Die Schifffahrts-Schleuse nahe Ottendorf, Gädheim, hat ein Alleinstellungsmerkmal: Sie ist die höchste ihrer Art auf dem gesamten Main, sagt Eva Brückner: 11,50 Meter geht es hier in die Tiefe, außerdem ist sie rund 300 Meter lang und 12 Meter breit.
Nun hat die Schleuse ein neues Tor bekommen, 45 Tonnen schwer, hergestellt aus massivem Stahl. Ein Schiffskran, der eine Last von bis zu 100 Tonnen heben kann und den Namen "Ajax" trägt, wuchtete den Koloss am Freitag an seinen Bestimmungsort.
Schleuse seit zwei Wochen gesperrt
Eva Brückner steht an diesem Freitagmorgen auf einer Behelfsbrücke, die über die trockengelegte Schleuse führt. Seit 2018 leitet sie den Außenbezirk Haßfurt des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. Fünf Schleusen auf rund 50 Flusskilometern zwischen Schweinfurt und Viereth liegen in ihrer Verantwortung. Gegen 6.30 Uhr an diesem Freitag, erzählt sie, sei das Projekt in seine finale Phase gestartet.
Brückner hat alles im Blick. Von der Behelfsbrücke aus beobachtet sie, wie der lange Arm des Schiffkrans das Tor Zentimeter um Zentimeter aufrichtet. Das wurde zuvor auf einer Schwimmplattform liegend von Zeil nach Ottendorf transportiert. "Der kritische Punkt ist, wenn das Tor über die Kante kippt", sagt sie. "Wenn das ganze Gewicht in Bewegung gerät, weiß man nie ganz sicher, wie das Schiff und der Kran reagieren." An diesem Tag läuft alles nach Plan. Nach gut einer Stunde schweben die 45 Tonnen in der Luft.
Während die Schwimmplattform mit dem Namen "Habicht" Platz macht für das Schiff Ajax, bereiten Arbeiter in der trockengelegten Schleuse die beiden Tornischen vor. In diese Führungen aus Beton, in denen sich auch die Schienen befinden, soll das Stahlkonstrukt am Ende versenkt werden. "Am Tor sind Rollen angebracht, die dann auf den Schienen laufen", sagt Brückner. Die 45 Tonnen schwere Last heben und senken soll später der Antrieb. Dessen Anschluss befindet sich ebenfalls in der Nische. "Wenn alles nach Plan läuft, können wir das Tor gegen 17 Uhr vom Haken nehmen."
Begonnen hat das Projekt allerdings schon weit vorher: Am 19. März sperrte das Amt die Schleuse für die Schifffahrt. Seither wurden alle nötigen Vorarbeiten geleistet: ein provisorisches Tor - der sogenannte Revisionsverschluss - aus Stahlpatten angebracht; die tonnenschweren Sandablagerungen entfernt; das alte Tor aus der Halterung gehoben und die Betonarbeiten für das neue Tor abgeschlossen. Auch andere Wartungsarbeiten, so Brückner, seien in dieser Zeit durchgeführt worden.
Arbeiten sollen am 8. April enden
Bis wieder Schiffe die Schleuse von Ottendorf wieder passieren können, dauert es noch. "Die handwerkliche Arbeit ist getan, jetzt geht es um die Feinjustierung der Steuer- und Antriebstechnik", sagt Brückner. Die Fäden hierfür laufen in einem kleinen Häuschen gleich neben dem Schleusentor zusammen. Darin befindet sich neben modernsten Computern, die es nun zu programmieren gilt, auch mechanische Technik, die mitunter antik anmutet. Doch Zahnrad und Kette sind es, die das Tor am Ende bewegen und dessen gesamte Last tragen werden.
"Wir werden in den kommenden Tagen einige Testfahrten machen und, wenn es nötig ist, nachjustieren", sagt Eva Brückner. "Etwa, wenn das Tor sich nicht gleichmäßig hebt und senkt." Wenn alles nach Plan läuft, soll die Schleuse dann am 8. April wieder in Betrieb gehen. "Am Freitag um 12 Uhr ist Deadline", sagt Brückner.