Das war's! 30 Jahre Kissinger Sommer mit Kari Kahl-Wolfsjäger als künstlerische Leiterin sind Geschichte. Noch beim letzten Konzert im Max-Littmann-Saal am Sonntagabend übergab die Intendantin den Stab an ihren Nachfolger, den sie zu sich auf die Bühne gebeten hatte. „Sie haben hiermit das Kommando“, reichte sie die Verantwortung an Tilmann Schlömp weiter. Ebenso legte sie ihm den größten Schatz, nämlich das treue Publikum, ans Herz. Rund 850 Konzertbesucher erhoben sich applaudierend von ihren Plätzen – ihre Art Dank zu sagen.
Dank gab es an diesem Abend noch reichlich, meist in Form von mehr oder weniger ausholenden Reden. Der erste, der den Reigen eröffnete, war Dirigent Lawrence Foster, der vor der Zugabe von Elgars Pomp and Circumstance – ein nostalgischer Wunsch der Intendantin – eine kleine Plauderei von der Bühne herab begann und die er beim anschließenden Empfang im Weißen Saal fortsetzte. Der Kissinger Sommer sei für ihn und seine Frau Angela eine Familiensache gewesen, so wohl hätten sie sich hier seit 1987 gefühlt. Warmherzige Worte fand er für eine besondere Eigenschaft der Intendantin: Sie sei immer für alle dagewesen, besonders wenn jemand in einem Tief steckte, habe sie Mut gemacht.
Da gab es natürlich noch die offiziellen Reden an diesem Abend, Lobgesänge auf die „Gründungsmutter“. „Sie haben uns geboten, was wir wollten: die beste Musik der Welt“, brachte es Oberbürgermeister Kay Blankenburg auf den Punkt. Respekt zollte Kurdirektor Frank Oette dafür, dass die Intendantin mit dem Festival eine Marke auf der europäischen Kulturlandkarte geschaffen habe, die viele Gäste nach Kissingen bringe. Als Botschafterin der Stadt bezeichnete Martha Müller, Schatzmeisterin des Fördervereins Kissinger Sommer, die Intendantin.
Gründungsvater Eduard Lintner trat im Smoking ans Rednerpult - „der war damals üblich“, sagte er schmunzelnd. Er schweifte zurück zu den Anfängen und gedachte der Ersthelfer wie Alt-OB Georg Straus und Kurdirektor Walter Rundler vor Ort. Ausschlaggebend für eine Zusage von Kari Steff-Wolfsjäger, wie sie damals hieß, sei die persönliche Begegnung mit dem Großen Saal gewesen. Sie etablierte ein neues, weiteres Festival – „ein wunderbares Geschenk für uns alle“.
Nicht als Konkurrenz, sondern eher als Hommage an die Intendantin wollte Bundestagsmitglied Dorothee Bär ihren Kopfputz verstanden wissen. Hüte seien ihr Markenzeichen gewesen.
Die interessante Frau an der Spitze des Festivals habe Respekt, ja Ehrfurcht gelehrt und vor allem Liebe zur Musik, sagte Bär. Sie habe in Kissingen ein Gesamt-Kunstwerk geschaffen. Und sie freue sich, dass Kari Kahl-Wolfsjäger mit einem neuen Projekt diese Hochkultur nun auch nach München und Oberbayern tragen werde.
Die letzten Worte dieses vorgerückten Abends waren Kari Kahl-Wolfsjäger vorbehalten. Sie machte es kurz und verteilte an ihre Weggefährten einen edlen Dankes-Tropfen, auch an den Oberbürgermeister, dessen Amt sie schätze, aber nur das Amt, wie sie in ihrer unvergleichlichen Art bemerkte.
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