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BAD KISSINGEN
Sechs Spielbanken schreiben rote Zahlen, auch die Kissinger
American Roulette       -  Rote oder schwarze Zahlen? In der Gesamtrechnung für die bayerischen Spielbanken muss man genau hinsehen, wenn man über Gewinne und Verluste reden will.
Foto: Siegfried Farkas | Rote oder schwarze Zahlen? In der Gesamtrechnung für die bayerischen Spielbanken muss man genau hinsehen, wenn man über Gewinne und Verluste reden will.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:47 Uhr

Für Bayerns Spielbanken hat die Farbe Rot doppelte Bedeutung. Am Roulettetisch kann man darauf setzen. Und in ihrer Bilanz müssen die meisten unterm Strich damit rechnen.

Es ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass im Casino am Ende immer die Bank gewinnt. In Bayern stimmt das schon länger nicht mehr. Sechs der neun staatlichen Spielbanken im Freistaat schlossen 2017 wieder mal mit einem Defizit ab. Auch das Luitpoldcasino in Bad Kissingen, die einzige Spielbank in Unterfranken.

Unterm Strich knapp drei Millionen Minus

Alle neun Standorte zusammengerechnet, kamen die Spielbanken des Freistaats laut Finanzministerium vergangenes Jahr auf ein Defizit von knapp drei Millionen Euro. Die Gewinne der Häuser in Bad Wiessee, Feuchtwangen und Garmisch-Partenkirchen reichten nicht aus, um die insgesamt gut elf Millionen Defizit in Bad Reichenhall, Bad Steben, Bad Kissingen, Bad Füssing, Lindau und Bad Kötzting auszugleichen.

Wie die Staatliche Lotterieverwaltung, der die Spielbanken unterstehen, auf Anfrage ergänzte, verzeichnete die Spielbank Bad Kissingen 2017 einen Jahresfehlbetrag von 1,733 Millionen Euro. Damit lag es im Vergleich aller neun Casinos auf dem sechsten Rang.

Externe Einflussfaktoren

Für die anhaltende „Schieflage“ der bayerischen Spielbanken macht ein Sprecher der Lotterieverwaltung Rahmenbedingungen, „wie die riesige Zahl der Spielhallen oder das illegale Glücksspiel im Internet“ verantwortlich. Die staatlichen Casinos hätten bereits reagiert. Unter anderem indem sie Personaleinsparungen vornahmen. Grundsätzlich hätten sich die „externen Einflussfaktoren“ aber noch nicht entscheidend geändert, so die Lotterieverwaltung.

Dafür, dass er trotz der Defizite zu den über ganz Bayern verteilten und oftmals in Kurorten und Randgebieten angesiedelten Casinos steht, muss sich der Freistaat regelmäßig rechtfertigen. Da verweist das Finanzministerium dann auf das Spielbankgesetz, das die Aufgabe vorgibt, mit den staatlichen Casinos „den natürlichen Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken“.

Strukturpolitische Bedeutung

Viele Standorte haben zudem strukturpolitische Bedeutung. Sie sind vor Ort attraktive Arbeitgeber. Und sie tragen dazu bei, das kulturelle und gesellschaftliche Leben ihrer Standorte zu bereichern. Für einen Kurort ist das durchaus hilfreich. Auch vor diesem Hintergrund ist zu sehen, was Finanzminister Albert Füracker am Freitag erklärte: „Wir betrachten alle unsere Spielbanken als Gesamtheit – die wirtschaftlich Starken wie die Schwächeren erfüllen zusammen wichtige Aufgaben.“

Außerdem muss man das mit den Defiziten differenziert betrachten. Rein betriebswirtschaftlich mögen die Hinweise auf rote Zahlen ja zutreffen. Gesamtgesellschaftlich gesehen liegen die Verhältnisse aber anders. Gewinn oder Verlust in Casinos errechnen sich so: Vom Bruttospielertrag – der Differenz zwischen Einsätzen und Gewinnen der Spieler – fließen 30 Prozent Spielbankabgabe je zur Hälfte an den bayerischen Staatshaushalt und an den Haushalt der Standortkommune. Nachdem nach Angaben der Lotterieverwaltung auch noch die spielbetriebsbedingte Umsatzsteuer bezahlt ist, werden Sach- und Personalkosten abgezogen. Dadurch ergaben sich 2017 für sechs der neun Spielbanken Defizite. Alle hatten aber vorher bereits kräftig Spielbankabgabe bezahlt.

Differenzierte Rechnung nötig

Im konkreten Fall Bad Kissingens heißt das: Das Luitpoldcasino verbuchte 2017 einen Bruttospielertrag von 4,64 Millionen Euro. Von insgesamt 1,16 Millionen Euro Spielbankabgabe flossen 696 000 Euro in den Stadtsäckel. Seit dem Jahr 2000 hat die Stadt Bad Kissingen laut Lotterieverwaltung 19,5 Millionen Euro Spielbankabgabe kassiert. Inklusive der staatlichen Anteile habe das Luitpoldcasino in diesem Zeitraum 64,2 Millionen Euro Spielbankabgabe erwirtschaftet. In der Gesamtrechnung ist also unterm Strich, trotz Defizit, nicht ausgemacht, was dominiert: Rouge oder Noir.

 
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Kommentare
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  • f. p.
    Nin warum die Spielbank rote Zahlen schrieb, dürfte der Umgebung sprich der Baustelle geschuldet sein. Keine Parkplätze, Zäune, Dreck usw. Jetzt ist das Luitpoldbad fertig und phantastisch geworden. Dieses Umfeld wird die Spieler wieder anziehen. Die Kommentare von gardner sind wie immer überflüssig.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    LBS - Sie sind mit ihrer Vermutung auf dem HOLZWEG!!
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  • G. B.
    Die Spielbanken sind wie bereits erwähnt auch ein Stück Kultur. Wer einmal einen Besuch wagt, wird positiv überrascht sein.
    Leider begegnet man der sinkenden Besucherzahlen mit weniger Anspruch (insbesondere hinsichtlich der Kleiderordnung). Vielleicht der falsche Weg.
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  • J. B.
    Informieren Sie sich mal welche Entwicklung der Verbot von Alkohol genommen hat.
    Schwarzbrennerei/ Schwarzhandel / Kriminalität.
    Ein Spielbankbesuch ist das gleiche wie ins Kino oder Theater gehen.
    Mit etwas Glück habe ich sogar etwas Geld gewonnen.
    Die Spielsüchtigen die Sie meinen hocken in den Spielhallen.
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  • J. B.
    Mal richtig lesen hilft.
    Die Spielbanken haben einen ordnungspolitischen Auftrag. Sonst würde vieles illegal in Hinterzimmern ablaufen mit der damit verbundenen Kriminalität.
    Haben Sie schon mal gehört das die Polizei oder der Zoll einen Gewinn abwerfen?
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    @jo1970
    Der Vergleich ist lächerlich und doch hoffentlich nicht ernst gemeint!!!
    Ordnungspolitischer Auftrag?? - Damit ist wohl die Stillung der Spielsucht gemeint!
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  • P. K.
    Trotz dieser paar Spielbanken nimmt die Zahl der Spielhallen ständig zu. Eine ordnungspolitische Relevanz ist da nicht zu erkennen, eher schon Abschöpfung von nicht gebrauchtem Geld.
    Die staatlichen Spielbanken brauchen eventuell eine Ergänzung. Staatliche Verkaufsstellen für Crystal Meth um den illegalen Handel geringfügig zu mindern.
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    Fragt sich, wer das Defizit trägt?
    Ich nehme an der Steuerzahler - also wieder mal du und ich!
    Schön - jetzt kann der Steuerzahler auch noch die Spielsucht einiger Menschen mitfinanzieren, in dem eine nicht lukrative Spielbank weiterhin die Türen öffnet!!
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