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Trotz technischer Probleme: Die Rhön muss noch auf hohe See
Das 45 Jahre alte Versorgungsschiff „Rhön“ wird ebenso wie das Schwesterschiff „Spessart“ bei der Bundesmarine noch dringend gebraucht – trotz technischer Probleme.
Die schwer beschädigte Aufhängung des Rettungsbootes der 'Rhön' in Kiel. Einer der beiden Kranarme ist nicht mehr funktionsfähig.
Foto: Frank Behling, Kieler Nachrichten | Die schwer beschädigte Aufhängung des Rettungsbootes der "Rhön" in Kiel. Einer der beiden Kranarme ist nicht mehr funktionsfähig.
Hubert Herbert
Hubert Herbert
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:22 Uhr

Vor einem Jahr hatte die Bundesmarine den Ausfall ihrer beiden Flottentanker gemeldet. Einer davon ist die „Rhön“, das Patenschiff des hiesigen Naturparks. Der andere ist die „Spessart“. Die beiden Schiffe hatten Probleme mit den 8000 PS starken Zwölf-Zylinder-Diesel. Kein Wunder, schließlich sind die beiden ursprünglich zivilen Tanker bereits 1974 vom Stapel gelaufen. Die nahezu baugleichen Schwesterschiffe versorgen seit 1977 Nato-Schiffe auf hoher See mit Treibstoff, Wasser, manchmal auch mit Lebensmitteln.

Die Motorprobleme sind inzwischen behoben, wie das Marinekommando auf Nachfrage bestätigt. Die „Rhön“ war jüngst schon wieder in einem Nato-Verband im Einsatz. Sie löste die „Spessart“ ab, die vorher mit dem Einsatzverband auf See unterwegs war.

Beiboot abgestürzt, vier Verletzte

Als die „Rhön“ am vergangenen Montag in Kiel im Hafen lag und ein Beiboot zu Wasser gelassen wurde, stürzte das Boot ins Hafenbecken. Dabei wurden die vier Insassen verletzt. Allerdings nicht lebensgefährlich, wie eine Sprecherin des Marine-Kommandos auf Anfrage bestätigt. Eine Person lag zur OP-Vorbereitung auf Intensivstation. Inzwischen ist das Patenschiff des Naturparks Rhön, das schon 42 Jahre für die Bundesmarine im Einsatz ist, wieder im Heimathafen Wilhelmshaven eingelaufen.

Die fuhr zwar aus eigener Kraft nach Wilhelmshaven, eine Schlepper-Begleitung war aber nötig, weil das Versorgungsschiff durch den Unfall nur noch ein Rettungsboot hatte. „Die Unfallursache ist bislang unklar. Die Untersuchung dazu läuft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt“, heißt es von einem Marine-Sprecher. Doch erste, noch unbestätigte Meldungen weisen laut der Zeitung Kieler Nachrichten darauf hin, dass einer der beiden Kranarme des Bereitschafts- und Rettungsboots auf der Steuerbordseite ausgefallen ist. Wie zu erkennen war, sei der Arm notdürftig gesichert gewesen, bevor die „Rhön“ die Fahrt in den Heimathafen antrat.

Vor dem Aufenthalt im Kieler Hafen war die „Rhön“ Teil des Manövers Baltops 2019. Dafür, so die Kieler Nachrichten, war das Schiff als deutscher Beitrag dem Natoeinsatzverband 1 unterstellt worden. Der Verband stand unter dem Kommando eines amerikanischen Admirals.

Die „Rhön“ war aber etwa zur Halbzeit von dem Manöver entlassen worden, weil die Hochsee- und Betankungsanlage des Schiffs, das sogenannte RAS-Geschirr, ein Störung hatte, schreiben die Kieler Nachrichten. Die sollte in Kiel repariert werden. Dabei kam es zu dem Unfall mit dem Beiboot.

Die deutsche Marine plant eine Nachfolge für die beiden Versorgungsschiffe. Die Auskunft, wann genau, bleibt relativ vage. Laut einem Marine-Sprecher sollen „Rhön“ und „Spessart“ bis Mitte der 2020er-Jahre weiter betrieben werden. Die Trossschiffe wären dann ein halbes Jahrhundert alt. „Grund für die lange Nutzungsdauer der beiden Tanker war und ist die Finanzplanung für die Bundeswehr“, heißt es dazu von der Marine.

Die beiden Betriebsstofftransporter stellen eine für den Einsatzbetrieb der Marine zentrale Fähigkeit bereit, die der Nachversorgung auf See. Sie übergeben während der Fahrt Kraftstoff, Schmieröle und Frischwasser. „Vor dem Hintergrund der Einsätze sowie den Verpflichtungen und des Fokus auf Landes- und Bündnisverteidigung wird die besondere Fähigkeit dieser beiden Schiffe bis zum Zulauf der Nachfolgeeinheiten weiterhin zwingend benötigt“, antwortet das Marinekommando auf eine Anfrage. Die deutsche Marine hat derzeit keine vergleichbaren Versorgungschiffe zur Verfügung. Würden „Rhön“ und Spessart ersatzlos außer Betrieb gestellt, entstünde laut Marinekommando eine Fähigkeitslücke mit weitreichenden Auswirkungen nicht nur auf die Marine selbst, sondern auch auf die NATO, was die Durchhaltefähigkeit im Einsatzgebiet betreffe.

Nur ein Doppelboden

Deshalb hat das Verteidigungsministerium im November 2018 dem Weiterbetrieb der „Rhön“ und „Spessart“ zugestimmt unter der Auflage der Berücksichtigung des maritimem Umweltschutzes im operativen Betrieb. Diese Zustimmung ist laut Marinekommando das nächste Mal im Dezember 2019 zu erneuern. Es dürfe keine Unterbrechung der Versorgung auf hoher See geben, bis Nachfolger von Rhön und Spessart in Dienst gestellt werden.

Diese neueren Schiffe werden über eine zweite Außenhülle verfügen, um bei Kollisionen jedweder Art innenliegende Tanks zu schützen. „Rhön“ und „Spessart“ verfügen nur über einen sogenannten Doppelboden. Bei einer möglichen Grundberührung schützt der die darüber liegenden Diesel- und Flugkraftstofftanks. „Im Bodenbereich gewährleistet diese Bauweise eine mit einer Doppelhülle vergleichbare Sicherheit“, erklärt ein Sprecher des Marinekommados. Etwa die Hälfte der gesamten Dieselkraftstofftanks sowie die Tanks für Flugbenzin seien so geschützt.

Die andere Hälfte der Tanks für Dieselkraftstoff grenzt mit mindestens einer Seite direkt an die Außenhaut des Schiffes. Das ist weniger sicher als mit einer Doppelhülle. Auf sie zu verzichten hieße aber, die Nutzbarkeit signifikant einzuschränken, so das Marinekommando. Die Sicherheit werde dadurch jedoch nicht nachhaltig erhöht. Der Marine ist kein Fall bekannt, wo einer der beiden Betriebsstofftanker wegen solcher Sicherheitsbedenken nicht in einen Hafen einlaufen durfte. Also können die Versorger wieder auf hohe See.

 
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