Edwin Zoll ist am Mittwoch im Alter von 83 Jahren gestorben. Nicht nur seine Familie, Freunde und Bekannte erinnern sich gern an ihn. Auch in seinem Heimatort Winkels selbst kannte den Bäckermeister jedes Kind, nicht zuletzt weil Generationen von Kindern heute noch mit ihm und seinem Geschäft auch bunte Fruchtgummi-Schlangen und Kaugummis mit Melonengeschmack als besondere Leckereien verbinden.
Bis 2007 führte Edwin Zoll in der Winkelser Straße eine gut gehende Bäckerei, in der unter anderem, wie man erzählt, des Nassgelaibte und der Käseplootz, aber auch die prämierten Meisterstollen bei den Leuten sehr beliebt waren.
Bäckermeister und zwischendurch mal Schirmherr
Edwin Zoll nahm sich, trotz seines anstrengenden Berufs, aber auch Zeit, sich als Bürger in örtlichen Vereinen einzubringen, so zum Beispiel bei der Feuerwehr, bei der Kolpingsfamilie oder im Deutschen Alpenverein. In der Bäcker-Innung konnte man ebenfalls auf ihn zählen. 2011 bekam er den Goldenen Meisterbrief überreicht.
Bei den örtlichen Vereinsfesten war Zoll immer mit seinen Backwaren gefragt. Der TV Jahn Winkels ernannte ihn anlässlich seines Jubiläums im Jahr 1998 sogar zu seinem Schirmherrn. Dieser Bezeichnung machte Zoll dann alle Ehre, indem er dem Verein Schirme für die Außenbestuhlung schenkte.
Der gebürtige Winkelser war, zusammen mit seinen beiden Brüdern Walter und Artur, in der Bäckerei seiner Eltern Firmin und Rosa Zoll groß geworden. Die Bäckerei gab es bereits seit 1936 in der Winkelser Straße. Schon als Kind habe er sich gern in der Backstube der Eltern aufgehalten und mitgeholfen, weiß seine Tochter Melanie Zoll-Albert aus Erzählungen. Mit 14 Jahren fing Edwin Zoll bei den Eltern eine Lehre an.
Im Sommer war er auch mal auf Wanderschaft
Dass er es ernst meinte mit seiner Begeisterung fürs Backen, davon zeugt ein Eintrag, den er 1953 in sein Berichtsheft für die Berufsschule machte: "Mein einziger Wunsch war es schon immer, Bäcker zu werden." Seine Tochter berührt dieser Satz sehr, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn sie ist selbst ausgebildete Bäckermeisterin und Fachlehrerin für Bäcker an der Berufsschule in Schweinfurt.
Später machte Edwin Zoll seinen Meister in Gräfelfing bei München und besuchte die dortige Akademie des bayerischen Bäckerhandwerks. "Und dann ging’s auf Wanderschaft", weiß seine Tochter zu berichten.
Edwin Zoll und die Liebe zu den Bergen
Früher habe es noch keine Kältetechnik gegeben, die es erlaubte, Brotteige schon Tage zuvor zuzubereiten. Also pflegten damals auswärtige Bäcker im Sommer zum Arbeiten in die bayerischen Urlaubsregionen zu fahren, weil dort viele Touristen viele Brötchen vertilgten. Am Königssee, in Mittenwald und Lenggries sei der Vater besonders gern gewesen, sagt Melanie Zoll-Albert. Und drei Sommer lang in Berchtesgaden. "Die Berge dort hatten es ihm besonders angetan." Damals geknüpfte Freundschaften hielten bis heute, erzählt seine Tochter.
Die Liebe zu den Bergen blieb Edwin Zoll zeit seines Lebens. Gern war er mit dem Deutschen Alpenverein unterwegs und hat, nach Angaben seiner Tochter, unter anderem den Montblanc von oben gesehen und zwei 6000er in Südamerika aus der Nähe besichtigt.
Im Mai 1970 heiratete er seine Frau Helga. Anfang der 1980er Jahre übernahm er die Bäckerei der Eltern, in der er bis dato mitgearbeitet hatte. Da waren seine beiden Kinder, die Zwillinge Melanie und Martin, schon auf der Welt. 1990 vergrößerten die Zolls die Backstube baulich und es entstand auch ein neuer Laden.
Unterwegs mit der Transsibirischen Eisenbahn
Seine Backwaren konnten aber nicht nur die Winkelser genießen, sagt Melanie Zoll-Albert. Ihr Vater fuhr täglich Brötchen, Brote und Kaffeegebäck auch in die kleinen Tante-Emma-Läden der anderen Bad Kissinger Stadtteile – Geschäfte, die es längst nicht mehr gibt.
2007 übergaben er und seine Frau die Bäckerei an Bäckermeister Heribert Hedrich. "Mein Vater war damals sehr froh, dass er sein Geschäft an einen backenden Betrieb übergeben konnte." Als er in Rente gegangen war, hatte er auch mehr Zeit für sein Hobby: die Eisenbahn. So erfüllte er sich, nach Angaben seiner Tochter, einen großen Traum und fuhr mit der Transsibirischen Eisenbahn von Peking über Tibet nach Moskau.
Die Beerdigung ist am Montag, 30. Januar, um 14 Uhr und beginnt mit einer Messe in der St.-Bonifatius-Kirche in Winkels.