Im Festprogramm zu den 1000-Jahr-Feierlichkeiten von Kirchaich stößt man immer wieder auf „Aicher Moggl“ bei den Büttensitzungen oder bei der Eröffnung eines „Mogglweges“. Und sogar das „Moggl-Festbier“ soll durch die Kehlen rinnen. Aber was hat es für eine Bedeutung, wenn man heute noch Bürger aus Kirchaich als „Aicher Moggl“ bezeichnet?
Die Entstehungsgeschichte geht bis auf die Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg zurück. Damals wurde sogar in Kirchaich und Umgebung folgendes Lied gesungen: "In Aich und auf der Mogglburg, da fährt a extra Fuhrwerk durch. Des Fuhrwerk kummt von Prölsdorf her. In Aich, da gibt`s ka Moggl mehr.“
Die Entstehungsgeschichte führt in das Haus Schafberg 2 der Familie von Franz und Elisabeth Dütsch, ehemals Kirchaich Haus Nummer 95, wo die Vorfahren in diesem Haus ein sogenanntes „Mogglgeschäft“ betrieben. Moggl steht für die Zapfen von Nadelbäumen: In den umliegenden Wäldern pflückten sie von den Bäumen die Moggl und trockneten deren Samen in der Scheune. Anschließend erfolgte der Verkauf nach Miltenberg zur Baumschule. Im Laufe der Zeit entwickelte sich hier ein eigener Geschäftszweig mit An- und Weiterverkauf der Moggl-Samen, so dass das Haus als „Mogglburg“ bezeichnet wurde und damit schließlich auch die Bewohner des Ortes zu ihrem Namen „Aicher Moggl“ kamen.
Wer wagt es, den Strohbären eine Blume zu stibitzen?
Einmal in der weiten Umgebung ist in Kirchaich auch der Tanz der Strohbären. Sie treiben zum Kirchweihausklang im September ihr Unwesen und locken mit ihrem Auftritt viele Zuschauer in den Ort. Die Strohbären sind Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasenacht, kamen aber auch in Franken vor. Einige junge Aicher verlegten dann in den 70-er Jahren ihren Auftritt auf den Kirchweihmontag.
Dabei ist es für junge Burschen eine besondere Ehre, Strohbär zu sein, auch wenn dies ein sehr anstrengendes und schweißtreibendes Unterfangen ist. Die Blaskapelle begleitet die Strohbären und ihre Bändiger auf den Dorfplatz, wo vor allem die Kinder ihren Spaß daran haben, eine Blume aus ihrem Strohgewand zu stibitzen und ihnen dann schnell zu entkommen.
„Gefährlich“ leben aber junge Damen, die von ihnen zu Boden gerissen werden. Allerdings zeigen die Bären sogar dabei Herz und dienen den Mädchen beim Sturz durchaus als Polster. Und wenn die Blaskapelle dann einen Walzer-Rhythmus anstimmt, tanzen die wilden Gesellen artig mit ihrer ausgesuchten Partnerin. Ein Spektakel, das sicherlich auch im Jubiläumsjahr auf großen Anklang stoßen wird.