"Mit einer Mühle, wie man sie sich vorstellt, hat das nur noch wenig zu tun", kommentiert ein Lkw-Fahrer auf dem Hof der Cramer-Mühle. Es klappert und rauscht nichts mehr, beim riesigen Hochbau auf der Maininsel. Betriebsleiter Stephan Hantzsche führt eine 18-köpfige mongolische Delegation durch die modernen Produktionsanlagen, neben Silos und zwei Turbinen, die auch die Umgebung mit Ökostrom aus Wasserkraft versorgen.
Die Kunst des "Müllerns" hat sich seit Zauberlehrling Krabat weiterentwickelt. Regionale, nachhaltige Erzeugung wird am Main aber nach wie vor großgeschrieben, teilweise in Bio-Qualität. Ein Buddhist aus Ulan-Bator denkt vielleicht an die großen Gebetsmühlen zuhause, im Gandan-Kloster: Wer im Nebensitz des Dalai Lama die mit Mantras verzierten Walzen dreht, will positives Karma verbreiten, im Bewusstsein fürs größere Ganze.
Bürgermeister Richard Köth ist vor einem Jahr diesen Weg gegangen, zusammen mit einer Schwanfelder Delegation, die Altan Bulag besucht hatte, als Kooperationsgemeinde nahe der mongolischen Hauptstadt. Persönliche Freundschaft zwischen Menschen verschiedener Nationen dient dem Frieden unter den Völkern - das ist ein Mantra des Rathauschefs aus Schwanfeld . "Wir haben eine gemeinsame Erde", sagt Köth, der im Mai 2020 aus dem Amt scheiden wird. Man müsse sorgsam mit ihr umgehen, vor allem in Bezug auf Klima und Energie.
"Technical Seminar on agricultural mechanization and food processing techniques", ist der aktuelle Besuch im Freistaat überschrieben. An diesem Tag geht es um landwirtschaftliche Mechanisierung und Lebensmittel-Erzeugung im Raum Schweinfurt. Mit dabei sind Susanne Wolf von "bfz international", dem internationalen Arm der "Beruflichen Fortbildungszentren der bayerischen Wirtschaft", sowie die Münchner Dolmetscher und Freunde Eegii Amar und Munkhbaatar Ulziibaatar. Ebenso Bekhbat Daginaa, Zweiter Sekretär für Wirtschaft und Handel an der mongolischen Botschaft in Berlin: der junge Diplomat hat Volkswirtschaft in Potsdam studiert.
Leckerli für Haustiere
Unter den Spezialisten sind Lebensmittel- und Agrarunternehmer ebenso vertreten wie die Gewächshaus-Branche. In der Steppenrepublik ist frisches Gemüse ein echter Wachstumsmarkt. "Suu JSC" nennt sich der Marktführer in Sachen Milch- und Molkereiprodukte. Die Firma kauft das mongolische Kultgetränk von den Nomaden an und hat dank einem Joint Venture, auch 300 europäische Kühe auf der Weide stehen.
Enkhtuya Algaa wiederum produziert Haustier-Leckerli für Japan. Im Labor der Cramer-Mühle zeigt die Unternehmerin aus Ulan-Bator stolz ihre Produktionsstätten, auf dem Smartphone. Ebenso Yakherden, die in der Steppe grasen. Nicht dabei ist der Chef des Sum (Landkreises) Altan Bulag: Derzeit wird eine befestigte Straße von Ulan-Bator in die etwa 50 Kilometer entfernte Siedlung gebaut, dort, wo es bislang nur Querfeldein-Pisten gab.
Die hellen, leisen Technikräume der Cramer-Mühle, mit ihren Reinigungsanlagen, Verteilerrohren und Mahlwalzen, haben in jedem Fall etwas Beruhigendes. Per EDV wird das Getreide in verschiedenen Durchläufen gemischt und verarbeitet: zu Weizen-, Roggen-, Dinkel- und Vollkornmehl , Schrot, Kleie, Grieß und feinem "Dunst". Das Familienunternehmen besteht seit 1806.
Die Metzgerei Firsching in Werneck gibt es seit 1909. Sechs mongolische Fleischverarbeiter besuchen den Betrieb von Leo Warmuth und Innungsobermeisterin Beatrix Warmuth, wo es ebenfalls um Regionalität und Bio-Standards geht. Eine Mongolin denkt an ein Praktikum. Es gibt Leberkäs und Dosenwurst, ein Renner ist glutenfreies Fleisch. "Öko" wird auch in Eßleben großgeschrieben, wo "Solarküken" besichtigt werden, auf dem Biohof Caesar, der sich mit alternativer Energie versorgt. Beim Schwanfelder Jahrmarkt, am 24. und 25. August, wird die Mongolei ebenfalls vertreten sein: in Form von Mini-Filzjurten aus Altan Bulag. Uwe Eichler