Diethart Konrad wird heuer 79. Die meiste Zeit seines Lebens war er in einem Ehrenamt tätig. Ob im Verein oder als Kommunalpolitiker, da sogar im Haßfurter Stadtrat. Deshalb kennt er sich auch mit dem Thema Vereinsförderung aus. Und genau deshalb ist er im Moment unzufrieden: Er beklagt eine Förderungerechtigkeit. Dabei nimmt er die Stadt Haßfurt, die für ihn als Vorstandsmitglied des TV Augsfeld Hauptansprechpartner ist, weitgehend aus seinen Vorwürfen aus. Aber woran entzündet sich der Unmut des mit allen Wassern gewaschenen Vereinsfunktionärs?
Eigentum verpflichtet
Sein TV Augsfeld ist ein sogenannter Verein mit Eigentum. Das heißt, er betreibt eigene Liegenschaften, genauer eine Turnhalle mit Nebenräumen, in dem Haßfurter Stadtteil. Dieses Gebäude soll nach dem Willen des Freistaats stets in Schuss gehalten werden, schließlich hängt ja das körperliche Wohl vieler Erwachsener und Kinder in Augsfeld davon ab. Das bedeutet, der Verein und seine Mitglieder sind gefragt. Zum einen durch die Entrichtung von Mitgliedsbeiträgen, die auch nicht ins Uferlose steigen können, zum anderen durch ehrenamtliche Arbeiten und das Mitwirken bei Veranstaltungen des Vereins.
Gerade die Einnahmen aus diesen Veranstaltungen, seien es Sportfeste, Lehrgänge, Faschingssitzungen, sind jedoch in Zeiten von Corona weggebrochen und haben so ein tiefes Loch in der Vereinskasse hinterlassen. "Wir haben zwei Jahre keine Einnahmen daraus gehabt", so Konrad, der nicht alleine für seinen Verein, sondern stellvertretend für alle anderen Vereine spricht, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.
"Wenn wir nicht großzügige Spenden von Privatleuten bekommen hätten, die nicht einmal Mitglied in unserem Verein sind", so Diethart Konrad im Gespräch mit der Redaktion, "wären wir in die roten Zahlen gerutscht." Denn selbst ohne Veranstaltungen und aktives Vereinsleben seien die finanziellen Belastungen für den Eigentümer, also den Verein, zum Beispiel für Strom, Versicherungen, Heizung und natürlich die Baulast weitergegangen. "Wir leben von den Beiträgen und den Einnahmen aus Kursen, Vermietungen und Veranstaltungen."
Hoher Anteil an Eigenleistungen
Inzwischen seien im Zuge der Sanierung vom TV Augsfeld schon rund 110 000 Euro investiert worden, etwa weitere 30 000 Euro würden noch benötigt. Trotz eines hohen Anteils an Eigenleistungen, so Konrad, könnten manche Arbeiten nur durch Fachfirmen ausgeführt werden. Unter anderem "war das Dach kaputt". Ferner benötige das Gebäude einen neuen Außenanstrich. Dringend in Angriff genommen werden müsse der Geräteraumanbau, so Diethart Konrad. Dieser sei deshalb so wichtig, da der Verein rege in der Behindertenarbeit tätig sei. "Wir bieten mit Psychomotorik, integrativem Sportunterricht, Damengymnastik, Aerobic, Seniorenturnen, Eltern-Kind-Turnen und vielem mehr eine umfassende Bandbreite an."
Für die Sanierungskosten in Höhe von 135 170 Euro hat der Verein einen Antrag auf Förderung durch die Stadt Haßfurt gestellt. Gemäß der Förderrichtlinien erhalten Vereine in der Kreisstadt, die zahlreiche Kinder und Jugendliche betreuen, einen Zuschuss in Höhe von 14 Prozent. Außerdem bekommt der TV Augsfeld, so Konrad, da ein Verein in Haßfurt, eine Förderung in Höhe von 25 Prozent durch den Freistaat Bayern. Das sind, einmal zusammengerechnet, 39 Prozent der Kosten, die der Verein nicht bezahlen muss, es bleibt also ein Eigenanteil von 61 Prozent, das wären in Euro 82 453 Euro.
Über 20 000 Euro Unterschied in der Förderung
Und jetzt kommt der Punkt, an dem Diethart Konrad auf die Barrikaden geht. Lägen die Liegenschaften seines Vereins nämlich nur drei Kilometer weiter östlich, wäre Augsfeld also ein Stadtteil von Zeil, würde sich der Freistaat Bayern mit 55 Prozent an den Sanierungskosten beteiligen. In dem Falle würden einem Verein in vergleichbarer Situation Eigenkosten in Höhe von 60 826 Euro verbleiben, die Belastung für den Vereine wäre folglich 22 000 Euro weniger.
Der Grund für diese Förderpraxis liege darin, so Diethart Konrad, dass die Stadt Haßfurt einfach "reicher" sei als die Nachbarstadt. Nun könne die Kreisstadt aber nicht einfach ihre Förderrichtlinien ins Unermessliche steigern, nur weil der Freistaat mit zweierlei Maß messe. Die Kommune könne nicht einfach die Fehler des Staates ausbügeln. "So dicke hat es die Stadt Haßfurt auch wieder nicht", hat Diethart Konrad durchaus Verständnis. Den Freistaat nimmt er jedoch in die Pflicht und hat deshalb auch den Stimmkreisabgeordneten Steffen Vogel über diese seiner Ansicht nach unhaltbare Situation informiert.
Vereine ohne Besitz haben es leichter
Ganz davon abgesehen, seien Vereine mit Eigentum ohnehin gegenüber "besitzlosen" Organisationen deutlich benachteiligt. Ein Verein, der nur für Stunden eine Turnhalle oder ein Eisstadion miete, müsse sich um keinen Unterhalt, keine Sanierung, keinen Reinigungsdienst kümmern. Er zahle einen meist geringen Obolus, alles andere sei Sache des Besitzers, also normalerweise der Stadt.
"Dafür hat er kein Eigentum", kontert Bürgermeister Günther Werner, "und muss sich bemühen, irgendwann irgendwo unterzukommen." Der Haßfurter Bürgermeister macht deutlich, dass die Stadt dem TV Augsfeld sehr entgegengekommen sei. Zum einen habe man nach den Förderrichtlinien der Stadt dem Verein einen Zuschuss in Höhe von 14 Prozent gewährt, zum anderen habe die Stadt die Zwischenfinanzierung des BLSV-Darlehens übernommen und dem Verein ein weiteres Darlehen mit einem außerordentlich niedrigen Zinssatz zur Verfügung gestellt.
Gemäß den Statuten der Stadt bekomme der TV Augsfeld zusätzlich 3000 Euro, da in dem Verein über hundert Kinder und Jugendliche betreut würden. Zudem engagiere sich der TVA stark in der Behindertenarbeit. Dieses Geld würde normalerweise zur Sondertilgung des Darlehens herangezogen. Diesmal sehe die Stadt aber von dieser gängigen Praxis ab und zahle den Betrag dem Verein in bar aus, da dieser das Geld für die Sanierung dringend benötige. Günther Werner stellte im Gespräch mit der Redaktion dem TV Augsfeld in Aussicht, dass während der Sanierung der Dreifachturnhalle am Haßfurter Schulzentrum die Augsfelder Halle bestimmt als Ausweichhalle dienen werde, was dem Verein zusätzliche Einnahmen bringe.
Alle bekommen jetzt mehr als vorher
Bei MdL Steffen Vogel rennt Konrad allerdings keine offenen Türen ein. Im Gegenteil. "Man muss einmal festhalten, dass bis vor wenigen Jahren die staatliche Förderung von Sportstätten mit einheitlich 20 Prozent erfolgte", so der Stimmkreisabgeordnete im Gespräch mit der Redaktion. In den Augen vieler Abgeordneter, zu denen auch er, so Vogel, gezählt habe, sei dieses Vorgehen als nicht gerecht empfunden worden, da vor allem im ländlichen Raum zahlreiche Gemeinden kaum über finanzielle Mittel verfügten, um den Sportstättenbau von Vereinen zu unterstützen.
Deshalb sei die Förderung umgestellt worden. Zum einen bekommt grundsätzlich jeder Verein mehr, denn die Mindestförderung betrage nun 25 Prozent. In - vor allem ländlichen - Gemeinden, denen es finanziell nicht gut geht, die vielleicht gar Stabilisierungshilfen in Anspruch nehmen - wie Zeil - und damit keine sogenannten freiwilligen Leistungen wie Förderung von Sportstätten leisten dürfen, wurde die Förderung auf bis zu 55 Prozent erhöht.
Steffen Vogel stellt dazu die Frage in den Raum, ob es sinnvoll sei, eine Summe, die zur Verfügung steht, gleichmäßig an Arm und Reich zu verteilen? "Dann würde vielleicht jeder Verein eine Förderung von 30 Prozent bekommen. Egal ob ein reicher Verein aus Oberbayern oder ein armer aus dem Landkreis Haßberge. "Wir haben dafür gekämpft", so Vogel, "dass jeder Verein mehr Geld bekommt." Er verstehe aber auch, dass ein Vorstand Konrad auf die höhere Förderung von Vereinen in der Nachbarstadt schielt. "Nur können wir nicht jedem Verein eine Förderung von 55 Prozent bezahlen, weil so viel Geld einfach nicht da ist." Gerade in Pandemiezeiten sei der Staatshaushalt im Gegensatz zu den kommunalen Säckeln durch Corona arg gebeutelt.
Vogel gegen Änderung der Förderrichtlinie
Vogel zählt als Resümee der "neuen" bayerischen Förderpraxis auf: "Alleine in meinem Stimmkreis erhalten 18 Gemeinden die Höchstförderung. Eine Egalisierung brächte für wenige Vereine mehr und für viele weniger." Gerade im Landkreis Haßberge würden viele Vereine von diesem neuen System profitieren. "Deshalb bin ich nicht für eine Änderung der Förderrichtlinie." Abschließend zieht Vogel ein interessantes Fazit: "Diese Ungleichbehandlung sorgt für die finanzielle Besserstellung der überwiegenden Mehrzahl der Vereine und Kommunen im Landkreis Haßberge."
Wir als TV Königsberg planen aktuell 2 wichtige Sanierungen
- Sanierung des Rasenspielfeldes 2, da dieses gerade in den Wintermonaten auf Grund der Bodenverhältnisse oft nicht bespielbar / trainierbar ist
- Sanierung des Daches der 2-Fach Tennishalle und des angeschlossenen Betriebsgebäudes, da diese an etlichen Stellen undicht sind
Auch wir als TV Königsberg sind durch den staatlich festgelegten Fördersatz der Sonderförderung mit dem Mindestsatz von 25% sehr benachteiligt-in EURO mit ca. 70 - 90.000€.
Sicherlich haben wir mit der Stadt Königsberg eine guten Partner und Unterstützer, erinnern wir uns an die Sanierung des Betriebsgebäudes am Sportgelände. Aber diese Defizite in dieser Höhe bei der Förderung kann und wird auch eine scheinbar finanzstarke Kommune nicht übernehmen können. Nachhaltige Investitionen zur Bestandssicherung und zur Stärkung des ländlichen Raumes müssen leider aus bleiben. J. Burkard - 1. Vorst TV Königsberg