
Es war das Jahr, in dem internationale Filmstars wie Kim Basinger, John Malkovich oder James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan das Licht der Welt erblickten. In das gleiche Jahr fällt auch die Geburt des deutschen Filmhelden Heiner Lauterbach. Man kann 1953 also durchaus als wichtiges Jahr für die Filmwelt bezeichnen. In eben diesem Jahr kam die Welt des Films auch nach Zeil: Vor 70 Jahren, am 1. Dezember 1953, öffnete dort das Capitol Theater erstmals seine Türen.
Heute ist es das einzige Kino im Landkreis Haßberge. Kinobetreiber Bruno Schneyer blickt auf die Geschichte seines Hauses zurück. Gleichzeitig wirft er aber auch einen sorgenvollen Blick in die Zukunft: Ewig wird er nicht weitermachen können, doch eine Nachfolge steht derzeit nicht in Aussicht.
Vom Nachkriegsdeutschland bis zur digitalen Filmvorführung
"Da gehört ein Stück Leidenschaft dazu, und die hat nicht jeder", sagt Schneyer über seine Tätigkeit. Die Arbeitstage sind lang "und reich wird man dabei nicht". Bruno Schneyer hat das Kino im Februar 1984 von seinem Vater Jakob übernommen, der es 1953 gegründet hatte. Alte Fotos aus dem Gründungsjahr zeigen typische Bilder aus dem Nachkriegsdeutschland, in dem das Kino eine Flucht aus dem Alltag und einen Blick in die große, weite Welt ermöglichte.

Seitdem hat sich viel verändert. Bis 2011 arbeitete das Kino analog mit 35-Millimeter-Film. Dann kam die Digitalisierung, die laut Bruno Schneyer vor allem einen großen Vorteil brachte: "Seitdem ist erst die große Vielfalt möglich." Denn vorher war die Zahl an Filmen, die das Kino im Programm haben konnte, schon alleine dadurch begrenzt, dass die großen Filmrollen eine Menge Lagerraum brauchten. Bei maximal vier oder fünf Filmen war Schluss, "in der Regel waren es eher zwei oder drei", sagt Schneyer.
Veranstaltungen: Vom Filmgespräch bis zum Konzert
Seit der Platz keine Rolle mehr spielt und das Kino deutlich mehr Filme gleichzeitig im Programm haben kann, hat das Capitol zahlreiche Auszeichnungen für seine Programmgestaltung erhalten, die neben dem Eingang zum Kinosaal an der Wand hängen. Das Filmangebot reicht vom großen Blockbuster bis zum kleinen Independent-Film, dazu kommt das Kinderprogramm.
Eine Besonderheit des Zeiler Kinos ist aber auch die große Zahl an Veranstaltungen, die Bruno Schneyer auf die Beine stellt. Von den Filmgesprächen, bei denen es im Anschluss an einen Spielfilm oder eine Doku eine Podiumsdiskussion zum Thema gibt, bis hin zu den Kinokonzerten. Mit einem Konzert, bei dem verschiedene Bands vor der Leinwand auftreten, feiert Bruno Schneyer auch am 1. Dezember das 70-jährige Bestehen seines Kinos. Mit solchen Veranstaltungen, ebenso wie mit "kleinen" Filmen, die nicht in jedem Kino laufen, gelinge es ihm sogar, Publikum aus Nachbarlandkreisen wie Bamberg anzuziehen, obwohl es dort ja eigene Kinos gibt.
Wenn die "rechte und linke Hand" in Rente gehen will
Doch das hat seinen Preis. Wer hochrangige Gäste wie Bundestagsabgeordnete als Diskussionsteilnehmer haben will, muss früh am Tag zum Telefonhörer greifen, um alles zu organisieren. Gleichzeitig muss der Kino-Chef auch bei Abendveranstaltungen präsent sein. Dementsprechend lang seien seine Arbeitstage, berichtet er.

Unterstützt wird er dabei von einem Team von zehn Minijobbern, die sich im Kino etwas dazuverdienen, sowie seit 1995 von seinem Geschäftspartner Rainer Winkel. "Der ist meine rechte und linke Hand", sagt Bruno Schneyer. Doch mittlerweile sind sie beide nicht mehr die Jüngsten. Schneyer ist 63 Jahre alt, Winkel 62. Und Rainer Winkel hat angekündigt, zum 1. November 2025 in Rente zu gehen, eine Verlängerung schließt er aus.
Bis 1. November 2025 muss eine Lösung gefunden werden
Und Bruno Schneyer? Der will auch auf absehbare Zeit zumindest kürzertreten. Das Kino ohne Rainer Winkel weiterzuführen, komme für ihn ebenso wenig infrage wie sich auf seine alten Tage nochmal einen neuen Geschäftspartner zu suchen. Das bedeutet: Bis zum Termin von Winkels Renteneintritt muss die Nachfolge des Kinos geregelt sein.
Sollte sich bis dahin jemand gefunden haben, der den Laden übernehmen will, könnte sich Schneyer schon vorstellen, noch eine Zeit lang zu bleiben, um dem neuen Chef zu zeigen, "wie der Hase läuft"; und dann einen schrittweisen Übergang zu gestalten. Sollte sich aber in den nächsten knapp zwei Jahren keine Lösung abzeichnen, würde Bruno Schneyer gleichzeitig mit Rainer Winkel aufhören. Dann wäre das Kino ab 1. November 2025 dicht.
Erinnerungen vom Todesfall bis zum Heiratsantrag
"Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, dass man es schafft, den Laden weiter am Laufen zu halten", sagt Schneyer. "Es ist ja ein großer Teil meines Lebens." Für ihn hängen viele Erinnerungen daran. "Vom Heiratsantrag bis zum Todesfall hat es alles gegeben." Heiratsanträge waren es sogar mehrere: Üblicherweise waren es Männer, die den Kinosaal für eine Privatvorstellung mieteten, ihre nichtsahnende Freundin einluden – und dann war plötzlich der Antrag auf der großen Kinoleinwand zu sehen.

"Es ist schön, wenn man 70 Jahre feiern kann", sagt Bruno Schneyer. Doch die Sorge ums Bestehen wachse täglich. "Die Unternehmensnachfolge in familiengeführten Kino-Betrieben wird in absehbarer Zeit schwierig", sagt er. Doch es gebe ja noch andere Möglichkeiten, den Betrieb zu sichern, als einen Privatunternehmer, der den Laden übernimmt.
Muss es immer ein Privatunternehmer sein?
Schneyer könnte sich beispielsweise eine kommunale Lösung vorstellen. "Es bräuchte einen Kulturbeauftragten im Landratsamt, der solche Projekte anstoßen kann", sagt er. Wenn dann die richtigen Leute gefunden würden, die sich in die Kino-Thematik einarbeiten, würde sich der Betrieb mit Ehrenamtlichen "gegen kleines Geld" aufrechterhalten lassen – wenn vielleicht auch mit weniger Vorstellungen als aktuell.
"Man könnte sich ja funktionierende Modelle anschauen", meint Bruno Schneyer. Als Beispiel, wie so etwas funktionieren kann, nennt er das Roxy in Kitzingen, das seit 2019 mithilfe eines Fördervereins als Genossenschaft weitergeführt wird. Möglich wäre so etwas seiner Einschätzung nach auch in Zeil. Allerdings gab es in Kitzingen eine mehrjährige Pause, bis das Kino in neuer Form wiedereröffnen konnte. Wenn es in Zeil ohne eine solche Unterbrechung weitergehen soll, bleiben nun weniger als zwei Jahre, um eine Lösung für die Nachfolge zu finden.
Trotz sorgfältiger Recherche konnten die Rechteinhaber der historischen Bilder nicht ermittelt werden. Rechteinhaber werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden.
Am Freitag, 1. Dezember, feiert das Kino ab 19 Uhr sein 70-jähriges Bestehen. Dabei spielen die Musik-Acts "Carmen & Klaus", "String Along" und "Bopp 'n' the Cats".