Riesige lange Ohren und ein weiches graues Fell: Freudig hoppelt Schnuffel, ein großes Kaninchen der Rasse „Deutscher Riese“, im Wild-Park Klaushof (Lkr. Bad Kissingen) gleich hinter dem Parkeingang auf die Besucher zu. Ein „Deutscher Riese“ bringt im Durchschnitt zwischen fünf und neun Kilogramm auf die Waage. „Diese Kaninchen wurden wegen ihres Fleisches gezüchtet“, erklärt Axel Maunz, Stadtförster und Leiter des Wild-Parks. Wer sich nach dem Zweiten Weltkrieg keine Kuh leisten konnte, der legte sich Riesenkaninchen zu.
Der Klaushof, der von der Stadt Bad Kissingen betrieben wird, beheimatet regionale und seltene Haustierrassen und einheimische Wildtiere. Bislang. Ab diesem Herbst kommt ein großes Insektengehege hinzu. Dort können dann Schmetterlinge, Hornissen, Libellen und seltene Käfer bestaunt werden. Dazu werden sich Frösche und Molche gesellen. „Viele Insektenarten sind vom Aussterben bedroht. Mit unserem Insektengehege wollen wir einen geeigneten Raum für das Leben und Überleben bedrohter Arten schaffen“, erklärt Maunz.
Neu: Feucht- und Wiesenbiotope
Den Wild-Park Klaushof gibt es seit 1971. Er liegt nur zehn Autominuten von Bad Kissingen entfernt mitten im Wald. Umgeben von gut ausgebauten Wanderwegen, breitet sich der 30 Hektar große Wildpark unterhalb des historischen Restaurants „Forsthaus Klaushof“ aus. Immer wieder wird der Tierpark erweitert, die Gehege nach Möglichkeit verbessert und ausgebaut. Die Idee des Insektengeheges ist neu und fand beim Bayerischen Umweltministerium sofort Anklang. „Die Neuanlage der Feucht- und Wiesenbiotope wird zu 80 Prozent vom Ministerium gefördert.“
70 000 Besucher kommen pro Jahr
46 Arten leben bislang im Wild-Park Klaushof: Auerochsen, Damwild, Fischotter, Gänse, Greifvögel, Luchse, Pfauen – es ist für jeden Geschmack ein Tier dabei. In der Streichelzone treffen die Besucher auf Rhönschafe, Ziegen und auf die beiden Esel – Sarah und Abraham. 70 000 Besucher kommen pro Jahr in den Wildpark, um die heimischen Tiere einmal aus nächster Nähe zu beobachten. Das Damwild darf frei im Park herumlaufen. Man sollte es zwar nicht streicheln und nicht aus der Hand füttern, aber gerade für Kinder ist ein Erlebnis, wenn so ein großes Tier plötzlich direkt neben ihnen steht.
Vier verschiedene Biotope geplant
Das neue Insektengehege ist für das Damwild nicht zugänglich. „Die Tiere würden uns alle Pflanzen abknabbern“, sagt der Stadtförster. Zwei verschiedene Biotope hat er mit seinen Helfern inmitten des Wildparks neu angelegt: ein Feucht- und Wiesenbiotop und ein Trockenbiotop. „Hier soll sich im Laufe des Jahres noch allerlei Getier ansiedeln, dem wir sonst nicht unbedingt viel Aufmerksamkeit widmen.“ Neben den Biotopen entstehen noch ein Schmetterlingswald, eine Blüh- und eine Streuobstwiese.
Das Feuchtbiotop ist mit einer großen Lehmschicht ausgestattet, denn Wildbienen mögen lehmige Böden. Wasser- und Schwimmpflanzen wie Gauklerblumen, Rohrkolben, Sumpfgarben, Wasserdost, Frauenmantel, Hornkraut und Seerosen sollen das Areal künftig bereichern. „Durch die Anlage des Feuchtbiotops entsteht ein zusätzlicher Lebensraum für eine Vielzahl von Arten“, erklärt der Stadtförster. Maunz hofft, dass sich bald Frösche, Molche, Wasserkäfer, Libellen und auch Wasservögel dort ansiedeln.
Schmetterlinge lieben das Trockenbiotop
Insekten wie Sandbienen oder Graswespen bevorzugen eher das Trockenbiotop. An geschützten Stellen können mit viel Glück auch Ameisenlöwen, die Larven der Ameisenjungfern, ihre Trichter bauen. Daneben lieben viele Käferarten und Grashüpfer trockene Standorte, und sogar manche Schmetterlingsarten wie der Kleine Feuerfalter sind an diese Biotope gebunden. Um Kalkrohfels wurden Pflanzen wie wilder Oregano, Thymian, Königskerze, Astern, Mehlbeeren und viele mehr angepflanzt.
Die friedlichen Brummer: Hornissen
In eine derzeit unbesetzte Voliere wird die Hornissenauffangstation einziehen. „Glaubt man den Gruselgeschichten, gehören Hornissen zu den gefährlichsten Tieren der Welt“, sagt Maunz. Sieben Stiche dieser Tierchen sollen angeblich ein Pferd töten. Dass das nicht stimmt, will der Stadtförster zeigen. „Hornissen sind eher friedliche Brummer.“ Sie greifen niemals grundlos an, sie sind sogar scheuer als Honigbienen und ziehen es immer vor, einem Konflikt durch Flucht auszuweichen.
Täglich gibt es eine Schaufütterung
Der Stadtförster wünscht sich eine unmittelbare Tierbegegnung auch im Insektengehege. „Wir wollen unsere Tiere nicht zur Schau stellen, sondern wir bieten ihnen Rückzugsräume.“ So kann es durchaus passieren, dass der Besucher mache Tiere an manchen Tagen gar nicht zu Gesicht bekommt. Relativ zutraulich indes sind zum Beispiel die Waschbären. Täglich um 15 Uhr kann man sie genau wie Luchs, Fischotter und Wildkatze bei einer Schaufütterung erleben.
Das Insektengehege passe auch gut zur Hauptaufgabe des Parks, der Umweltbildung. Alle Grundschulklassen des Landkreises Bad Kissingen werden regelmäßig zu tier- und waldpädagogischen Veranstaltungen eingeladen. Seit 2008 gibt es eine Kooperation mit der Didaktik der Biologie der Universität Würzburg. Die Studierenden haben Unterrichtseinheiten und Lehrpfade entwickelt.
„Der Wild-Park Klaushof ist ein toller Ort zum Staunen, Wandern und Lernen“, schreibt ein Besucher auf der Homepage im Internet. Besonders das frei im Park herumlaufende Damwild wird immer wieder gelobt. „Ein schönes Erlebnis für die Kinder. Kann ich nur weiterempfehlen.“
Wild-Park Klaushof
Der Wild-Park Klaushof, Alte Brückenauer Straße, 97688 Bad Kissingen, ist im Sommer von 1. April bis 31. Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, im Winter von 1. November bis 31. März täglich von 9 bis 17 Uhr. Eintrittspreise: Erwachsene bezahlen 4 Euro, Schüler 1,50 Euro, für Kinder bis zu 6 Jahren ist der Eintritt frei.
Täglich gegen 15 Uhr findet eine Schaufütterung bei Fischotter, Waschbär, Luchs und Wildkatze statt. Im Areal verteilt liegen drei Spielplätze. Gegenüber, im Restaurant „Forsthaus Klaushof“, kann man sich vor oder nach dem Parkbesuch mit Brotzeiten, Grillspezialitäten und vielem mehr stärken. Montag und Dienstag ist dort Ruhetag.
Aufgrund der besonderen Tierhaltung können Hunde nicht in den Wild-Park mitgenommen werden. Im Park gibt es zwei Dixi-Toiletten.