Deutsches Brot hat eine lange Tradition und Deutschland gilt als "Land der Brotkultur". Doch vielerorts kämpfen Bäckereien um ihre Existenz und schlagen Alarm, weil Preise für Öl, Gas und Strom in die Höhe schießen, Rohstoffpreise teurer wurden und auch die Backautomaten in den Supermärkten zur Konkurrenz werden.
Bäckermeister Michael Oppel, der seine "Naturbäckerei" in Untersteinbach betreibt, schilderte im Gespräch mit der Redaktion die Situation im Bäckerhandwerk. Sein Betrieb besteht schon seit dem Jahre 1871. Derzeit beschäftigt Oppel circa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sieben Filialen und zehn Verkaufsstellen.
Michael Oppel: Wir verwenden Heizöl. Vor 15 Monaten kostete ein Liter noch 37 Cent. Die letzte Tankrechnung vor circa vier Wochen lag bei 1,29 Euro pro Liter. Wir verbrauchen im Jahr zwischen 40.000 und 50.000 Liter und das sind dann einfach 40.000 Euro mehr – und das nicht vom Umsatz, sondern vom Verdienst, von dem, was bisher übrig war. Bei Strom haben wir noch den alten Preis, müssen aber im neuen Jahr mit einem bis zu zehnfach teureren Strom rechnen, beziehungsweise bis zur Strompreisgrenze von 40 Cent.
Oppel: Der Getreidepreis hat sich fast verdoppelt und auch der Zucker kostet heute mehr als das Doppelte. Am Getreidepreis sind dazu viele Backrohstoffe angedockt, wie alle Malzprodukte oder auch der Eierpreis.
Oppel: Wir bieten unseren Kunden bezahlbare, gesunde Backwaren, welche garantiert aus rein natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Das ist ein wertvoller Beitrag für eine gesunde Ernährung. Immer mehr Menschen schätzen ihre Gesundheit mehr und achten darauf, was sie essen und welche Zusätze im Essen sind.
Oppel: Alle Menschen, die arbeiten, sollen fair bezahlt werden. Es gibt jedoch in Deutschland Regionen, da kostet das Bauland 40 Euro pro Quadratmeter und an anderer Stelle 1000 Euro und mehr. Unterschiede gibt es sogar beim Seidla Bier. Da ist es normal, dass auf dem Land ein anderes Lohnniveau herrscht. Da aber um den Mindestlohn niemand herumkommt, werden sich die Preise auf dem Land, denen der Stadt annähern müssen, sonst sind die vorgeschriebenen Löhne nicht bezahlbar. Der Kunde wird hoffentlich Verständnis zeigen. Wir sind froh, dass wir auch heuer wieder drei Auszubildende einstellen konnten. Auch im Verkauf sind wir gut aufgestellt. Wir legen sehr viel Wert auf einen guten und fairen Umgang mit allen Menschen. Das ist ein wesentlicher Bestandteil einer guten Mitarbeiterzufriedenheit.
Oppel: Ich habe wenig Verständnis für die Politik, die gerade gemacht wird. Es ist für mich eindeutig, dass dort Menschen agieren, welche von der Basis wenig Ahnung haben. So plädiere ich dafür, dass ein Minister für seinen Bereich einen Kenntnisnachweis erbringen muss, sonst ist er dafür ungeeignet. Vor allem wünsche ich mir eine Gleichbehandlung von Industrie und Handwerk. Warum bekommt der Industriebäcker eine Strompreisobergrenze von 13 Cent und der Handwerksbäcker nur 40 Cent? Das ist ungerecht und trägt dazu bei, dass die Industrie offensichtlich von der Politik bevorzugt behandelt wird. Damit wird billigend in Kauf genommen, dass wieder eine Bäckerei schließen muss.
Oppel: Das Ungewisse veranlasst viele meiner Kollegen, ans Resignieren zu denken. Ich habe gerade wieder einen Anruf eines Bäckerkollegen aus dem Landkreis entgegengenommen. Mit dem neuen Gaspreis ab Januar überlegt er, sein Geschäft zu schließen, da er nicht weiß, wie er diese Mehrkosten wieder reinholen kann. Er ist sich sicher, dass eine für den Kunden akzeptable Preiserhöhung nicht ausreicht. Es müssten von unserer Politik klare Zeichen gesetzt werden, dass es in sehr naher Zukunft wieder bezahlbare Energie gibt. Es braucht ein festes Datum, welches die aufgewühlten Gemüter beruhigt, und ein Ziel, das die Durchhaltekraft mobilisiert: "Bis dahin schaffen wir das noch."
Oppel: Der Blick auf die jetzigen Preise stimmt mich traurig, sowohl bei den Einkaufspreisen als auch bei den Verkaufspreisen. Wir haben das Glück, dass wir schuldenfrei sind und keine Darlehen bedienen müssen. Das nimmt viel Druck weg. Bei meinem guten Naturbäckerfreund war das anders und der Grund, dass er Insolvenz anmelden musste. Seine laufenden Kosten konnte er nicht mehr erwirtschaften. Ich habe das Gefühl, dass es mit dem Preissteigerungswahn noch weiter geht und viele Unternehmen auf die Preisspirale aufspringen. Das ist nicht fair und wir im Bäckerhandwerk leiden sehr darunter. Dennoch habe ich die Hoffnung, dass uns unsere Kunden die Treue halten und ihren Bäcker vor Ort schätzen.
Beim Mindestlohn kann ich ihm aber nicht folgen. Lt. Tarifvertrag bekommt ein Bäcker-Facharbeiter 15,45 €/h der Fachverkäufer 13,67 €/h. Lediglich Ungelernte liegen hier lt. Tarif nur noch knapp unter dem Mindestlohn. Der kann hier nicht der Preistreiber sein.
Und die entscheidenden Fragen kommen nicht: Warum ist alles teurer geworden? Warum sind wir so abhängig vom billigen russischen Gas/Erdöl?
Hier liegt der Auslöser sicher nicht in Berlin. Dort bemüht man sich zumindest, mal mehr, mal weniger erfolgreich, die Folgen des Ukraine-Krieges für Wirtschaft und Verbraucher abzufedern.
Wie werde ich diese urfränkischen Buttereierringe vermissen.
Und wieder geht ein Stück Heimatgefühl verloren .
Einfach traurig Vaterland!
Der Staat verpulvert Milionen für ein neues Gebäude für den Bundestag, Kosten über 700 Millionen, und der kleine Handwerker gebeutelt durch Coronaschließungen soll die vom Staat ohne konkrete Vorgaben angebotene Soforthilfe von leppischen 5000 Euro wieder zurück zahlen, man darf es nur behalten wenn man in wirkliche Liquiditätsprobleme gekommen ist, und das soll man nun nachweisen. Man durchbricht nicht die Schuldenbremse, man nimmt aber 200 Milliarden Kredit auf. Da kommt man sich doch verarscht vor. So nun widme ich mich wieder meine Listen und Tabellen die eingefordert werden. Schöne Grüße nach Berlin
Metzgereien wurdenmit neuen Vorschriften überhäuft, dass viele kleine Metzgereien schließen mussten. Dann die neuen Vorschriften für die Apotheker, siehe Bericht Mainpost-Schweinfurt. Dann die Kassennachschau, Dolumentationspflichten noch und nöcher, TSE für alle Kassen mit Bonpflicht, nun die Mehrwegpflicht und ab kommenden Jahr müssen in Arbeitsverträgen noch mehr Punkte mit aufgenommen werden und auch beachtet werden.
neuer Führerschein (Sch...EU) neue Grundsteuer, die Liste liese sich unendlich verlängern.
Wann wachen den unsere Damen und Herren in Berlin auf und beenden die Regulierungsflut??? Jeden Tag machen zig Firmen in Deutschland einfach zu weil sie nicht mehr können, ob finanziell oder auch gesundheitlich. Wie soll man da seine Kinder dazu ermutigen den Betrieb einmal weiter zuführen?
Die Tarifverhandlungen im bayrischen Bäckerhandwerk sind schon längst beendet.
So wen wir Bäcker arbeiten würden 😂
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
Schönen Tag noch.
Danke für Ihren Kommentar und die Antwort an Arcus! Ich könnte es nicht besser schreiben!
es handelt sich bei dem vorliegenden Beitrag um ein Interview, nicht um Tatsachenbehauptungen der Main-Post. Ungeachtet dessen ist es für uns wenig hilfreich, wenn Sie von "Blödsinn", "Halbwahrheiten" oder "Nichtwahrheiten" schreiben, ohne zu konkretisieren, was Ihrer Meinung nach nicht stimmt. Was ist denn Ihrer Überzeugung nach falsch an dem Artikel bzw. an den Aussagen des interviewten Bäckers? Wir sind für konstruktive Kritik offen, dazu müssen wir aber schon wissen, was genau kritisiert wird.
Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage
Bitte lesen Sie den Kommentar von Simonhard nochmal. Es wird nicht der Artikel kritisiert sondern der Kommentar von Arcus: "...Falls hier meine ehrliche Meinung über diesen Kommentar zensiert wi..."
Mein Kommentar bezog sich nicht auf den Artikel an dem ich nichts auszusetzen habe. Ich bezog mich nur auf die unsäglichen Kommentare eines Floristen der einen heiligen Krieg zu führen scheint und gebetsmühlenartig in jedem Artikel die CSU als die Wurzel allen Übels anführt, obwohl der Bäckermeister hier explizit sich über die aktuelle Bundespolitik ausläßt.
vielen Dank für die Aufklärung! Dann entschuldige ich mich in aller Form für mein Missverständnis!
Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage