
Allein schon die Eröffnung dieser Sonderausstellung im Historischen Museum dürfte in die städtischen Annalen eingehen: Weil der Bozener Musiker Michele Cagol eine Uraufführung seiner sphärischen, elektronischen Untermalung darbot. Und weil sich im majestätischen Glanz des Kaisersaals in der Neuen Residenz die Bamberger Prominenz mit Oberbürgermeister Andreas Starke und Erzbischof Herwig Gössl an der Spitze sonnte. Gnädig oder vielleicht auch frohlockend von Kaiser Heinrich II. beäugt, der als Gemälde von Melchior Steidl zu Beginn des 18. Jahrhunderts im farbenfrohen Kostüm verewigt wurde. Also zu einer Zeit, als der Herrscher, Heilige und Bistumsgründer längst hätte vergessen sein können.
Der Kaiser ist noch immer sehr präsent
Doch die Erinnerung an ihn, der vor 1000 Jahren am 13. Juli 1024 starb, und seine Gemahlin Kunigunde überdauerte die Jahrhunderte. "Bis heute ist sein Einfluss überall in Bamberg spürbar", erklärte OB Starke. Kaiser Heinrich II. begegne einem ganz selbstverständlich in Kunstwerken, Denkmälern und historischen Gebäuden, aber ebenso in gastronomischen Angeboten, Print- und Online-Produkten: "Sie alle tragen seinen Namen oder zeigen ihn als Herrscher und Gönner seiner einzig geliebten Stadt Bamberg."
Trotz dieser herausragenden Gegebenheit legt die neue Ausstellung anlässlich des 1000. Todestages den Fokus nicht ausschließlich auf den letzten Kaiser der Ottonen, sondern ebenfalls auf Kaiserin Kunigunde und die Menschen in ihrem Umfeld. Diese umfassende Sicht gibt schon der Titel der Präsentation wieder: "Vor 1000 Jahren – Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II." Damit versprechen Museumsdirektorin Kristin Knebel und Ausstellungskurator Arne Schönfeld den Bambergern eine Zeitreise in das Jahr 1024, die mit Mythen aus dem angeblich so finsteren Mittelalter – aus europäischer Perspektive die Zeitspanne zwischen 500 und 1500 nach Christus – aufräumt.

Wertvolle, zum Teil 1000 Jahre alte Exponate – Leihgaben aus ganz Deutschland und Polen – faszinieren den Betrachter. Zumal diese ausgesprochene Raritäten sind aus einer Epoche, die überwiegend lediglich archäologische Funde ausweist. Ausstellungsarchitektur, Wegführung, Texttafeln, ausgesprochene "Eyecatcher" wie die Nachbauten eines Grubenhauses und Webstuhls oder den Gürtel der Kaiserin Kunigunde, die Reliquienbüsten des heiliggesprochenen Kaiserpaares oder den auf 1024 datierten Lederschuh machen den Rundgang zu einem Erlebnis.
Einblick in das Alltagsleben von einst
Und zwar für die ganze Familie. Denn zahlreiche Mitmachstationen und digitale Anwendungen ermöglichen gerade jungen Museumsbesuchern, mit modernsten Mitteln aktuelle Forschungsstände zu Mittelalterthemen zu erkunden. Sie können dabei aus der Perspektive der allgemeinen Bevölkerung Antworten finden auf Fragen wie "Wer lebte vor 1000 Jahren in Bamberg, und wie lebte man damals überhaupt?" "Welche Kleidung trugen die Menschen, was aßen sie, und wie verbrachte sie ihre Tage?" "Welche Handlungsräume hatten Frauen in dieser Zeit?"
"So spannend war Geschichtsunterricht selten", bilanzierte denn auch Florian Luderschmid, Regierungspräsident von Oberfranken, diese Sonderschau im Historischen Museum. Sie sei "ein Höhepunkt im bayerischen Ausstellungsjahr mit großer Bedeutung für Oberfranken und darüber hinaus". Allein schon die Alte Hofhaltung, die "aus dem Nebel der Vergangenheit auftaucht, ist ein eigenes Exponat", ergänzte Ingo Krüger, Geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsvorstandes Bayerische Sparkassenstiftung.
Viele Dankesworte an Sponsoren, Unterstützer und das mehrköpfige Ausstellungsteam waren während der Eröffnungsfeier zu hören. Starken Beifall gab es für die scheidende Museumsdirektorin Knebel, die mit dieser Präsentation ihre letzte Ausstellung in Bamberg organisiert hat.