
Der Volkshochschulverband (Vhs) Haßfurt-Königsberg hatte am vergangenen Wochenende ordentlich Grund um zu feiern – und zwar sein 75tes Jubiläum im Rahmen eines Tags der offenen Tür. Anett Schneider ist seit kurzem die Leiterin der Einrichtung. Große Fußspuren werden ihr anvertraut, war der Festrede, gehalten von Haßfurts Altbürgermeister Rudi Eck, zu entnehmen.

Er zitierte exemplarisch den damaligen Bürgermeister Rudolf Handwerker aus dem Jahre 1989: "Das VBW (Volksbildungswerk) Hassfurt hat das kulturelle Niveau der Stadt Haßfurt gehoben und die Chancen vieler Frauen und Jugendlichen verbessert." Zeit, sich die Frage zu stellen, was die Einrichtung heute bietet. Und auch, was sie für die Menschen bedeutet. Die Redaktion hat sich umgehört.
1. Anett Schneider, 45 Jahre, Haßfurt

Die neue Leiterin der VHS Haßfurt-Königsberg, Anett Schneider, möchte die Besucherzahlen, durch Corona extrem eingebrochen, wieder vorwärtsbringen. Trendsetter seien Gesundheitskurse, auch Kurse zur Bewegung und Fitness, beispielsweise Yoga, Qigong und Zumba. Auch Sprachkurse würden gut funktionieren, so wie Englisch, Spanisch und Italienisch. "Was ich mir noch wünschen würde, ist eine engere Zusammenarbeit mit dem Kulturforum, dem Mehrgenerationenhaus und dem Bildungszentrum, um Kräfte zu bündeln", so Schneider.
Als Zukunftsthemen sieht sie die künstliche Intelligenz an, dann den Umgang mit Smartphones und Tablets ohne Scheu. Man müsse "akquirieren, was so Neues einfällt", bringt sie es auf den Punkt. Gerne hätte sie auch mehr politisch literarische Vorträge und Kurse im Freien. "Yogawalking kam ganz gut an." Schneider sieht die Vhs als Begegnungsstätte für Menschen, die sich hier kennenlernen und auf der Suche sind nach neuen Gesichtspunkten, bei denen sich Horizonte eröffnen. "Das finde ich toll!"
2. Ricarda Klauer, 49 Jahre, Zeil am Main

Ricarda Klauer unterrichtet seit 22 Jahren bei der Vhs Haßfurt Beckenbodengymnastik und orientalischen Tanz. Sie sprüht vor Energie und Leidenschaft für die Bewegung: "Die Freunde am Tanzen macht mich immer wieder glücklich." Aus diesem Grund ließ sie sich auch weiterbilden. Die Altersspanne ihrer Schülerinnen reicht von 16 bis 80 Jahren, berichtet sie. Sie tanzen mit Stoff und mit Teelichtern.
Wichtig sei der Spaß am Verkleiden: orientalischer Tanz sei ein Tanz der Freude, der Aufrichtung. Praktisch sei diese Tanzrichtung ein Ganzkörpertraining, einschließlich des Gehirns. Denn alle Bewegungen der Choreografie müssten sitzen. Klauer entwickelt die sie selbst, und wählt auch die geeignete Musik aus. Pro Kurs nehmen Klauer zufolge zwischen acht und zwölf Personen teil – aber fast immer dieselben. Daher sei der Kurs auch auf Fortgeschrittene ausgerichtet.
3. Hannelore Kropfelder, 66 Jahre, Zeil am Main

Hannelore Kropfelder erlernte in der Paracelsus Heilpraktiker-Schule zu Würzburg den Beruf der Entspannungstherapeutin. "Autogenes Training, progressive Muskelentspannung", das ist aus ihrer Sicht eine sinnvolle Tätigkeit. "Autogenes Training nutzt die Kraft der Gedanken, man richtet sich positiv auf das aus, was man möchte, weil die Gedanken eine Auswirkung auf den Organismus haben", erklärt sie. Ein ruhiger Körper sei entspannt, dadurch können Blutdruck und Schlafqualität verbessert werden. In der Ruhe habe man eine andere Ausstrahlung, treffe andere Entscheidungen, was sich auf das eigene Leben auswirkt und auch das Umfeld profitiere davon.
"So um die 35" sei die Altersgruppe der Kundschaft. Dabei eigne sich ihre Methode für so ziemlich jedes Alter, erklärt sie. "Von Kindern bis unendlich." Kursleiterin wurde sie durch ihre eigene positive Erfahrung mit dem autogenen Training, die sie nun auch an andere Menschen weitergeben möchte. Kropfelder steht noch ziemlich am Anfang. Zurzeit hätte sie nur fünf Teilnehmende, aber das sei nicht verwunderlich: sie habe erst vor kurzem neu gestartet.
4. Anne Fasel, 38 Jahre, Knetzgau

"Ballett für Kinder" ist Thema von und für Anne Fasel. Sie selbst war 15 Jahre alt, als sie zum Ballett kam. Der Tanz habe sie seitdem in den Bann gezogen - und nicht mehr losgelassen. Bei Violanta de Raulino in Wonfurt ließ sie sich deshalb zur Bühnentänzerin und Ballettpädagogin ausbilden. Seit drei Jahren bietet Fasel nun Kurse bei der Vhs in Königsberg an.
"Das Schöne ist die Zusammenarbeit mit den Kindern. Einfach zu sehen, wie sich die Kinder öffnen können, sie wachsen zu sehen, einen tollen Teamgeist entwickeln und Spaß am Tanzen haben." Kinder seien so unbefangen, nähmen ihre Vorgaben dankbar an, so Fasel. Vier bis zwölf Jahre alt sind ihre Schützlinge. Derzeit leitet sie vier Gruppen mit maximal je zwölf Personen. Weiterhin steht "Modern Jazzdance" auf dem Programm, da ginge es mit acht Jahren los. "Wer kommt, bleibt dabei. Über viele Kursblöcke hinweg", berichtet Fasel.
5. Elisabeth Weber, 67 Jahre, Würzburg - Haßfurt

Elisabeth Weber studierte sowohl Französisch als auch Englisch, gab Deutsch als Fremdsprache für Zugewanderte. Nachdem sie in Haßfurt eine kleine Wohnung erworben hatte, fragte sie, ob Interesse an einem Sprachkurs bestünde. "Die Antwort war ja, und sechs Monate später ging es mit zwei Kursen los." Zu verdanken habe sie ihre Dozententätigkeit nicht zuletzt dem regen Austausch der Stadt Haßfurt mit der Partnerstadt Pierrelatte, die Teilnehmenden wollten dort einfach einmal auf den Markt gehen und einkaufen, erklärt sie. "Sich trauen, in Frankreich unterwegs zu sein."
Oder auch, um einfach die Sprache auffrischen, die sie in jungen Jahren einmal erlernt hatten. Gefragt sei die französische Sprache ansonsten eher nicht. "Wegen der Angst vor der Aussprache", vermutet sie. Weber gibt je einen Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene. Vierzig Jahre aufwärts seien die Kursteilnehmenden in der Regel. Über weitere Einsteiger würde sie sich freuen: "Es könnten ein paar mehr sein."
6. Sofia Trammer, 53 Jahre, Bad Neustadt an der Saale

Zumba: Nicht jedem ist der Begriff geläufig. Ihn zu erklären sei nicht einfach, meint Sofia Trummer, die in mehreren Ausbildungsschritten ihre Lizenz zum Unterrichten erworben hat. Stattdessen müsse man Zumba einfach sehen. Zumba verkörpere Latino-Lebensgefühl, es sei ein Zusammenfügen mehrerer Tanzstile, Bewegungen zu lateinamerikanischer und internationaler Musik. Elemente von Aerobic, Intervalltraining und Krafttraining fänden sich wieder, auch Kopftraining sei gegeben: Jedes Lied erhält eine eigene Choreografie.
"Ich finde es klasse, der Erfinder hat sich gedacht, er macht eine Kombination, ein System, das leicht zum Mitmachen ist. Wir trainieren, ohne es zu merken". Der Spaßfaktor sei so groß, dass die Anstrengung gar nicht auffalle, findet Trammer. Zwischen 18 und 75 Jahre alt seien die Teilnehmenden. "Männer sind auch dabei", sagt Trammer. Ihre Zumba Kurse seien stets ausgebucht. Zweimal in der Woche kommt sie angereist, unterrichtet jeweils Zumba, Zumba Gold und Spanisch.