Zur Berichterstattung dieser Redaktion über das erste amtlich bestätigten Auftreten eines Wolfs im Thulbatal meldete sich eine Augenzeugin zu Wort. Sie hatte, nach eigener Schilderung, Ende Mai dieses Jahres bei Obererthal eine Begegnung der besonderen Art. Bei der Fahrt zu ihrer Pferdekoppel sah sie einen Wolf.
Zwei bis drei Minuten sei das Tier auf einer Wiese unterwegs gewesen, bevor es in einem Acker verschwand. "Ein großes Tier mit richtig Power", beschreibt sie die Dynamik der Bewegungen im Gespräch mit dieser Redaktion. Durch ihre Erfahrung mit Schäferhunden ist sie sich sicher, dass es sich bei dem rund 50 Kilogramm schweren Tier um einen Wolf handelte.
Pferd auf der Weide verletzt
Seitdem lässt ihr das Zusammentreffen keine Ruhe mehr, sagt sie. Erst recht nicht, weil sie tags darauf ihr Pferd auf der Koppel mit einer unerklärlichen Verletzung am Hals antraf. Ob der Wolf der Verursacher war, ist, wie sie sagt, noch offen. Anders als bei dem vor zwei Wochen gerissenen Reh auf der gegenüberliegenden Talseite, ist eine nach dem Vorfall veranlasste DNA-Untersuchung am Landesamt für Umwelt (LfU) noch nicht abgeschlossen.
Aber die Frau, die namentlich nicht genannt werden möchte, hat kaum einen Zweifel. "Die vier Pferde sind seit diesen Tagen total verunsichert", erzählt die Frau. Die Pferde stehen meist nahe zusammen und erschrecken bei jedem Knacken im Gebüsch, schildert sie.
Nicht länger tatenlos zuschauen
Bisher habe sie die erwartete Ausbreitung des Wolfes eher locker gesehen. Sie sei ja Tierfreundin. "Aber jetzt ist alles neu", schildert sie ihre Betroffenheit. Bedrohlich findet sie, dass das von ihr gesichtete Tier am helllichten Tag unterwegs war. "Und was ist, wenn jetzt ein Rudel mit acht Wölfen auftaucht?", fragt sie sich. Damit es nicht so weit kommt, dürften die Behörden nicht länger tatenlos zuschauen, findet sie.
Wölfe, die ähnlich nah an der Besiedlung auftauchen, müssten zum Abschuss freigeben werden und die Bevölkerung besser vorbereitet werden, glaubt sie. Als Konsequenz will sie nun Boxen bauen, um die Pferde nachts unterzubringen, dazu in der Höhe drei zusätzliche Zaunbänder spannen und die Zahl ihrer vier Koppeln reduzieren.
Schlechte Erfahrung mit Herdenschutzhund
Die Aufregung über den Wolf hat sich offenbar inzwischen weiter verbreitet. "Sehr schlecht", beschreibt Gestütbetreiberin Susanne Kersebaum (Thulba) die Stimmung unter den Tierhaltern im Thulbatal. Die zwölf Pferde ihres Gestüts sieht sie einer möglichen Bedrohung durch den Wolf schutzlos ausgeliefert, zumal sie sich von einer Erhöhung der Zäune nichts verspricht.
"Pferde sind Fluchttiere", erklärt sie. Wenn sie die Witterung des Wolf aufnehmen und fliehen wollen, durchbrechen sie alles, was sich ihnen in den Weg stellt, sieht sie große Verletzungsgefahr. Schlechte Erfahrung habe sie mit einem Herdenschutzhund gemacht. Er habe das Gestüt geschützt und dabei zu scharf auf Besucher reagiert.
Grundsätzlich habe sie nichts gegen den Wolf. "Das sind tolle und intelligente Tiere", schwärmt sie. Aber gerade letztere Eigenschaft mache diese auch so gefährlich. Nur durch eine konsequente Bejagung in der Nähe von Menschen würden sie Respekt lernen, findet sie. Deswegen könne man die Ausbreitung der Wölfe nicht unkontrolliert lassen. "Muss denn in Deutschland immer erst etwas passieren, bis gehandelt wird?", fragt sie.
"Zaun für den Wolf eher eine Lachnummer"
"Gemischte Gefühle" hegt Sigrid Beyrichen. Sie hält bei Untererthal Pferde und Alpakas. Am meisten sorgt sie sich aber um ihre 40 Schafe. Zwar habe sie sich die Netze um ihre Koppel schon auf 1,10 Meter erhöht und die Leistung des Stromgeräts mit Mitteln aus einem Förderprogramm gesteigert. Aber die Höhe des Zaunes sei wohl für den Wolf "eher eine Lachnummer", fürchtet sie. Inzwischen spreche man von erforderlichen Zäunen bis zu einer höhe von 1,80 Meter.
Ihm seien "die Hände gebunden", sagt Schäfer Thorsten Scherpf angesichts einer möglichen neuen Bedrohung. Scherpf hält zwischen Hammelburg und Untererthal etwa 400 Schafe. Tagsüber sieht er im Wolf zunächst kein Problem für seine Herde. "Da sind wir ja vor Ort", sagt er. Sorgen macht er sich dennoch. Dabei vertraue er den 90 Zentimetern hohen, strombewehrten Zäunen um seine Koppel, wo die Schafe über Nacht untergebracht sind, kaum.
"Herdenschutzhund ist keine Option"
Für wenig sinnvoll hält er es, seine Offenställe in der Flur nachts zu verschließen. Das stehe im Widerspruch zur naturnahen Haltung. Zum Schutz der Herde seien auch zwei Meter hohe Zäune zu haben, aber die seien für einen Schäfer nicht zu handhaben.
Herdenschutzhunde sind für Scherpf auch keine Option, weil die sich kaum mit seinen Schäferhunden vertrügen. Außerdem drohten schwierige Begegnungen mit Touristen und Hundehaltern. Eindrücke vom Leben mit dem Wolf hat Scherpf gerade erst von einer Exkursion in Niedersachsen mitgebracht. Dort folgten ganze Wolfsrudel den Schafherden.
Jäger spielen verschiedene Szenarien durch
Beim Bayerischen Jagdverband ist die Ausbreitung des Wolfes schon lange Gesprächstoff. "Wir wollen den Wolf nicht ausrotten", sagt Sebastian Becker, Vorsitzender der Ortsgruppe Hammelburg, auf Nachfrage. Gleichzeitig begrüßt er die neue bayerische Wolfsverodnung, nach der auffällige Wölfe unter gewissen Voraussetzungen erlegt werden können.
Deutschland sei zu dicht besiedelt, als einfach die Hände in den Schoß legen könne. Vor Augen hat er eine Regelung wie in Italien, wo teils von Privat Abschussprämien von 2000 Euro bezahlt werden. In Schweden werde die Population streng auf etwa 400 Tiere beschränkt.
Vorstellen könnte sich Becker einzelne Wolfsgebiete, etwa im großen Neuwirtshäuser Forst, wo die Bevölkerung mit Warnhinweisen auf Begegnungen mit dem Wolf vorbereitet werden. Gleichzeitig sollten Wölfe näher an der Zivilisation erlegt werden, findet er.
Um der Entwicklung im Thulbatal Rechnung zu tragen, wollen sich die Mitglieder der Kreisgruppe zusammensetzen, um verschiedene Szenarien durchzuspielen, sagt Becker. Die Jägerschaft stelle sich darauf ein, bei Bedarf ihren Beitrag zur Sicherheit von Menschen und Weidetieren zu leisten.
Man stelle sich mal vor, jemand kommt an einen Ort, wo frisch gegrillte Steaks, Würstchen einfach auf einem gedeckten Tisch zum Verzehr bereit liegen. Niemand ist vor Ort, den man fragen könnte, ob man sich hier bedienen dürfe.
Und so ist es beim Wolf. Warum soll er jagen? Der gedeckte Tisch liegt direkt vor seiner Nase. Diskutieren ist hier eigentlich sinnlos. Abschießen ist hier angesagt und zwar die gesamte Populationen, alleine schon zum Schutz der Weidetiere. Die Leute dürften sich aber nicht wundern, wenn auch streunente Hundsköter, die in der Natur alles voll scheißen, mit dabei sind.
Ist diese Aussage zum Abschuss des Wolfes eigentlich von meiner Seite richtig??? Es gibt aber auch Schutzmaßnahmen, die jedoch sehr kostspielig sind.
Leute denkt mal nach!