Der Abschied vom Kissinger Sommer hat für Kari Kahl-Wolfsjäger auch gute Seiten. Durch die Arbeit am und beim Musikfestival sei immer „der ganze Sommer kaputt“ gewesen, sagte die Gründungsintendantin nach ihrer 31. und letzten Ausgabe der Konzertreihe bei einem kurzen Blick zurück. Ihre Gemütslage sei nicht von Wehmut geprägt: „Wir sind zufrieden.“ Sie freue sich über die „schöne Zeit“ und dass auch ihr letzter Kissinger Sommer „gutgegangen“ sei.
Jetzt hoffe sie nur, dass es nach ihrem Abschied so weiterläuft. Besonderes Augenmerk müsse man darauf legen, das von vielen Seiten gelobte Kissinger Publikum zu binden. Denn „andere Mütter haben auch schöne Töchter.“ Dringend erforderlich sei nach wie vor die Verbesserung der Hotelsituation.
Mit Aussagen über ihren Nachfolger Tilmann Schlömp und das, was vom Programm des Kissinger Sommers 2017, seines ersten, bereits bekannt ist, hielt sie sich zurück. Die Gründungsintendantin sagte lediglich, an seiner Stelle würde sie „nicht alles umkrempeln“.
Und: Sie habe sich gefreut, mit Kit Armstrong, Grigory Sokolov und Arcadi Volodos „drei unserer Topleute“ auch in seinem Programm zu finden.
Im Zusammenhang mit dem gerade erst abgeschlossenen, aber noch nicht ganz abgerechneten Kissinger Sommer Nummer 31 war für Kahl-Wolfsjäger der Blick auf eine positive Entwicklung vordringlich. Die Einnahmen lägen 173 000 Euro über dem Einnahmesoll von 1,355 Millionen Euro. Eine positive finanzielle Bilanz sei ihr wichtig.
Ob damit das von der Stadt einkalkulierte Defizit geringer wird, lässt sich nach Angaben von OB Kay Blankenburg aber nicht sagen. Die Ausgaben stünden noch nicht fest. Unterm Strich sieht der Haushaltsplan der Stadt für heuer ein Defizit von 860 000 Euro vor. Vom künftigen Intendanten erwartet der Stadtrat ein geringeres Defizit. 620 000 Euro stehen für 2017 bis 2019 jeweils im Etatentwurf.
Was die Zahl der Konzertbesucher angeht, sprach die Gründungsintendantin von „annähernd 30 000“, das entspreche „nicht ganz 80 Prozent Auslastung“ und sei „wie immer“. Offensichtlich kommt es aber darauf an, welche Karten man zählt. In den Haushaltserläuterungen zum Festival stehen für die vergangenen Jahre bei den verkauften Karten Zahlen zwischen 22 000 und 25 000.
Sehr zufrieden zeigte sich Kahl-Wolfsjäger mit der Resonanz am Abschlusswochenende. Fünf große Konzerte gut zu verkaufen, sei nicht leicht. Auch die drei Konzerte von Daniil Trifonov, das von Cecilia Bartoli und die Rosengala nannte sie als besonders gut ausgelastete Auftritte. Insgesamt „sehr zufrieden“, zeigte sich der OB. Trifonov sei heuer seine persönliche Entdeckung gewesen.
Wenn Lang Lang am 25. Oktober zum Ausklang von 30 Jahren Kissinger Sommer im Regentenbau seinen bereits ausverkauften Klavierabend gibt, sollen als Besonderheit auf der Bühne 20 bis 25 Stühle für Zuhörer stehen. Die würden aber nicht einfach verkauft, sondern zugeteilt.
Nicht so gut wie zuletzt liefen die günstigen Schülerkarten, berichtete Erna Buscham vom Büro Kissinger Sommer. Gestiegen sei dagegen die Zahl der internationalen Gäste. Spitzenreiter waren die Niederländer, vor den Österreichern, Schweizern, Engländern und Belgiern.
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Allerdings müsste der Oberbürgermeister seinen Leitspruch. "Wir haben kein Geld", um den Zusatz „und schon gar nichts zu verschenken" erweitern. Es wäre ein Ansatz.
Wenn sich diese Veranstaltung nicht selbst trägt, dann muss sie eingestampft werden.
So wie so einiges anderes, was die Stadträte so nicht brauchen wollen.
mal im Ernst: wie blöd muss man sein, dass man über Jahre hinweg so viel Geld in die Abflussrohre des Regentenbaus versenkt?
Es gibt einen Witz unter Musikern:
Ein Tanzlokal und ein Jazzklub liegen nebeneinander. Beide Musiker laden gleichzeitig ein und sind fertig. Der Jazzer wirft das Geld in den Zigarettenautomaten und der Automat verschluckt es. Der Tanzmusiker: Oh Mist, jetzt ist deine Gage auch noch weg! Kapiert?
860000 Euro stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen dieses elitären Geklömpels.
Nachdem das Schlachtschiff jetzt gesunken ist, besteht ja Hoffnung!