
Holzhändler Christoph Leurer (Untereschenbach) versteht die Welt nicht mehr. Im Gespräch mit dieser Redaktion macht er seinem Unmut Luft. Denn: Der 28-Jährige ist vergeblich auf der Suche nach einem erschwinglichen Lagerplatz, auf dem er für sein Unternehmen Brennholz aufarbeiten kann.
Wiederholt scheiterten seine Ansiedlungspläne an behördlichen Auflagen. Dabei sei die Nachfrage nach regionalem Brennholz ungebrochen, gibt er zu bedenken. Rund 250 Kundinnen und Kunden habe er auf seiner Liste und müsse er künftig enttäuschen. "Das muss ich jetzt erst einmal erklären", beschreibt er die spürbare Enttäuschung, wenn er Bestellungen ausschlägt.
"Praktisch aus dem Nichts", habe er nach seinen Schilderungen vor zehn Jahren mit der Auslieferung kleiner Holzmengen lokaler Anbieter, wie der Stadt Hammelburg oder der Forstbetriebsgemeinschaft Rhön/Saale, begonnen. Dieses Holz arbeitete er mit viel Muskelkraft an einem kleinen Stehspalter zu ofenfertigen Scheiten auf. Samt Lieferung kam das gut an, erzählt Leurer.
Aufarbeitung gut durchgetaktet
"Eigentlich wollte ich das weitermachen", versprüht er Unternehmergeist. Um die steigende Nachfrage zu decken, taktete er seine Produktion so durch, dass er als Alleinunternehmer im Nebenerwerb auf seine Kosten kam.
Dazu investierte in einen Maschinenpark aus Traktor, Rückewagen und Sägespalt-Vollautomat. Bis zu 50 Schüttraummeter kann er damit täglich produzieren. Zuletzt kam er auf diese Weise auf ein Produktionsvolumen von 1300 Schüttraummetern jährlich.
Um das Holz ofenfertig zu trocknen, kaufte er zudem 350 Gitterboxen, in denen er das Holz lagern kann. Doch dann begann eine Odyssee bei der Suche nach Lagermöglichkeiten im Raum Hammelburg. Einmal hieß es, seine Installationen verschandelten die Landschaft, einmal störte er einen brütenden Uhu.
Leben könne er damit, dass sein letzter Lagerplatz - etwa 150 Meter vom Ortsrand von Untereschenbach nahe der alten Kläranlage - nicht taugte, weil er im Landschaftsschutzgebiet und offiziell ausgewiesenen Hochwassergebiet liegt. "Obwohl da noch nie Hochwasser auf dem Platz war", fügt Leurer an. Immerhin sei ihm dort eine Übergangsfrist eingeräumt worden.
Rückschläge bei der Platzsuche
Doch bei der Suche nach Alternativen dazu gab es jüngst nur noch Rückschläge. "Zu nah am Ort und zu laut", lautete es an dem Platz, den er bei Obereschenbach auserkoren hatte. Vom Landratsamt habe es die Auflage gegeben, entweder in einer Halle zu sägen, oder den Maschinenpark auf Elektroantrieb umzustellen.
So komme eigentlich nur die Ansiedlung in einem Gewerbegebiet infrage, so Leurer frustriert. Auf über 100.000 Euro beziffert er die Kosten für ein entsprechendes Grundstück plus die Kosten für neue Geräte. Alleine um diese Investitionen zu finanzieren, müsste er zehn Jahre unverändert weiterschuften.
"Immer und ständig", beschreibt Leurer die Kundenwünsche. Das Geschäft mit dem Brennholz sei bei schwankenden Preisen nicht ohne Risiko, weil er das gelagerte Holz zwischenfinanzieren müsse. Dazu kämen die Unklarheiten bei künftigen Heizungsgesetzen.
"Ich bin niemandem böse", beschreibt Leurer seine Gefühlslage. Aber etwas mehr Rückendeckung für Kleinunternehmer würde er sich schon wünschen, damit die heimische Branche eine Zukunft hat. "3000 Quadratmeter für einen ortsnahen Holzplatz fände ich wichtiger, als 30 Hektar für einen Solarpark", fügt er ironisch an.
Künftig wolle er seinen Brennholzhandel etwa auf ein Zehntel beschränken und nur noch Kunden mit waldfrischem Holz beliefern, die eigene Lagerungsmöglichkeiten haben. Der Materie bleibt er mit Fällungen, Heckenschnitt und Landschaftspflege treu.
Landratsamt: "Bevölkerung immer sensibler"
Das Landratsamt verweist auf Nachfrage dieser Redaktion in Sachen Brennholzaufarbeitung auf das Baurecht. Im Außenbereich seien nur sogenannte privilegierte forstwirtschaftliche Betriebe zulässig und keine gewerblichen.
Bei den Holzlagerplätzen mit Aufarbeitung sei vor allem der durch die Bearbeitung entstehende Lärm das Problem, sodass ein entsprechender Abstand zur Wohnbebauung einzuhalten sei. "Die Nichtbeachtung des Immissionsschutzes führt aufgrund der immer sensibler reagierenden Bevölkerung zu Problemen in der Praxis", so Pressesprecherin Anja Vorndran.
Ohne sich einschränken zu müssen, sei die Holzverarbeitung nur in einem unbeschränkten Gewerbegebiet, in einem Industriegebiet oder in einem über Bebauungsplan ausgewiesenen Gebiet zulässig, zeigt sie die Rahmenbedingungen auf. Bisher habe man lediglich einem Betrieb eine Untersagung angedroht, worauf dieser weitergeführt werden konnte, weil die Gemeinde auf dessen Kosten einen Bebauungsplan erlassen hatte.
"Das tue ich mir nicht mehr an", sagt Leurer auch mit Blick auf Verfahrenskosten und Bearbeitungsdauer. Schließlich drohten mit dem erneuten Umzug auch Produktionsausfälle.
https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/brennholz-scheite-im-sekundentakt-art-10207081