Michael Riederer hat bei der Polizei richtig Karriere gemacht: Am 1. Januar übernahm der 51-Jährige das Amt des Vizepräsidenten des Polizeipräsidiums Schwaben Nord mit Sitz in Augsburg. Bis er auf diesen Posten kam, war ein langer Weg nötig. Dieser begann im Oktober 1987 in Haßfurt. Denn dort machte Riederer, der aus dem Rauhenebracher Ortsteil Karbach stammt, seine "ersten Gehversuche" bei der Polizei. Später konnte er sich vor allem beim G7-Gipfel 2015 in Elmau beweisen, wo er den Koordinierungsstab leitete.
Polizist war schon ab der frühesten Kindheit der Traumberuf
"Ich habe mich für keinen anderen Berufszweig beworben", sagt Riederer im Gespräch mit dieser Redaktion. "Ich habe da auf Risiko gespielt." Denn seit frühester Kindheit habe er Interesse am Polizeiberuf gehabt, den er als "sehr abwechslungsreich" beschreibt. "Zwischen Bürotätigkeit und dem Dienst am Menschen" habe der Beruf viele verschiedene Aufgaben zu bieten. Spannend findet Riederer auch die ganze Bandbreite an Tätigkeitsfeldern bei der Polizei, von der Kriminalpolizei bis zur Schutzpolizei.
Das Interesse für diesen Beruf dürfte auch daher kommen, dass auch Michael Riederers Vater Polizist war. Dieser arbeitete zunächst bei der Haßfurter Dienststelle, später in Schweinfurt. "Als ich in Haßfurt angefangen habe, war er schon nicht mehr da", sagt Michael Riederer. Die beiden haben also nie gleichzeitig bei der gleichen Dienststelle gearbeitet. Mittlerweile ist sein Vater im Ruhestand.
Ein halbes Jahr als "dritter Mann im Streifenwagen"
Eigentlich wollte Michael Riederer gleich zur Bereitschaftspolizei, berichtet er im Gespräch. Doch für eine Ausbildung bei der Polizei war er nach dem Schulabschluss mit seinen 16 Jahren noch zu jung. Was jedoch möglich war, war ein Praktikum, das er dann in Haßfurt machte. "Das war eine Zeit, die für meine Ausbildung besonders wichtig war", erzählt er rückblickend. Denn dadurch habe er die ersten "wertvollen Einblicke in die Polizeiarbeit" erhalten, sagt Riederer.
Ein halbes Jahr war er bei der Polizei in Haßfurt, damals sei er unter anderem als "dritter Mann im Streifenwagen" mitgefahren. Wobei die Kollegen damals "schon sehr behutsam" gewesen seien, so dass sie ihn nie zu Einsätzen mitgenommen hätten, bei denen sie befürchteten, dass es gefährlich werden könnte. Ansonsten hätten sie ihm aber einen sehr umfassenden Einblick in die Polizeiarbeit gegeben, vom Innendienst über die Arbeit der Ermittlungsgruppe bis hin zum Einsatz auf Streife.
Verhöre waren eine spannende Erfahrung
"Da durfte man auch mal – wenn der zu Vernehmende einverstanden war – bei einer Vernehmung mit dabei sein", berichtet Riederer von einer besonders spannenden Erfahrung. "Im Nachhinein hat dann der Kollege erklärt, warum er das so gemacht hat."
Eine Uniform durfte er bei all dem noch nicht tragen. Auch wenn er mit den Kollegen im Streifenwagen saß, war er selbst in Zivil unterwegs und hatte keine besonderen polizeilichen Befugnisse, nur die "Jedermannsrechte". Das änderte sich erst, als er in Würzburg seine Polizei-Ausbildung begann. Danach war er in Sulzbach Rosenberg eingesetzt und ab 1992 bei der Bereitschaftspolizei in München.
Bis zu 18.000 Einsatzkräfte beim G7-Gipfel
Doch Riederer wollte mehr. 1998 ging er an die Beamtenhochschule in Fürstenfeldbruck, um in den gehobenen Dienst aufsteigen zu können, danach wurde er Sachbearbeiter im bayerischen Innenminsterium. Von 2006 bis 2008 ging es dann nach Münster an die Deutsche Hochschule der Polizei, ab 2009 arbeitete er wieder im bayerischen Innenministerium beim Sachgebiet Einsatz der Polizei.
Eine große Aufgabe kam schließlich 2015 auf ihn zu: In diesem Jahr fand der G7-Gipfel auf dem oberbayerischen Schloss Elmau statt. Michael Riederer übernahm die Leitung des Koordinationsstabes. Dabei kamen Polizeikräfte aus dem ganzen Bundesgebiet zum Einsatz, auch von der Bundespolizei. Und auch die österreichische Polizei unterstützte die deutschen Kolleginnen und Kollegen. In der Spitze seien rund 18.000 Polizeikräfte im Einsatz gewesen, erzählt er.
G7 und G20: Elmau im Vergleich mit Hamburg
Und dabei gab es einige Herausforderungen zu meistern: "Die Topographie war nicht dafür ausgelegt", sagt Michael Riederer. Die Lage im Gebirge, die sehr ländliche Regionen – all das waren ungewöhnliche Bedingungen für ein solches Treffen und unter anderem auch die Unterbringung der Einsatzkräfte. Dennoch sei es gelungen, die Veranstaltung polizeilich gut zu betreuen.
So zieht Riederer den Vergleich: "Es hat bedeutend weniger Störungen gegeben als zum Beispiel beim G20-Gipfel in Hamburg." Dieser war 2017 zum Debakel für die Hansestadt geworden und hatte auch dem damaligen Hamburger Bürgermeister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz viel Kritik eingebracht, da es zahlreiche Demos und vor allem gewalttätige Ausschreitungen gab, die sich kaum unter Kontrolle hatten bringen lassen.
Ein Fachmann für Organisation und Einsätze
Die Leistungen des 51-Jährigen finden inzwischen auch im politischen München Anerkennung. "Riederer hat sich nicht nur als Leiter des Lagezentrums der bayerischen Polizei, sondern auch mit der Koordinierung des G7-Gipfels 2015 im Innenministerium einen Namen gemacht", hob Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gerade Riederers Verdienste in Elmau hervor, als er ihn zum neuen Polizei-Vizepräsidenten in Augsburg bestellte. "Auch als Aufbauhelfer beim Landesamt für Asyl und Rückführungen hat er seine vielseitigen Qualitäten und Verwendungsmöglichkeiten bei der Polizei eindrucksvoll unter Beweis gestellt", wird Herrmann auf der Internetseite seines Ministeriums zitiert.
Riederer sei ein "ausgewiesener Fachmann in Organisations- aber auch Einsatzangelegenheiten". Als Vizepräsident des Polizeipräsidiums Schwaben Nord soll er künftig Polizeipräsidenten Martin Wilhelm unterstützen. Sein Vorgänger Markus Trebes, der bis Ende 2022 das Amt des Vizepräsidenten hatte, wurde zum Jahreswechsel neuer Polizeipräsident in Oberfranken.
In Augsburg warten viele Aufgaben und Herausforderungen
Michael Riederer wohnt heute mit seiner Frau und zwei Kindern im Alter von 12 und 18 Jahren im Landkreis Dachau. Die Begeisterung für die Polizeiarbeit, die er selbst von seinem Vater mitgegeben bekommen hat, konnte er jedoch scheinbar nicht weitergeben. Sein 18-jähriger Sohn studiert in München und "geht in eine ganz andere Richtung".
Über die Aufgaben, die nun als Vizepräsident auf ihn zukommen, sagt Michael Riederer: "Ich bin sehr glücklich, aber es schwingt auch der Respekt vor der Arbeit mit." Gerade, dass er nun für eine Region zuständig ist, die viele ländliche Bereiche hat, zu der mit der Stadt Augsburg aber auch ein großer Ballungsraum gehört, finde er "spannend und herausfordernd".