Wenn Bad Kissingen im Buch seiner Geschichte blättert, findet es fast jedes Jahr Gelegenheit, ein glanzvolles Jubiläum zu feiern. Ausnahmen von dieser Regel sind selten. 2019 bildet so eine Ausnahme. Richtig bedeutsame Gedenktage stehen heuer nicht an. Wenn Maximilian II. und Theodor Fontane nicht wären, hätte die Stadt kaum Möglichkeiten, in Erinnerungen zu schwelgen.
Hymne auf Kissingens Quellen
;Theodor Fontane rückt durch seinen 200. Geburtstag in den Blickpunkt. Der Schriftsteller kam am 30. Dezember 1819 in Neuruppin zur Welt. Bekannt ist er durch Romane wie "Effi Briest" und "Der Stechlin". In Kissingen erinnert man sich an ihn, weil er als eine Art nachträglicher Kriegsberichterstatter den Kampf um die Stadt in seinem Bericht über den Bruderkrieg von 1866 detailreich beschrieben hat. Später, als Kurgast, verewigte er die Stadt in seiner Novelle "Eine Frau in meinen Jahren". Sein Eintrag im Goldenen Buch feiert Kissingens Quellen und Konditoren.
Bei Maximilian II. ist es das Denkmal im Luitpoldpark, das in diesem Jahr 150-Jähriges feiert. Der 1864 gestorbene Monarch erhielt 1869 ein Standbild aus der Werkstatt des Kissinger Bildhauers Michael Arnold . Weil er 1849 in Kissingen Glücksspiel hatte verbieten lassen, stand der steinerne König jedoch lange mit dem Rücken zur Spielbank. Im Zuge der Generalsanierung des Luitpoldbades wanderte das Denkmal ein paar Meter weiter und vollzog eine Drehung. Seither hat Max II. das Glücksspiel wieder fest im Blick.
Nicht so sehr ein Grund zu feiern, ist ein Ereignis aus der Hygienehistorie der Stadt. Die Pest wütete mehrmals in Kissingen. Die Seuche suchte die Stadt unter anderem 1569 heim, also vor 450 Jahren. Dokumentiert ist das auf der Tafel für ein Massengrab von Pestopfern von 1568/69. Diese Platte ist in eine Mauer des Kapellenfriedhofs eingelassen.
130 Jahre alt wird heuer das Goldene Buch der Stadt. 1889 angelegt, zeigt es auf der ersten Seite den Eintrag von Kaiserin Auguste Viktoria . Das nächste Blatt trägt die Unterschrift von Adolph von Menzel. Er hat auch das Titelblatt des Buches gestaltet.
Ebenfalls 130 Jahre alt ist die Kanalisation im Kissinger Stadtzentrum. Laut Kissingen-Band der Reihe Denkmäler in Bayern entstanden von 1886 bis 1889 mehr als elf Kilometer Kanal. In Sachen Hygiene war die Stadt damit ihrer Zeit damals weit voraus. Die Bauzeit von knapp drei Jahren ist auch heute wieder interessant. Die aktuellen Vorbereitungen für die Sanierung eben dieses Bereichs der Kissinger Kanalisation dauern schon viel länger.
Was die Geschichtsbücher ansonsten für heuer zu bieten haben, gehört ebenfalls in den Bereich der nicht ganz runden Jubiläen. 740 Jahre ist es zum Beispiel her, dass für Kissingen in einem Dokument erstmals die Bezeichnung oppidum (Stadt) verwendet wurde. 430 Jahre liegt die erste ausschließlich Kissingen gewidmete wissenschaftliche Untersuchung zurück. Verfasst hat sie ein Johann Wittich, Leibarzt des Grafen von Schwarzburg
Eine Erwähnung wert ist auch der frühere Adelssitz von Christoph Heußlein von Eußenheim. Der wurde vor 310 Jahren von dem Baumeister Johann Dientzenhofer errichtet. Vor 110 Jahren erreichte ein Saalehochwasser dort einen noch heute an der Fassade ablesbaren Höchststand. Seit rund neun Jahrzehnten dient das herrschaftliche Anwesen zudem als neues Rathaus der Stadt.
Die sogenannte Erste Kaiserkur, bei der Franz Joseph und Sisi aus Österreich, Zar Alexander II. aus Russland, König Ludwig II. und andere nach Kissingen kamen, liegt 155 Jahre zurück. Das Attentat des Magdeburger Böttchergesellen Eduard Kullmann auf Fürst Bismarck ist 145 Jahre her.
Jeweils 65 Jahre werden in diesem Jahr das Terrassenschwimmbad und die Südbrücke. Und sogar die Staatsbad GmbH hat mittlerweile bereits 20 Jahre auf dem Buckel.
Nächstes Jahr gibts dann wieder Größeres zu feiern: Da wird die Kissinger Kur 500 Jahre alt. Der Hinweis von 1520 auf Dietrich von Thüngen, den ersten namentlich bekannten Kurgast, wird vielleicht auch der Stadt eine feierliche Würdigung wert sein. far