlich, dass die Menschen kein deutlicheres Signal zur Klimawende gesetzt haben.
Zwei Haßbergler mit Hoffnung auf eine politische Zukunft
Verbleiben zwei Kandidaten aus dem Landkreis Haßberge: Michael Kaiser aus Koppenwind, der als parteiloser Einzelkandidat für "Freiheit jetzt!" angetreten war, zog eine positive Bilanz. „Ich bin Einzelbewerber, ohne Geld, ohne alles“, so der 32-Jährige. „Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, das ich mit minimalem Aufwand erreicht habe, gerade weil der Wahlkreis Bad Kissingen recht groß ist.“ Er sei keine Eintagsfliege und werde wieder antreten.
"Fürs erste Mal ist das Ergebnis durchaus gut", befand auch Marco Garnache (Maroldsweisach) von der Partei "dieBasis". Der 38-Jährige sieht im Ergebnis der Wahl die Bestätigung, dass es keine Parteien mehr gibt, die hinter sich die überwältigende Mehrheit versammeln können. Nicht zuletzt auch daraus schöpft er die Hoffnung, sich bei künftigen Wahlen noch besser darstellen zu können, als dies bisher in der Öffentlichkeit möglich gewesen sei.
An diesem Artikel haben mitgewirkt: ak, ikr, johe, lre, sw, tm, wos