In einem Hintergrundgespräch nach der Buchvorstellung in Bamberg informierte Autor Johannes Heibel über die kürzlich im „Boten vom Untermain“ abgedruckten Leserbriefe. Alle drei liegen dieser Redaktion in Kopie vor. Darin melden sich Unterstützer des Ex-Pfarrers zu Wort. Sie bezichtigen zwei Frauen, die jeweils einen Geistlichen des Missbrauchs beschuldigen, der Unglaubwürdigkeit.
Dabei handle es sich laut der Leserbriefschreiber zum einen um den Missbrauchsvorwurf gegen einen hochrangigen Geistlichen in Würzburg. Die Diözese habe die Beschuldigung „mit Recht“, so behaupten die Schreiber, als äußerst unglaubwürdig bezeichnet.
Zum Hintergrund: Diese Aussage bezieht sich auf den „Fall Alexandra W.“. Ihr Missbrauchsvorwurf wurde erstmals vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ an Ostern publik gemacht. Daraufhin ermittelte die Würzburger Staatsanwaltschaft. Der Fall ist jedoch verjährt, die Kirchenakte wurde bereits vorher geschlossen (wir berichteten).
Seit einigen Wochen tritt der Beschuldigte nun wieder als Seelsorger in Erscheinung und war sogar bei der Seligsprechung von Pater Engelmar Unzeitig im Beisein des Bischofs im Dom anwesend. Auf Nachfrage dieser Redaktion antwortete Bistumssprecher Bernhard Schweßinger: „Maßgebend für die Diözese ist der Abschlussbericht der kirchenrechtlichen Voruntersuchung, den die römische Glaubenskongregation bestätigt hat. Dort heißt es: 'Als Ergebnis steht daher fest, dass der Vorwurf eines sexuellen Missbrauchs gegen (. . .) begründet nicht aufrechterhalten werden kann.' Bisher hat die Untersuchung des Missbrauchsbeauftragten Professor Dr. Klaus Laubenthal zu 'Hinweisen verschiedener Personen auf einen weiteren Fall, die sich möglicherweise auf dieselbe Person beziehen' (Zitat Professor Laubenthal) keine Anhaltspunkte ergeben, die es rechtfertigen, die priesterlichen Rechte der beschuldigten Person einzuschränken.“
Missbrauchsopfer aus Eichenbühl
Die Unterzeichner des Briefes bezeichnen auch den Fall einer Frau aus Eichenbühl (Lkr. Miltenberg) als unglaubwürdig. Sie wirft Ex-Pfarrer W. vor, sie als Kind sexuell missbraucht zu haben.
Die Unterstützer von W. betonen, dass der Ex-Pfarrer bis heute beteuern würde, mit einem solchen Vorfall nichts zu tun zu haben. Sie schreiben: „Wir glauben ihm, dass er die Wahrheit sagt, denn wir kennen ihn als fairen Sportsmann schon seit seiner Zeit, als wir zusammen Fußball spielten.“
Der Vorwurf der Frau ist bereits von Professor Klaus Laubenthal als plausibel erachtet worden. Die Frau und ein weiterer Betroffener aus Eichenbühl hatten jedoch noch ein weiteres Anliegen. Beide wollten klärende Worte beziehungsweise eine öffentliche Stellungnahme der Bistumsleitung darüber, dass sie die Opfer sind und nicht Ex-Pfarrer W. und dass es in Eichenbühl weitere Opfer von W. gebe.
In dem Leserbrief verknüpfen die Schreiber die beiden Missbrauchsvorwürfe aus Würzburg und Eichenbühl und argumentieren: „Wenn die angebliche Missbrauchstat eines hochrangigen Geistlichen der Diözese als äußerst unglaubwürdig bezeichnet wird, warum nicht auch bei Pfarrer W.?“ Sie fragen nach der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.
Die Unterstützer des Ex-Pfarrers haben Antwort erhalten, ebenfalls in Form von Leserbriefen. In einem der Schreiben wird den Anhängern von W. verantwortungslose Verharmlosung der Vorfälle und der Versuch der Faktenverschleierung vorgeworfen. „Ein solches Verhalten demütigt jedoch die Opfer aufs Neue“, so die Worte der beiden engagierten Leserbriefschreiber.
Auch von kirchlicher Seite gab es eine Reaktion von zwei örtlichen Pastoralreferenten, einem Pfarrvikar und einer Gemeindereferentin. Sie schreiben in ihrem Leserbrief, dass nicht zu bestreiten sei, dass Herr W. ein fairer Sportsmann gewesen sei und zudem „weitere überzeugende Qualitäten als Pfarrer hatte“. Dieser Ruf einer persönlichen Integrität würde viele Sexualstraftäter begleiten. „Gerade das macht es Opfern so schwer, ihr Schweigen zu brechen.“