Der Kapitän der Rhön berichtet von einem interessantem, fast vier Monate langen Nato-Einsatz von August bis Dezember. Dafür lief die Rhön am 2. August vom Heimathafen Wilhelmshaven aus nach Lissabon, wo sich der NATO-Einsatzverband sammelte. Der Einsatz führte die Besatzung wieder einmal in die allen wohlbekannten Gewässer und Häfen des Mittelmeers.
Multinationales Manöver
Von September bis Oktober nahm die „Rhön“ am NATO-Manöver „Loyal Midas 09“ teil – ein multinationales Manöver, in dem eine Krisensituation zwischen fiktiven Staaten von den Teilnehmern bewältigt werden soll, erklärt der Kapitän. Außerdem war die Rhön an der Operation „Active Endeavour“ beteiligt, deren Ziel es war, Schmuggel, auch Menschenschmuggel zu verhindern oder wenigstens zu minimieren. Dies bedeutet, dass verdächtige Schiffe beobachtet und bei bestätigtem Verdacht gestoppt und durchsucht werden. „Außerdem dient es natürlich auch zur Demonstration der NATO-Präsenz im Mittelmeer,“ ergänzt Kapitän Egon Rhauderwiek.
Im Rahmen dieses Einsatzes wurden die Fregatte „Schleswig-Holstein“, der Tender „Rhein“ und die Schnellboote „Hermelin“ und „Dachs“ von der „Rhön“ mit Dieselkraftstoff versorgt.
Eine besondere Erfahrung machte die Besatzung der „Rhön“ am Abend des 6.November und in den nachfolgenden Stunden. Wie Kapitän Rhauderwiek berichtet empfing man auf der Brücke einen Notruf über Olympia Radio: „Person über Bord“. Dieser Notruf kam vom Kreuzfahrtschiff „Celebrity Solstice“, das unter der Flagge von Malta Flagge fuhr und sich etwa 50 Seemeilen nördlich von Kreta, Griechenland befand.
Die „Rhön“ war zu diesem Zeitpunkt nur etwa 40 Seemeilen entfernt, änderte den Kurs auf die Seenotposition hin, meldete sich sofort, bot Hilfe an und wurde, nach Eintreffen im Suchgebiet, in die Suchformation aus mehreren zu Hilfe geeilten Schiffen integriert. Die Suche sollte bis zum nächsten Nachmittag andauern. Die Rhön wurde dabei sogar zum Koordinator der Suche bestimmt. Wie der Kapitän allerdings mitteilt, blieb die Suche nach der vermissten Person ergebnislos, obwohl während der Nacht und auch am Tag mehrere Schiffe, Flugzeuge und auch Hubschrauber zur Suche eingesetzt waren.
Vom 15. bis 16.November stand die „Rhön“ wieder dem Nato-Einsatzverband als Tanker zur Verfügung. Am 16. November nach einem letzten See-Einsatz nahm die Rhön Heimatkurs Richtung Wilhelmshaven auf. Bedingt durch eine günstige Wetterlage lief das Schiff am 25. November sogar zwei Tage früher als geplant im Heimathafen ein. Damit bestand für die Besatzung seit langem wieder einmal die Möglichkeit, die Vorweihnachtszeit zusammen mit der Familie zu verbringen. Jetzt steht die Verlegung der „Rhön“ in die Werft an für eine Inspektion des Schiffes.
Besuch in Wilhelmshaven geplant
Für dieses Jahr ist ein Besuch einer Delegation aus Rhön-Grabfeld beim Patenschiff in Wilhelmshaven geplant. Wann dies aber sein wird, steht bislang noch nicht fest.
Seit mehr als 30 Jahren besteht die Patenschaft von Naturpark und Biosphärenreservat Rhön für das Versorgungsschiff, das im Marinehafen in Wilhelmshaven stationiert ist. 1977 wurden erste Kontakte zwischen politischen Vertretern der Rhön und der Bundesmarine geknüpft. Daraus wurde schließlich eine Freundschaft, die heute noch besteht. Eine Seltenheit, denn derartige intakte Verbindungen gibt es ansonsten kaum noch. Die „Rhön“ ist wie das Schwesterschiff „Spessart“ ein so genanntes „Trossschiff“, das Kampfschiffe der Marine mit Kraftstoff, Mineralölen und Wasser versorgt, seltener mit Material und Proviant.
Mit ihren Abmessungen von 130 Meter Länge, 19,30 Meter Breite und einer Verdrängung von 14169 Tonnen gehört sie zu den größten Schiffen der Marine. In ihrem Bauch hält die Rhön über zehn Millionen Liter Dieselkraftstoff und 800 000 Liter Flugkraftstoff zur Abgabe an die Kampfschiffe auf See bereit. 170 Tonnen Trinkwasser ergänzen den Vorrat.
„Rhön“ und „Spessart“ begleiten seit Indienststellung 1977 Kampfschiffe. Und immer wenn eines davon versorgt wird, zieht man auf der „Rhön“ die grüne Flagge mit den Zeichen des Naturparks Bayerische Rhön auf.