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Haßfurt
Bahnhof Haßfurt: Umbau fällt umfangreicher aus als geplant
Entgegen der ursprünglichen Planung muss die Bahnsteigunterführung komplett neu gebaut werden. Ihren Zeitplan will die Bahn dennoch einhalten.
Der Bahnsteig an Gleis 1 des Haßfurter Bahnhofs ist nun höher als bisher, so dass Fahrgäste barrierefrei ein- und aussteigen können. Für den Zugang zum Bahnsteig gibt es eine Rampe.
Foto: René Ruprecht | Der Bahnsteig an Gleis 1 des Haßfurter Bahnhofs ist nun höher als bisher, so dass Fahrgäste barrierefrei ein- und aussteigen können. Für den Zugang zum Bahnsteig gibt es eine Rampe.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 12.02.2024 15:54 Uhr

Vor knapp zwei Wochen konnte die Stadt Haßfurt vermelden, dass am Bahnhof Haßfurt das Gleis 1 wieder in Betrieb und nun sogar barrierefrei zugänglich ist. Der erste Schritt des Bahnhofsumbaus ist damit geschafft, und das auch im Zeitplan. Allerdings hat sich im Zuge der Arbeiten auch herausgestellt, dass es mehr zu tun gibt, als ursprünglich angenommen. Projektleiter Daniel Spies ist dennoch zuversichtlich, dass er und seine Bauarbeiter den Zeitplan einhalten können.

Aufzüge und höhere Bahnsteige

Bei den Arbeiten, die seit Anfang Mai laufen, geht es vor allem darum, den Bahnhof barrierefrei zu gestalten. Dafür müssen in erster Linie zwei Ziele erreicht werden: Einerseits müssen die Bahnsteige genauso hoch sein wie der Einstieg in die Eisenbahn-Wagons, so dass Menschen mit einer Gehbehinderung oder Eltern, die einen Kinderwagen schieben, ein- und aussteigen können, ohne eine Stufe überwinden zu müssen. Bisher waren die Haßfurter Bahnsteige dafür 38 Zentimeter zu niedrig. Andererseits muss es möglich sein, die Bahnsteige überhaupt zu erreichen. Die bisherige Unterführung unter den Bahngleisen hat nur Treppenaufgänge, keine Aufzüge.

Durch die Bauarbeiten soll der Haßfurter Bahnhof barrierefrei werden. An dieser Stelle soll eine neue Bahnsteigunterführung mit Aufzug entstehen.
Foto: René Ruprecht | Durch die Bauarbeiten soll der Haßfurter Bahnhof barrierefrei werden. An dieser Stelle soll eine neue Bahnsteigunterführung mit Aufzug entstehen.

Durch den Umbau sollen also die Bahnsteige erhöht und an den Auf- und Abgängen zur Bahnsteigunterführung Aufzüge eingebaut werden. Das Problem dabei: Der Bahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3 ist zu schmal, um den Platz zu bieten, zusätzlich zu einer Treppe auch noch einen Aufzug einzubauen.

Mehr Platz durch ungenutzte Gleise

Die Lösung: Die hinteren Gleise des Bahnhofs, also die früheren Gleise 4 und 5, werden mittlerweile ohnehin nicht mehr benötigt, ebenso wenig wie der Bahnsteig zwischen ihnen. Damit ist genug Platz, um Gleis 3 weiter nach Norden zu verlegen, also weg vom Bahnhofsgebäude und hin zum Feuerwehrhaus. So soll der Platz entstehen, um den Bahnsteig entsprechend zu verbreitern.

Wichtig war der Bahn, dass der Bahnhof – wenn auch mit Einschränkungen – während der kompletten Zeit, die die Arbeiten in Anspruch nehmen, genutzt werden kann. Sprich: Während an einem Bahnsteig gearbeitet wird, halten alle Züge am anderen Bahnsteig, nie sollen beide Bahnsteige gleichzeitig gesperrt sein.

So lange die Bauarbeiten laufen, ersetzt eine provisorische Brücke die Unterführung, um die Reisenden von einem Bahnsteig zum anderen zu bringen.
Foto: René Ruprecht | So lange die Bauarbeiten laufen, ersetzt eine provisorische Brücke die Unterführung, um die Reisenden von einem Bahnsteig zum anderen zu bringen.

Begonnen wurde Anfang Mai mit dem Aufbau einer provisorischen Brücke über die Gleise, die für die Zeit der Bauarbeiten die Unterführung ersetzt. Von da an fuhren vorerst alle Züge von den Gleisen 2 und 3 ab, während der Bahnsteig an Gleis 1 erhöht wurde. Dieser Teil der Arbeiten ist nun abgeschlossen, und das auch in der vorgesehenen Zeit. "Wir sind aktuell noch im Zeitplan. Den Hausbahnsteig haben wir jetzt in Betrieb genommen", berichtet Projektleiter Daniel Spies. Der ist nun auch entsprechend erhöht, dass Fahrgäste barrierefrei ein- und aussteigen können. Eine Rampe ermöglicht es auch, den nun höher gelegenen Bahnsteig zu erreichen.

Komplett neue Unterführung

Das Wörtchen "noch" deutet es allerdings schon an: Es hat sich etwas geändert. "Nach aktuellem Stand muss die Unterführung komplett neu gebaut werden", sagt Spies. "Das hat sich im Zuge des Projekt-Fortschritts so ergeben."

Zum neuen, erhöhten Bahnsteig an Gleis 1 führen eine Rampe und eine Treppe.
Foto: René Ruprecht | Zum neuen, erhöhten Bahnsteig an Gleis 1 führen eine Rampe und eine Treppe.

Denn ursprünglich war vorgesehen, die alte Unterführung weiterhin zu nutzen. Zwar sollten die Treppenhäuser neu gestaltet und Aufzüge eingebaut werden, der Gang unter den Gleisen sollte allerdings bleiben. Aber: "Die Substanz ist schlechter als in der Planung angenommen", begründet der Projektleiter, warum nun doch die komplette Unterführung an gleicher Stelle neu gebaut werden muss. "Das halte ich für die beste Lösung."

Nicht alle Züge halten auf Gleis 1

Deshalb wurde bisher auch nicht die gesamte Länge des ersten Bahnsteigs wieder in Betrieb genommen, sondern nur ein großer Teil davon; 138 Meter, um genau zu sein. Daniel Spies gibt daher einen wichtigen Hinweis für gehbehinderte Bahnreisende, die in Haßfurt ein- und aussteigen wollen: Längere Züge, die nach dem normalen Fahrplan auf Gleis 1 halten würden, halten im Moment noch auf Gleis 3, wo der Bahnsteig auf seiner vollen Länge nutzbar ist. Das betreffe zwar nicht viele Reisende, da die Personenzüge, die in Haßfurt halten, ohnehin recht kurz seien. Fahrgäste, die nicht über die Behelfsbrücke gehen können, sollten sich dennoch rechtzeitig informieren, welche Züge für sie infrage kommen. Dabei hilft der Navigator auf der Internetseite der Deutschen Bahn, der für jeden Zug anzeigt, auf welchem Gleis er an welchem Bahnhof halten wird.

Eine Sanierung reicht nicht aus. Die Bahnsteigunterführung muss komplett neu gebaut werden.
Foto: René Ruprecht | Eine Sanierung reicht nicht aus. Die Bahnsteigunterführung muss komplett neu gebaut werden.

Daniel Spies geht davon aus, dass die Planänderung den Gesamt-Zeitplan des Bahnhofsumbaus nicht durcheinander bringen wird. Das liegt daran, dass bis zum Jahresende ohnehin keine großen Arbeiten mehr passiert wären. Erst im Januar sollte die Verschiebung von Gleis 3 beginnen, um anschließend auch den dortigen Bahnsteig zu verbreitern und zu erhöhen.

Der Zeitplan bleibt, die Kosten steigen

Die Zeit bis zum Jahreswechsel kann also genutzt werden, um die zusätzlich anfallenden Arbeiten an der Unterführung zu erledigen. So ist Spies guter Dinge, dass der Bahnhofsumbau wie geplant bis Oktober 2021 abgeschlossen sein wird. Doch auch, wenn sich der Fertigstellungstermin halten lässt: Die Baukosten werden sich unter diesen Umständen erhöhen - von geplanten 8,3 Millionen Euro auf 10,1 bis 10,2 Millionen.

Bis im November die Arbeiten an der neuen Unterführung beginnen, werde auf der Baustelle nicht viel Betrieb zu sehen sein. Das bedeute aber nicht, dass nichts passiert, sagt Projektleiter Spies. "Im Hintergrund läuft die Planung. Die Prozesse laufen schon seit ein bis zwei Monaten im Hintergrund ab." Denn die zusätzlich anfallenden Arbeiten und die Aufgabe, diese in den Zeitplan zu integrieren, stellen ihn und sein Team vor einige Herausforderungen.

Keine Abkürzung mehr für Fußgänger

Der Durchgang der neuen Unterführung soll höher werden, als es bei der alten Unterführung der Fall war. Allerdings wird die neue Unterführung kürzer als die bisherige: Sie reicht nur noch bis zum Gleis 3. Manchen Haßfurtern dürfte das nicht recht sein: Seit die Gleise 4 und 5 nicht mehr in Betrieb sind, ist der Bahnsteig zwischen ihnen zwar aus Sicht der Bahn überflüssig. Viele Haßfurter hatten den noch bestehenden Gang unter den Gleisen hindurch allerdings bisher als Abkürzung genutzt, um schnell von einer Seite des Bahnhofs auf die andere zu kommen. Diese Möglichkeit gibt es nun nicht mehr.

Auch ohne einen kompletten Neubau der Unterführung hätte diese Abkürzung nicht weiter zur Verfügung gestanden. Denn auch wenn die Bahn den alten Gang weiter genutzt hätte, wäre der Durchgang zu den stillgelegten Gleisen zugemauert worden.

 
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  • A. B.
    Die Sanierung des Bahnhofs ist absolut zu begrüßen.
    Die Schließung der Anbindung von Norden her ist sehr bedauerlich. Eine sinnvolle Anbindung (zB an den Fußweg nördlich der B26) hätte die Attraktivität des Bahnhofs deutlich erhöht.
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