Sylvie Thormann wandert sehr gerne. Die Kurdirektorin und Geschäftsführerin der Staatsbad GmbH stammt aus der Region Teutoburger Wald und weiß nicht zuletzt daher, was heutzutage eine gute Wandertour ausmacht: Informationen über die Tour sollten leicht zugänglich sein. Für Halbtags- oder Ganztagswanderungen empfehlen sich Rundtouren. Die Strecke selbst sollte naturbelassen und vor allem auch gut beschildert sein. Zur Attraktivität tragen daneben der Wechsel zwischen Wald, Wiesen und Wasser oder auch schöne Aussichten und Sehenswürdigkeiten am Wegrand bei. Nicht fehlen sollten schließlich auch Rastmöglichkeiten, vielleicht auch gastronomische Angebote.
Aber nicht nur Sylvie Thormann wandert gerne, Wandern gehört aktuell zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten der Deutschen. Und diesen Trend greift man in Bad Kissingen auf. So konnte die Kurdirektorin all ihr Wissen in das Konzept für ein neues Wanderwegenetz um Bad Kissingen einbringen, das seit 2019 erarbeitet wird. Dass es inzwischen auch umgesetzt wird, ist unübersehbar. Dieser Tage werden die alten Holzwegweiser abgebaut. Bis Ende April sollen sie durch neue, moderne Wegweiser ersetzt sein.
Wichtiger Baustein im touristischen Angebot
"Die Gäste in Bad Kissingen wollen eine Mischung", weiß Thormann. Sie wollen bummeln, shoppen durch die Kuranlagen flanieren, das kulturelle Angebot genießen und eben auch wandern. Das sanfte Bewegen in der Natur passe gut zur Kurstadt, es sei ein wichtiger Angebots-Baustein, so die Kurdirektorin. Und eben deshalb sollte ein modernes, zukunftsfähiges Wandernetz erarbeitet werden.
Dass Wandern eine immer wichtigere Rolle in der Freizeitgestaltung einnimmt, betont auch Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel: „Wandern liegt im Trend. Schon vor Corona sind immer mehr Menschen am unmittelbaren Naturerlebnis interessiert gewesen. Bad Kissingen biete jetzt mit der optisch erneuerten Infrastruktur enorm viel für dieses Bedürfnis – und das alles stadtnah.“ Das rechtfertigte für die Verantwortlichen die Kosten. Schließlich müssten für das Projekt 100 000 Euro aufgebracht werden.
Ziel ist es, das bisherige Wege-System in und um die Kurstadt, das über viele Jahrzehnte nach und nach gewachsen ist, zu optimieren und thematisch neu zu ordnen. Von Beginn an in die Planungen mit eingebunden waren dabei Fachleute des Naturparks, der Rhön GmbH und des Rhönklubs. Schließlich ist Bad Kissingen - nicht zuletzt als Start- beziehungsweise Endpunkt des Hochrhöners - eng in das Wegenetz der Gesamt-Rhön eingebunden.
Rhönklub markiert mit
Vor zwei Jahren begannen dann Fachleute, die Wege zu begehen und samt ihrer Infrastruktur wie Bänke und Rastmöglichkeiten digital zu erfassen. In einem nächsten Schritt wurden die Touren nach ihrer Attraktivität bewertet und etwas gestrafft. Das Ergebnis sind 13 Rundwanderwege mit einer Gesamtlänge von rund 125 Kilometern.
Bereits im vergangenen Jahr begann man, marode Bänke auszutauschen oder auch neue Sitzgelegenheiten anzubringen. In der vergangenen und in dieser Woche sind Camillo Floth und Andreas Schreiner von der Gärtnerei der Staatsbad GmbH dabei, etwa 200 alte Holzwegweiser zu entfernen. Bis Ende April sollen dann neue "Zielwegweiser" angebracht werden. "Dem ein oder anderen Wanderer kommen diese vielleicht bekannt vor, denn sie orientieren sich optisch an der in der Rhön üblichen Beschilderung“, so Thormann. Bis zum Sommer werden die Wege zusätzlich vom Rhönklub mit einer durchgängigen Markierung, die das jeweilige Piktogramm des Wegs zeigt, versehen. Zudem werden an den Startpunkten Arkadensteg, Menzelsteg, Klaushof und Gradierwerk neue Übersichtstafeln aufgestellt.
Die Rundwege beginnen am Arkadensteg, am Menzelsteg, am Gradierwerk oder am Wildpark Klaushof und sollen von dort aus zu interessanten Sehenswürdigkeiten sowie markanten Punkten in und um Bad Kissingen führen. Die neuen Rundwege heißen Gradierwerk-Tour, Heilwasser-Tour, Kissinger Runde, Klauswald-Tour, Luitpoldpark-Tour, Rundweg Bismarckturm, Rundweg Ruine Aura, Rundweg Ruine Botenlauben, Rundweg Schloss Aschach, Rundweg Wildpark Klaushof, Rundweg Wittelsbacher Turm, Sisi-Tour und Wichtelhöhlen-Tour.
Perfekter Blick
Dabei variieren die Streckenlängen von drei bis 27,6 Kilometern. Die kürzeste Runde führt auf den Spuren von Sisi über drei Kilometer vom Arkadensteg über die Walhalla und das Sisi-Denkmal hoch zum Altenberg und ist "der kürzeste Weg zu einem perfekten Blick auf die Stadt", wie Sylvie Thormann feststellt. Mit 27,56 Kilometern ist die Kissinger Runde zwar weitaus länger und anspruchsvoller, bietet aber viel Abwechslung und führt zu verschiedenen attraktiven Punkten rund um die Stadt. Als Beispiel für eine Runde, die von der Länge her dazwischen liegt, schlägt die Kurdirektorin die Klaushof-Tour mit 11,5 Kilometern vor und führt als Attraktionen den Wald für die Seele, das Kaskadental und natürlich den Klaushof selbst an.
Mit der Beschilderung ist die Neukonzeption der Wege noch nicht am Ende. Entlang der Wege sollen im Lauf der Zeit verschiedene Erlebnisstationen entstehen, die das Thema des Wegs aufgreifen und bei denen sich ein Zwischenstopp lohnt. "Wir haben viele interessante Ideen, befinden uns aktuell am Beginn der Planungen“, mehr will Thormann hierzu noch nicht verraten.