Die beiden Gemeinderäte Harald Klopf und Harald Leurer (Bürgerliste) sehen darin einen "Umweltfrevel" und eine "Sauerei", wie sie in E-Mails kundtaten. Von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt winkt man jedoch ab: "An dem See läuft alles rechtmäßig."
Verzögerungen
Die Maßnahme sollte schon 2015 durchgeführt werden. Dann gab es im Gemeinderat Widerstände gegen den ursprünglichen Plan, dem etliche Bäume zum Opfer gefallen wären. Im November 2016 wurde das Unterfangen in einer naturverträglichen Variante mit zwei Gegenstimmen schließlich abgesegnet. Einer der vier Pächter ist Werner Keller. "Die Maßnahme war notwendig", sagt der Zweite Bürgermeister (parteilos). Der See sei seit mehr als 40 Jahren nicht mehr abgelassen worden, so dass sich jede Menge Schlamm am Boden bildete. Weil man wusste, dass die Maßnahme ansteht, hätten er und seine drei Pächter-Kollegen Mario Träg, Arno Fell und Thomas Dömling zahlreiche große Fische bereits 2015 aus dem See herausgenommen. Dennoch hätten sich nun, beim Ablassen des Wassers, wieder allerhand Rotfedern, Rotaugen und Blaubandbärblinge gezeigt. "Offenbar war doch wieder Fischlaich da, so dass zahlreiche junge Fische nachgewachsen sind", sagt Keller.Er und die drei anderen Pächter waren jetzt täglich am See, um die zahlreichen Fische abzuschöpfen und in benachbarten Seen auszusetzen, erläutert Keller. Am vergangenen Wochenende hätten weitere Freiwillige aus Rannungen das Pächter-Team verstärkt. Dass dennoch etliche Fische verendeten, findet er bedauerlich. Offensichtlich habe ein starker Regenguss am Samstagabend dazu beigetragen, dass viele kleinere Fische an den Überlauf gespült wurden und im Schlamm starben.
Das passiere hin und wieder mal, wenn ein See abgelassen wird, weiß Roland Lenhart von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts aus Erfahrung. Er hatte sich am Montag, nach den eingegangenen Beschwerden der Gemeinderäte, selbst vor Ort ein Bild der Lage gemacht und kam zu dem Schluss: "Es läuft alles rechtmäßig." Der See sei arg verschlammt und das Wasser daher sehr hoch gewesen, sagt der Behördenleiter. Die Rannunger hätten Glück gehabt, dass das Gewässer nicht schon im Sommer "umgekippt" sei.
Alle Vorschriften eingehalten
Die Maßnahme sei vorschriftsmäßig mit dem Landratsamt abgesprochen worden. Es habe zuvor mehrere Ortseinsichten der Behörde gegeben. Es wurden, gemäß der Landschaftspflege-Richtlinien, Zuschüsse angefordert, die jetzt zu 70 Prozent greifen, so Lenhart weiter. Je 15 Prozent Förderung steuern Landkreis und Kommune bei. Insgesamt wird die Maßnahme laut Ausschreibung auf 20 000 Euro kommen.Inzwischen ist das Wasser abgelassen, es stehen noch kleinere Pfützen in dem so genannten "Himmelsweiher", der sich lediglich durch Regen und Schneewasser speist. Demnächst sollen dann rund tausend Kubikmeter Schlamm ausgehoben und zum Trocknen auf Wiesen in der Nähe abgelagert werden, sagt der Behördenleiter. "Der Schlamm stellt einen guten Dünger dar, den man später auf Felder ausbringen kann."
Seltene Krebse und andere Tiere
Wenn der See dann leer ist, wird man ihn am Rand mit einer Steinschüttung versehen und dort die seltenen Edelkrebse ansiedeln, sagt Lenhart. Früher gab es die nämlich überall in Franken so häufig, dass ein Krebs-Gericht als "Arme-Leute-Essen" bekannt war, berichtet der Behördenleiter. Inzwischen sind die Steinkrebse äußerst rar und müssen wieder angesiedelt werden. Die Krebse sind nicht die einzigen geschützten Tiere am Rannunger See. Seit etwa 15 Jahren ist das Gewässer nämlich Bestandteil einer schutzwürdigen Fläche, die am Birkenrain nach der im Europäischen Biotopverbund "Natura 2000" gültigen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesen wurde. Unter anderem sind dort eine Kolonie der Bechstein-Fledermäuse und der nicht so häufige Kamm-Molch zu finden. Weil die Molche erst im Herbst abwandern, konnte übrigens auch erst jetzt mit der umfangreichen Maßnahme am See begonnen werden.
Am Mittwoch trafen sich die mit dem Schlamm-Aushub beauftragte Firma Stolz (Hammelburg) und Vertreter des Landschaftspflegeverbands mit den Pächtern am See, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Wie viel Zeit die Arbeiten am See in Anspruch nehmen, kann Lenhart nur schätzen.