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Main-Spessart/Bad Kissingen
Wolf reißt Rotwild im Spessart
Ein Foto und Speichelproben belegen: In diesem Sommer waren Wölfe im bayerischen und hessischen Spessart unterwegs. Die Wälder Unterfrankens werden wieder Wolfsreviere.
Es gibt mehrere Belege, dass nun auch im Spessart Wölfe unterwegs sind. Dieses Exemplar wurde in einem Gehege im Wildpark Neuhaus fotografiert. 
Foto: Swen Pförtner, dpa | Es gibt mehrere Belege, dass nun auch im Spessart Wölfe unterwegs sind. Dieses Exemplar wurde in einem Gehege im Wildpark Neuhaus fotografiert. 
Roland Pleier
 |  aktualisiert: 29.02.2024 15:35 Uhr

Die Rhön ist jetzt Wolfsland. Das war eine Schlagzeile in Mai dieses Jahres. Nun mehren sich die Anzeichen, dass dies auch bald auf den Spessart zutreffen könnte. Denn die Belege häufen sich. Am 15. Mai tappte ein Wolf im Landkreis Main-Spessart des nachts in eine Fotofalle und auch eine Speichelprobe vom 29. Juni konnte laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU) per Gentest eindeutig einem Wolf zugeordnet werden. Letzterer habe im Norden des Landkreises ein Stück Rotwild gerissen.

Schließlich wurde im benachbarten hessischen Spessart, im Bereich des Forstamts Jossgrund (Main-Kinzig-Kreis), am 29. September an der Landstraße zwischen Burgjoß und Bad Orb eine offenbar überfahrene Wölfin gefunden, wie das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie auf seiner Internetseite informiert. Dieses Tier wog rund 35 Kilogramm.

Vermutlich angefahrener Wolf hatte schon Schafe gerissen

Die Analyse der Gewebeprobe durch das wildtiergenetische Labor beim Forschungsinstitut Senckenberg erbrachte, dass dieses Tier bereits in Mittelkalbach im Landkreis Fulda unterwegs war: Dort wurden Spuren dieses Wolfes an Schafen festgestellt, die der Wolf dort am 15. April gerissen hatte. Dabei waren drei Schafe getötet und weitere verletzt worden. 

Das Herkunftsrudel dieses Tieres indes ist genetisch bisher nicht bekannt. Es ist aber sehr wahrscheinlich ein Nachkomme aus einem Rudel aus Deutschland oder Westpolen, weil der Haplotyp (genetisches Merkmal, was auf Verwandtschaftsgrade schließen lässt) der mitteleuropäischen Flachlandpopulation zuzuordnen ist und dort sehr häufig ausgeprägt ist. Der jüngste Nachweis in Main-Spessart wiederum wird aufgrund der Genprobe der Alpinen Population zugerechnet. 

Einer von fünf Belegen aus dem Landkreis Bad Kissingen in diesem Jahr: Dieser Wolf tappte am 15. April in eine Fotofalle.  
Foto: privat/ Quelle: Landesamt für Umwelt | Einer von fünf Belegen aus dem Landkreis Bad Kissingen in diesem Jahr: Dieser Wolf tappte am 15. April in eine Fotofalle.  

Aus dem Nachbarlandkreis Bad Kissingen liegen heuer sogar fünf Nachweise der Kategorie C1 vor - das heißt: harte Fakten. Das kann ein Lebendfang sein, ein Totfund, ein genetischer Nachweis oder ein Foto. Bei all diesen fünf Fällen stützen sich die Experten auf Fotonachweise.

Noch ist die Standorttreue nicht nachgewiesen

Doch um ein Gebiet als Wolfsgebiet einzustufen - was unter anderem Förderungen von Schutzmaßnahmen in Aussicht stellt - muss ein und derselbe Wolf standorttreu sein - sich laut Festlegung nachweislich mindestens sechs Monate lang in einer Region aufhalten. Dies setzt in der Regel eine genetische Untersuchung voraus.

Der erste Wolf in der Rhön wurde im Frühjahr 2018 mit Aufnahmen einer Fotofalle bestätigt. 
Foto: Landratsamt Bad Neustadt | Der erste Wolf in der Rhön wurde im Frühjahr 2018 mit Aufnahmen einer Fotofalle bestätigt. 
Wölfe in Deutschland
Seit 1850 gilt Deutschland als wolfsfreies Land. Hierzulande wieder aufgetaucht sind die ersten Wölfe nachweislich im Jahr 1996.
Laut Bundesamt für Naturschutz stieg die Zahl der Wolfsrudel in Deutschland binnen eines Monitoringjahres von 60 auf aktuell 73 (Stand: November 2018). Zudem erhöhte sich die Zahl der Sichtungen von Wolfspaaren von 22 auf 30. 
In Bayern sind derzeit vier Wolfsgebiete ausgewiesen: Veldensteiner Forst, Truppenübungsplatz Grafenwöhr, Nationalpark Bayerischer Wald und seit 2019 auch die Rhön als erstes unterfränkisches Revier. 
Im Landkreis Main-Spessart war es 2018 recht ruhig gewesen, was Wölfe angeht. 2016 wurden Wölfe in den Wäldern bei Lohr und Bischbrunn gesehen, im Juni 2017 einer bei Birkenfeld und einer bei Neuendorf. Das Foto des Birkenfelder Exemplares war der erste sichere Nachweis eines freilaufenden Wolfes in Unterfranken
Im benachbarten Hessen hat sich laut dem zuständigen Landesamt bislang noch kein Tier oder Rudel fest niedergelassen. 
Es gibt mehrere Belege, dass nun auch im Spessart Wölfe unterwegs sind. Dieses Exemplar wurde in einem Gehege im Wildpark Eekholt fotografiert. 
Foto: Carsten Rehder, dpa | Es gibt mehrere Belege, dass nun auch im Spessart Wölfe unterwegs sind. Dieses Exemplar wurde in einem Gehege im Wildpark Eekholt fotografiert. 
 
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