Für Menschen mit Behinderung sind zahlreiche Sportarten möglich. Dazu gehört auch das Golfen. Der eklatante Umbruch im Leben eines Menschen kommt oft plötzlich, völlig unerwartet und die gewohnte Beweglichkeit ist eingeschränkt, nicht selten wird der Rollstuhl zum wichtigsten Fortbewegungsmittel. Dieses Schicksal widerfuhr im Jahre 2016 auch Achim Ankenbrand aus Bad Königshofen. Eine plötzliche, unheilbare Krankheit stellte sein Leben auf den Kopf. Er ist seitdem auf den Rollstuhl angewiesen. Seitdem kann der 49-Jährige seinen Beruf als Rettungssanitäter nicht mehr ausüben und dem leidenschaftlichen Skifahrer ist eine beliebte Freizeitmöglichkeit genommen.
Beim Besuch auf dem Platz wird das Interesse am Golf geweckt
Bei einem - von Besitzer Rudolf Weigand und Präsident Roland Köth angeregten - Besuch des Golfplatzes Maria Bildhausen lernte Ankenbrand den Bad Neustädter Frank Sorber kennen, ein leidenschaftlicher Golfer trotz Beinprothese und Behindertenbeauftragter des Golfclubs Maria Bildhausen. "Frank zeigte mir Bilder von Golfern in einem Spezial-Rollstuhl und fragte mich, ob ich mir diese Sportart vorstellen könne. Mein Interesse war geweckt, es selbst einmal zu probieren", sagt Ankenbrand.
Sorber stellte den Kontakt zu Rolli-Golfer Christian Nachtwey her, der den sogenannten Para-Golfer, einen elektrischen Rollstuhl mit Stehfunktion, entwickelt hat und das Patent daran hält. Dabei wird der Sportler per Hydraulik in eine stehende Position gebracht und kann aus vielen Lagen schlagen, sogar aus dem Bunker. Als Nachtwey einen Para-Golfer nach Spanien bringen wollte, machte er mit ihm einen Abstecher nach Maria Bildhausen.
"Eigentlich sollte der Boxenstopp zum Ausprobieren zwei Stunden dauern. Es wurden vier und ich war auf Anhieb begeistert", erzählt Ankenbrand. "Wenn du erstmals durch den Para-Golfer wieder stehen kannst, auch vor deiner Frau, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl", sagt der Bad Königshöfer emotional tief bewegt. Nun werden er und seine Frau auf Einladung Nachtweys nach Spanien fliegen "um die ganze Sache zu intensivieren".
GC Maria Bildhausen denkt über den Kauf eines Para-Golfers nach
Ein ganz großes Hindernis gibt es. Ein Para-Golfer kostet rund 25 000 Euro. Ankenbrand und Sorber zeigen sich hinsichtlich des Kaufs aber optimistisch. Sorber lotet schon verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung aus und denkt auch an die Möglichkeit, dass der Golfclub sich ein solches Hilfsmittel zum Verleihen anschafft. "Golfen für Menschen mit Behinderung sollte im Club wieder mit mehr Leben erfüllt werden und Achim könnte dabei eine Vorbildfunktion übernehmen, da er gute Voraussetzungen mitbringt", sagt Sorber.
Im Jahre 2001 wurden in Maria Bildhausen die 1. Europameisterschaften für behinderte Golfer ausgetragen, ein Meilenstein für die ganze Entwicklung. "Mir ist es auch wichtig, die Hintergründe der Golfanlage aufzuzeigen, wie Platzpflege, Einbindung in die Natur und Nachhaltigkeit", sagt Ankenbrand. "Golf spielen zu können ist einfach ein phänomenales Erlebnis. Ich kann wieder eine Sportart betreiben und habe eine Freizeitbeschäftigung, die manchen Leerlauf ausfüllt."