Der Kissinger Sommer steht vor einem tiefen Einschnitt. 30 Jahre lang haben der Geschmack, der Charakter und die Kontakte eines einzelnen Menschen das kulturelle Bad Kissingen geprägt. Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger hat das Klassikfestival in diesen 30 Jahren zu einer Marke gemacht. Publikum und Künstler wussten genau, worauf sie sich dabei verlassen konnten.
Für Bad Kissingen war das wirklich ein Gewinn. Die Stadt hat den Glanz der Kunst genutzt, um ihre Bekanntheit und ihr Ansehen beim zahlungskräftigen Publikum zu pflegen und zu mehren. Doch mit Klassikfestivals ist es nicht anders als mit dem Rest des Lebens: Alles hat seine Zeit.
Der Kissinger Sommer Wolfsjägerscher Prägung und sein Publikum sind mit den Jahrzehnten in Harmonie grau geworden. Verlässlichkeit ist wichtig, aber Überraschungsmomente wären es auch.
Das Durchschnittsalter der Besucher liegt jetzt gefühlt bei 70 plus. Wer den Kissinger Sommer in eine gute Zukunft führen will, muss darauf setzen, dass Schritt für Schritt Gäste der Altersklasse 50 plus hinzukommen.
So ein Übergang ist alles andere als einfach. Denn Erneuerung ist zwar unerlässlich, ein kompletter Umsturz aber wäre gefährlich. Das Festival muss versuchen, seine bisherigen Besucher so weit wie möglich mitzunehmen und zugleich neue anlocken. Ob das gelingt, und vor allem, ob es gleich gelingt, ist noch nicht ausgemacht. Ein bisschen Geduld kann daher nicht schaden. Auch die Gründer des Kissinger Sommers hatten zunächst eine Durststrecke zu überwinden.
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