
Ulli Bergmann steht vor einem seiner Laster. Ein 18-Tonner, der heute leer ist. Der Bauunternehmer aus Oberhohenried transportiert damit alles, was so anfällt auf einer Baustelle: zum Beispiel Erde, wenn der Keller eines Einfamilienhauses ausgegraben und der anfallende Aushub entsorgt werden muss.
Doch Bergmann hat ein Problem, genauso wie alle anderen Haßfurter Bauunternehmer auch: "Wenn ich heute ein Einfamilienhaus aushebe, gibt es keine Möglichkeit und keinen Ort mehr, das Material abzuladen." Der Grund: Seit vier Wochen sind in der Kreisstadt die Kapazitäten der einzigen Lagerfläche erschöpft. Nichts geht hier mehr.
Protestkonvoi mit Lastern rollt durch Haßfurt
Und weil in den Augen der Haßfurter Bauunternehmer keine Besserung in Sicht ist, planen sie nun einen Protestkonvoi. Für Freitag haben sie für 14 Uhr eine Demonstration angemeldet, um mit ihren tonnenschweren Lastwagen durch die Innenstadt zu rollen. Ulli Bergmann, der den Protest angemeldet hat, will keinen Ärger machen, betont er. Er will, dass sich etwas bewegt. Im Verbund möchte er die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenken, das der Branche schon lange auf der Seele brennt. Und das auch hausgemacht scheint.
Das betont jedenfalls Bürgermeister Günther Werner. "Die anliefernden Firmen wussten, dass auf der Fläche nur Bodenaushub aus dem Haßfurter Stadtgebiet angeliefert werden darf." Daran gehalten haben sich offenbar nicht alle Akteure. "So wie uns jetzt bekannt wurde, wurde Boden aus der gesamten Region angeliefert", begründet er die jetzige Misere und wirft auf: "Es wäre interessant zu wissen, welche Kommunen überhaupt Flächen für die Lagerung von Erdaushub haben." Künftig, so Werner, werde konsequenter kontrolliert.
Rathaus stellt Antrag auf Erhöhung der Kapazität
Im Haßfurter Rathaus bemüht man sich indes um eine Erhöhung der Lagerkapazitäten von unbelastetem Material. Ein entsprechender Antrag war bereits im Mai bei der zuständigen Behörde im Landratsamt gestellt worden. Doch nun – vermutlich auch angesichts des angekündigten Protests durch die lokalen Bauunternehmer – möchte die Stadt nachjustieren.

"Die Verwaltung hat in dieser Woche kurzfristig einen Änderungsantrag angekündigt, um die Verfüllkapazität noch einmal zu erhöhen", heißt es aus dem Landratsamt. Das dürfte zwar den Genehmigungsprozess verlängern, denn eine Entscheidung über den ersten Antrag stand laut Landratsamt unmittelbar bevor, gleichzeitig könnte dieser Schritt die Haßfurter Bauunternehmer nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig beruhigen.
Als langfristige Lösung aber hat man in der Haßfurter Verwaltung ganz andere Pläne. Dann soll die Verantwortung über die Lagerung von Bodenaushub wieder vollends in der Hand des Landkreises liegen, der in dieser Frage bislang einem Flickenteppich gleicht. Mehrheitlich sind die Städte, Märkte und Gemeinden für die Entsorgung von Erdaushub zuständig. Lediglich Eltmann, Zeil sowie Knetzgau, Rauhenebrach und Theres können ihren Aushub im Kreisabfallzentrum Wonfurt entsorgen. Alle anderen 21 Gemeinden nicht.
Kreisweite Standortsuche erleidet Rückschlag
Einen entsprechenden Vorstoß unternommen, um die Verantwortung abzutreten, hatte die Haßfurter Stadtverwaltung bereits im Januar 2021, damals stellte das Rathaus "schriftlich den Antrag auf Rückübertragung an den Abfallwirtschaftsbetrieb", so Werner. Im April 2023 folgte die Absage. Auch andere der 21 Gemeinden versuchten bislang erfolglos, die laut Landratsamt "historisch bedingte" Aufgabenteilung abzuschaffen. "Wir werden weiterhin darauf beharren", erklärt Haßfurts Bürgermeister.
Man sei bereit, die gemeindlichen Anträge anzunehmen "sobald der Landkreis im Stande ist, diese Aufgabe auch zu erfüllen", heißt es aus dem Landratsamt. Aktuell würden "rund 20 Standortalternativen auf Machbarkeit hin geprüft, um am Ende zwei Standorte, für den Norden und Süden des Landkreises entwickeln zu können". Doch das scheint schwerer als gedacht. Eine vielversprechende Option sei erst kürzlich wegen der "fehlenden Bereitschaft, hierfür Grundstücke an den Landkreis zu veräußern", aus der Planung genommen worden. Bis zu einer möglichen Inbetriebnahme, so die Schätzung, könnten noch zwei Jahre vergehen.
Bergmann: "warten, dass endlich etwas passiert"
Zeit, die Haßfurts Bauunternehmer nicht haben, das betont auch Ulli Bergmann. In seinen Augen muss eine schnelle, unkomplizierte und unbürokratische Lösung her, wie von der Stadt angestrebt. Weitere Optionen, etwa Deponien oder Lagerflächen in anderen Landkreisen anzusteuern, käme für die Branche nicht infrage. Das sei "teuer und zeitaufwändig", sagt Bergmann. "Von manchen Kollegen weiß ich, dass sie deshalb das Bodenmaterial bereits im eigenen Bauhof lagern und warten, dass endlich etwas passiert."