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Hammelburg
So ein Glück! Wie ein Talar aus Hammelburg die Einführung eines Prädikanten im Münsterland rettete
Weil sein Talar nicht rechtzeitig eintraf, hatte ein Prädikant Kleidersorgen. Wie ein geliehenes Gewand aus über 400 Kilometer Entfernung die Erlösung brachte.
Erhard Lemmink bei seiner Predigt zur Berufung als Prädikant in einem Talar aus Hammelburg.
Foto: Karl-Heinz Körblein | Erhard Lemmink bei seiner Predigt zur Berufung als Prädikant in einem Talar aus Hammelburg.
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 21.04.2024 02:37 Uhr

Zwischen Hammelburg und Ahaus an der niederländischen Grenze liegen rund 430 Autokilometer. Eine überschaubare Entfernung, die an diesem Osterfest ein Stück kleiner geworden sein dürfte. Und das ist eine sehr persönliche Geschichte.

Die des Erhard Lemmink, der in Hammelburg als Sohn eines Soldaten aufgewachsen ist, hier zur Schule ging, sich in der Jugendarbeit bei den Christlichen Pfadfindern engagierte und dann doch ins Münsterland zog. Dort hat seine Familie ihre Wurzeln. Er meldete sich zur Luftwaffe und wurde mit Ehefrau Annegret heimisch.

Warum die Prädikantenweihe auch etwas mit Hammelburg zu tun hat

An Ostern hat der ehemalige Soldat und spätere Finanzbeamte im Alter von 72 Jahren nun ein neues Amt übernommen: Er wurde als Prädikant in sein Amt eingeführt. Er erhielt nach einer herausforderten Ausbildung den Segen als ehrenamtlicher Prediger, der ihn nun alle drei oder vier Wochen vor die Gemeinde treten und einen Sonntagsgottesdienst halten lässt.

Die Geschichte ist erstaunlich. Ein Prädikant spricht in einem Talar, wie sie ihn auch die evangelischen Pfarrer tragen. Diese werden nach Maß und per Handarbeit geschneidert, was Erhard Lemmink, nach eigenen Aussagen, nahe an die Verzweiflung brachte.

Frauen kamen zufällig ins Gespräch

Der Schneider, von dem er sich schon vor zwei Jahren vermessen ließ, vertröstete ihn mit der Lieferung immer wieder. Er hatte aber schließlich ein Paket für Ostersamstag zugesagt. Dieses kam aber nicht an. Lemmink bekam lediglich die Nachricht, dass die Zustellung vor Dienstag nach Ostern nicht klappen würde.

Und jetzt wird die Geschichte etwas märchenhaft. Erhards Schwester, die frühere Ärztin Marianne Mark, hatte einen Vortrag mit der früheren Ratsvorsitzenden der Evangelische Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, Mitte März in Bad Kissingen besucht und dabei der Prädikantin Christa Roth, die auch bisweilen in Hammelburg Gottesdienste hält, von ihrem Bruder berichtet.

Überraschung in der Tasche

Und als die Not um den Talar groß wurde, kamen die beiden Frauen erneut ins Gespräch. Roth erinnerte sich an den Talar eines früheren Pfarrers in Hammelburg, der aber im Italienurlaub nicht zu erreichen war. Im Pfarramt wurde man jedoch fündig. Pfarrerin Adelheid Augustin fand einen Talar, der zu dem mit über 1,90 Meter großen Prädikantenanwärter Lemmink passte und brachte ihn höchst persönlich als Leihgabe zu Marianne Mark.

Und da bekommt die Geschichte noch einen anekdotischen Aspekt. In der Tasche des Talars befanden sich ein Radiergummi und ein Bleistiftstummel. "Für den Prediger, wenn ihm kurz vor dem Gottesdienst noch etwas einfällt", erfuhr Mark.

Beides brauchte Erhard Lemmink in der vollbesetzten evangelischen Kirche in Ahaus nicht. Er konnte vor seiner geschliffenen Predigt aber stolz berichten: "Dieser Talar stammt aus der Kirche, in der ich konfirmiert wurde."

 
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