
Wer derzeit in der Nähe des Haßfurter Bahnhofs unterwegs ist, dem springt es sofort ins Auge: Eine riesige Konstruktion aus Baugerüsten überspannt dort die Bahngleise. Der Grund dafür ist, dass die Bauarbeiten begonnen haben, die dafür sorgen sollen, dass auch Menschen mit einer Gehbehinderung bald ohne fremde Hilfe in der Kreisstadt ein- und aussteigen können.
Immer wieder verschoben
Damit setzt die Bahn nun endlich ein Bauvorhaben um, das schon lange geplant war, aber immer wieder aufgeschoben wurde. Seit vielen Jahren wiesen Politiker verschiedener Parteien, ebenso wie Behinderten- und Seniorenvertreter, darauf hin, dass der Bahnhof der Kreisstadt noch immer nicht barrierefrei ist. Es kam zu Gesprächen zwischen Vertretern der Stadt Haßfurt und der Deutschen Bahn.
Im Oktober 2016 erklärte daraufhin der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner dieser Redaktion, welche Maßnahmen geplant seien. Dieser Bericht deckte sich schon mit dem, was jetzt umgesetzt wird - nur war damals noch von einem Baubeginn 2018 und einer Fertigstellung 2019 die Rede. Doch dann kam es immer wieder zur Verschiebung des Bauvorhabens, so dass aus der Politik immer wieder die Forderung zu hören war, die Bahn solle den barrierefreien Umbau nun endlich umsetzen.
Aufzüge und neue Treppen
Doch wie soll der Bahnhof nach der Umgestaltung aussehen? Derzeit ist das Hauptproblem, dass Menschen, die nicht in der Lage sind, Treppen zu steigen, keine Chance haben, ein- oder auszusteigen, wenn ihr Zug nicht auf Gleis 1 hält. Denn um auf den Bahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3 zu kommen, müssen sie eine Unterführung benutzen, die derzeit nur über Treppen erreichbar ist. Diese Unterführung soll auch weiterhin die Bahnsteige miteinander verbinden, allerdings sollen die Wege nach unten komplett neu gemacht werden, indem eine neue Treppe gebaut und zusätzlich ein Aufzug installiert wird.

Das hört sich zunächst einfacher an, als es ist, denn es genügt nicht, den Aufzug einzubauen: Wie Bürgermeister Werner bereits 2016 erläuterte, ist der Bahnsteig zwischen den Gleisen 2 und 3 zu schmal für eine Treppe und einen Aufzug, was wiederum bedeutet, dass Gleis 3 ein Stück weiter nach Norden, also vom Bahnhofsgebäude weg, verlegt wird, um den Bahnsteig in diese Richtung verbreitern zu können.
Eine weitere Umbaumaßnahme betrifft die Höhe der Bahnsteige, die dafür ganz neu gebaut werden müssen. Um es den Passagieren zu ermöglichen, ohne Stufen in den Zug einzusteigen, müssen der Bahnsteig und der Boden der Wagons auf der gleichen Höhe liegen. Um das zu erreichen, sollen die Haßfurter Bahnsteige von 38 auf 76 Zentimeter über der Schienenoberkante erhöht werden.
Oben drüber statt unten durch
Um es den Passagieren während der Zeit, in der die Unterführung umgebaut wird, zu ermöglichen, von einem auf den anderen Bahnsteig zu kommen, hat die Bahn die riesige Konstruktion aufgestellt, die momentan die Gleise überspannt: Es handelt sich um eine Fußbrücke. Die monströse Höhe dieser "Personenüberführung", wie derartige Brücken bei der Bahn offiziell heißen, kommt dadurch zustande, dass sie nicht nur höher sein muss als die Züge, sondern auch noch höher als die Oberleitungen. So kommt die Konstruktion auf eine Höhe von 11 Metern, der Überbau hat ein Gewicht von 16 Tonnen.

Derzeit läuft der Übergang vom einen auf den anderen Bahnsteig noch durch die Unterführung, ab der kommenden Woche sollen die Reisenden dann die Überführung benutzen. Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Bahn habe die Arbeiten zum Bahnhofsumbau bereits im März mit "vorbereitenden Maßnahmen" begonnen. "Nach derzeitigem Stand steht den mobilitätseingeschränkten Reisenden im Oktober 2021 ein barrierefreier Bahnhof Haßfurt zur Verfügung", heißt es dort weiter. "In den barrierefreien Ausbau investieren der Bund und die DB rund 8,3 Millionen Euro."