Von einer "eindrucksvollen Demonstration der Leistungsfähigkeit" der Bundeswehr sprach Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nach seinem "Antrittsbesuch" beim deutschen Heer. Auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) zeigten an diesem Dienstag mehrere hundert Soldatinnen und Soldaten der aktuellen Lehrgänge an der Infanterieschule in Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) dem SPD-Politiker, wie sie sich auf den Ernstfall vorbereiten.
Er habe einmal mehr "große Leidenschaft" bei der Truppe gespürt, sagte der Minister vor der Presse, nachdem er - im Tarnfleck-Parka auf dem Radpanzer - mehrere Vorführungen verfolgt hatte. Dass die Chemie zwischen Soldatinnen, Soldaten und dem neuen Minister passt, war den Tag über spürbar. "Der Mann hat echtes Interesse an dem, was wir tun", freute sich einer der beteiligten Soldaten am Rande einer Präsentation.
Bundeswehr übt den Ernstfall an der Nato-Ostflanke
Der Ernstfall, auf den sich die Bundeswehr vorbereitet, könnte, da ließen die Soldatinnen und Soldaten in Hammelburg angesichts der gegenwärtigen Krisensituation keinen Zweifel, ein Einsatz an der Ostflanke der Nato sein. Aber auch in anderen Krisengebieten der Welt leiste die Bundeswehr, wenn sie gefordert ist, ihren Beitrag, betonte Pistorius - so wie zuletzt beim Evakuierungseinsatz im Sudan.
In Hammelburg werden vor allem die sogenannten leichten und mittleren Kräfte des Heeres ausgebildet, die im Unterschied zur "schweren Truppe" nicht mit Kettenfahrzeugen, also Kampfpanzern, ausgestattet sind.
Als Vertreter der leichten Kräfte demonstrierten Gebirgsjäger im Übungsdorf Bonnland, das auf dem unterfränkischen Übungsplatz liegt, ihre Fähigkeiten beim Kampf im urbanen Raum. Gut aufeinander abgestimmt, stürmten 50 Soldatinnen und Soldaten ein vierstöckiges Haus in einem feindlichen Dorf - inklusive der Evakuierung von Verwundeten. "Wir sind heute schon kriegstauglich aufgestellt", lobte Oberstleutnant Eike Gudat seine schnelle Eingreiftruppe.
Die leichten Kräfte seien in der Regel die ersten, die den Ort von Kampfhandlungen erreichen, hieß es. Die schweren Kampftruppen haben die leistungsfähigsten Waffen, brauchen aber Zeit, um das Kampfgebiet zu erreichen. Dazwischen komme den "mittleren Kräften", Panzergrenadieren etwa, entscheidende Bedeutung zu. Radfahrzeuge, die deutlich agiler als Kampfpanzer unterwegs und viel schneller, beispielsweise auch mit Hubschraubern, an die Front zu verlegen sind, sollen ihnen die nötige Durchschlagskraft sichern.
Kriegseinsatz im Maintal als Übungsszenario
An solchen Fahrzeugen fehlt es der deutschen Armee. Derzeit setze man vor allem niederländisches Material ein, hieß es. Doch die Bundeswehr arbeite gemeinsam mit der Industrie daran, diesen Mangel in absehbarer Zeit zu beheben. Radpanzer wie der "GTK Boxer" sollen gefechtstauglich aufgerüstet werden, mit Panzerabwehrwaffen, Kanonen, Haubitzen und modernster Relaistechnik. Wie wirksam sie dann eingesetzt werden können, zeigte eine weitere Vorführung im freien Feld, mit einem Kriegseinsatz im Maintal als Übungsszenario.
Die Beschaffung der "Boxer" aus Mitteln des Sondervermögens Bundeswehr sei bereits auf den Weg gebracht worden, betonte der Verteidigungsminister am Dienstag. Er rechne mit der Auslieferung dieser "Schwere-Waffen-Träger" im Jahr 2025. Die Soldatinnen und Soldaten hätten schließlich Anspruch auf das "beste Material". Dafür werde es auch künftig Geld geben, versprach Pistorius. Bei der Ausbildung mit der neuen Technik komme der Infanterieschule Hammelburg weiterhin eine entscheidende Bedeutung zu, ergänzte er mit Blick auf die Gastgeber.
Lokale Politikerinnen und Politiker waren auch dabei
Der Minister war in Hammelburg vom Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, und vom Kommandeur der Infanterieschule, Brigadegeneral Michael Matz, begrüßt worden. Mit dabei bei den Vorführungen waren auch die unterfränkischen Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar (SPD), Manuela Rottmann (Grüne) und Karsten Klein (FDP) sowie der Bürgermeister von Hammelburg, Armin Warmuth (CSU).