Als ob Corona-Pandemie und zu schwere Mathe-Aufgaben nicht schon schlimm genug wären für die diesjährigen Abiturienten, begann für 27 Schülerinnen und Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums in Haßfurt die Sportprüfung in der vergangenen Woche mit einem Kälteschock. Denn sie mussten ihre Schwimmprüfung für das Abitur in 18 Grad Celsius kaltem Wasser ablegen. Michael Rahn, Sprecher des Landratsamtes Haßberge, bestätigt auf Nachfrage: "Beim Einschwimmen haben Schüler und Lehrer festgestellt, dass das Wasser nur 18 Grad hatte."
Ersatztermin mit warmem Wasser
Normalerweise, so Rahn, betrage die Wassertemperatur des Prüfbeckens in der Schulschwimmhalle "Die Welle" rund 28 Grad, also zehn Grad mehr. Über den Temperaturunterschied beschwerten sich nicht nur die Schüler, sondern im Nachhinein auch einige Eltern. Allerdings hätten zu keinem Zeitpunkt, so Michael Rahn vom Landratsamt, Schüler oder Lehrer einen Abbruch der Prüfung ernsthaft in Erwägung gezogen, da es sich um eine offizielle Abiturprüfung gehandelt habe. Diese sei aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin schon zeitlich verschoben worden.
Außerdem hatte die Schule den Prüflingen umgehend einen Ersatztermin noch in derselben Woche mit gewohnt warmem Wasser nur wenige Tage später angeboten, sagte Schulleiterin Maria Eirich gegenüber dieser Redaktion. Davon hätten, so Eirich, auch rund zehn Schüler Gebrauch gemacht, sodass die Prüfung schlussendlich zur Zufriedenheit aller verlaufen sei.
Der zwölfmalige Schwimm-Weltmeister und zweimalige Olympia-Medaillengewinner Thomas Lurz aus Würzburg hält die Bedingungen für grenzwertig. "18 Grad ist schon sehr kalt", sagt er. Bei offiziellen Wettkämpfen des Weltverbandes FINA müsse die Wassertemperatur zwischen 16 und 33 Grad liegen, so Lurz. "In der Regel wird bei Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad mit Neoprenanzug geschwommen." Bei kaltem Wasser seien Schwimmer auch langsamer, "bei mir waren das im Schnitt drei Sekunden auf 100 Meter - also Welten". Dieser Umstand sollte bei der Bewertung der Leistungen der Abiturienten berücksichtigt werden.
Reihe von Defekten
Der Grund für die niedrige Wassertemperatur sei ein "Rohrbruch an einem Kompensator" gewesen, sagt Michael Rahn. Der Ausfall der Heizung sei auch bereits bekannt gewesen, da beim Abriss der benachbarten naturwissenschaftlichen Räume des Gymnasiums ein Schaden aufgetreten sei, der die Heizung beeinträchtigt hatte.
Rund zwei Wochen vor der Abi-Prüfung sei das Ersatzteil für den Kompensator auch eingebaut worden. Allerdings stellte sich beim anschließenden Testlauf heraus, so Rahn, dass drei weitere Kompensatoren ihren Geist aufgegeben hatten. Auch dafür waren noch vor der Prüfung die Ersatzteile installiert worden, allerdings reichte die verbliebene Zeit nicht aus, um die gewohnten 28 Grad Wassertemperatur herzustellen.
Keine gesundheitlichen Folgen
Eines allerdings war für die Absolventen des Kaltwasser-Prüfungstermins besonders unangenehm. Nach dem Schwimmen in dem eiskalten Wasser hatten sich die Sportler zumindest auf eine heiße Dusche gefreut, um sich wenigstens ein bisschen aufzuwärmen. Aber daraus wurde nichts. Denn wenn die Heizung defekt ist, dann gibt es eben überall kein heißes Wasser.
Laut Maria Eirich habe der Sprung ins kalte Wasser aber wohl keine gesundheitlichen Folgen für die Schwimm-Abiturienten gehabt, denn zu den späteren Prüfungen in den Hauptfächern seien alle Kandidaten komplett und wohlbehalten angetreten.