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Haßfurt
Absolute Stille in der Haßfurter Waldorfschule
Kein Unterricht während der Pandemie: Lehrer Joachim Brohm beschreibt die gespenstische Ruhe der letzten Wochen und spricht darüber, wie der Unterricht wieder anläuft.
Die Waldorfschule in Haßfurt: Nach und nach dürfen die Schüler wieder in den Unterricht.
Foto: Felix Schwarz | Die Waldorfschule in Haßfurt: Nach und nach dürfen die Schüler wieder in den Unterricht.
Felix Schwarz
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:34 Uhr

Die vergangenen Wochen in der Haßfurter Waldorfschule stellten eine bizarre Situation für Joachim Brohm dar. Normalerweise erscheint die Schule als ein Ort der Begegnung, des Lernens sowie des Spielens. Doch dann: absolute Stille. Geschlossene Klassenzimmer, ein leerer Pausenhof. Keine Schüler. Keine Lehrer. Von Freude über die neu dazugewonnene Ruhe kann bei Brohm keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: "Es ist ein blödes Gefühl ins Büro zu kommen, ohne mit den Arbeitskollegen und Schülern in Kontakt zu kommen", beschreibt der 54-jährige Lehrer, der auch Mitglied der Schulführung ist, seine Arbeit in Zeiten der Corona-Pandemie.

Individuelle Lösungen im digitalen Unterricht

Auf die Schulschließung am 16. März reagierte die Freie Waldorfschule in den Mainauen, wie viele andere Schulen auch, mit digitalem Unterricht: "Wir haben auf unserer Seite eine Cloud eingerichtet, sodass einerseits die Lehrer Lerninhalte hochladen können und andererseits die Schüler ihre Hausaufgaben", sagt Brohm. Die Cloud werde aber vor allem von den höheren Klassen genutzt. Andere Lehrer rufen bei den Schülern zuhause an und lassen sich beispielsweise einen Text vorlesen. "Jede Lehrerin und jeder Lehrer gestaltet den digitalen Unterricht anders. Es ist wichtig, individuell auf die Fähigkeiten der Schüler einzugehen."

Auch wenn nicht alles perfekt funktioniere, werden die Umstellungen von Lehrern, Schülern und Eltern gut angenommen. Die Kommunikation mit den Eltern laufe gut. Ob sich die Schließung negativ auf die Leistungen der Schüler auswirke, sei noch nicht abzusehen. "Mindestens genauso wichtig wie der bloße Unterricht ist der soziale Kontakt. Die Kinder und Jugendlichen vermissen ihre Freunde. Viele leiden darunter", so Brohm.

Unterricht im wöchentlichen Wechsel

Seit Montag, 4. Mai, kommen die Schüler der 13. Klasse wieder in den Unterricht. Für sie geht es in diesem Jahr um ihren Schulabschluss. Die Waldorfschule hält sich dabei an die Vorgaben des Kultusministeriums, welche Klassen ab wann wieder im Schulhaus unterreichtet werden dürfen. Seit dieser Woche können demnach die 12. Klassen wieder kommen, da diese sich auf ihren Abschluss im kommenden Jahr vorbereiten, ebenso wie die 4. Klasse, da es für sie nach der Grundschule um den Übertritt auf eine weiterführende Schule geht. Ab der kommenden Woche sollen dann auch die Schüler dazukommen, die gerade relativ neu in der Schule beziehungsweise in einer weiterführenden Schule sind. Sprich: die 1., 5. und 6. Klasse. Unterrichtet wird dabei aber jeweils nur die Hälfte der Klasse im wöchentlichen Wechsel.

Die Landesregierungen verfolgen unterschiedliche Strategien in der Corona-Krise. Da einige Bundesländer deutlich weniger Infizierte zu beklagen haben als Bayern und die Termine für Abschlussprüfungen unterschiedlich datiert sind, begannen Länder wie Nordrhein-Westfalen bereits am 23. April mit einer Lockerung des Unterrichtsverbots. Aus Brohms Sicht ist in Bayern weiterhin Vorsicht geboten.

Die Lage ernst nehmen, aber ohne Panik

Im Allgemeinen zeigt sich Brohm mit dem Handeln der Bundes- und Landesregierung zufrieden: "Vor allem schlagen die meisten der Politiker den richtigen Ton an. Ich finde es wichtig, keine Panik zu verbreiten und gleichzeitig die Lage ernst zu nehmen." Kritik äußert jedoch auch Brohm: "Die Maßnahmen wurden meiner Meinung nach etwas zu spät getroffen. Vielleicht hätte man gleich nach den Faschingsferien das Unterrichtsverbot aussprechen sollen." Insgesamt sei das Vertrauen groß: "Ich bin mir sicher, dass wir diese Krise meistern werden."

 
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