zurück
Bad Kissingen
Schlechter Service und keine Kommunikation? Ärger um Schließung der Commerzbank-Filiale in Bad Kissingen
Zum Jahreswechsel gab es für Kunden der Commerzbank eine böse Überraschung. Geldgeschäfte gibt es dort nur noch an Automaten. Kommuniziert wurde das offenbar dürftig.
Geld kann bei der Commerzbank in Bad Kissingen Bad Kissingen künftig nur noch am Automaten eingezahlt werden.   
Foto: Wolfgang Dünnebier | Geld kann bei der Commerzbank in Bad Kissingen Bad Kissingen künftig nur noch am Automaten eingezahlt werden.   
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Nicht schlecht staunte ein Kunde der Commerzbank-Filiale am Marktplatz in Bad Kissingen, als er am 2. Januar seinen Bankberater aufsuchen wollte. Die automatischen Türen vor der Schalterhalle öffneten sich nicht wie gewohnt.

Nach seinen Angaben völlig überraschend, verkündete ein ausgedrucktes Blatt Papier auf dem Türglas, dass die Filiale ab sofort komplett geschlossen ist. Stattdessen wird auf den neugestalteten Selbstbedienungsbereich (SB-Bereich) im Vorraum verwiesen.

Keine persönliche Beratung mehr vor Ort in Bad Kissingen

Den Trend zur Einführung des automatisierten Bankverkehrs könne er ja halbwegs verstehen, so der 87-Jährige. "Aber nicht auf diese Art und Weise", moniert er. Vollkommen unangekündigt sei er mit der neuen Situation konfrontiert worden. Aus Empörung darüber hat er sich an diese Redaktion gewandt, möchte aber, so wie andere Unzufriedene, lieber nicht namentlich erwähnt werden.

Enttäuscht zeigte sich der betroffene Bankkunde auch von der Service-Hotline der Commerzbank, die er auf der Suche nach Beratung nach dem Scheitern an der Türe des Geldhauses nutzen wollte. Seine Anfrage habe das Sprachmenü nicht verstanden, nach zwölf Minuten habe er schließlich aufgegeben.

Der Senior fürchtet künftig Probleme: Etwa, wenn er ohne persönlichen Kontakt zu seinem bisherigen Berater Geld anlegen oder er zum Begleichen einer Rechnung kurzfristig sein Auszahlungslimit erhöhen möchte. "Es ist doch schrecklich, wenn die Kunden künftig nur noch an den Automaten herumhängen", findet er.

Verbreitet Unzufriedenheit unter Betroffenen

Eine Nachrecherche dieser Redaktion im SB-Bereich der Bank zeigt, dass der Senior mit seinem Frust längst nicht alleine ist. Es herrscht dieser Tage ein munteres Kommen und Gehen zwischen den vier Automaten zum Geldabheben, Überweisen, Einzahlen und Drucken von Kontoauszügen.

Auf die Schließung angesprochen, machen etliche, vor allem ältere Besucherinnen und Besucher, ihrem Ärger ohne Umschweife Luft. Nach wie vor versuchen Betroffene in die Schalterhalle zu gelangen, weil sie bisher nicht über deren Schließung informiert wurden. Ihre Zuversicht, dort nun bedient zu werden, wird durch die verschlossene Glastür jäh gestoppt.

Keine Einweisung an den neuen Automaten im SB-Bereich

"Der Weg war umsonst", bedauert etwa ein in seiner Reaktion halbwegs gefasster Ruheständler vor verschlossener Türe. Zumindest hätte er sich nun eine Einweisung am Überweisungsautomaten erhofft. Als wenig intuitiv wird auch von einzelnen jüngeren Kunden die Bedienung des Gerätes gesehen. Bei der Anmeldung bleibe der Bildschirm erst einmal länger dunkel, was bei der erstmaligen Nutzung doch irritierend sei.

Eine 78-Jährige beschwert sich, dass ihr bereits im Dezember nahegelegt worden sei, in einer Nachlassangelegenheit für eine Unterschrift in die Bankfiliale nach Schweinfurt zu kommen. Gerade noch so sei sie in Bad Kissingen bedient worden. Dass das Personal gegen Ende hin eher zugeknöpft gewesen sei, erzählen auch andere Bankkunden.

Nicht ganz so überrascht über die Filialschließung zeigt sich eine andere Seniorin. Ihr sei der Schritt Ende September angekündigt worden. Das habe wohl mit der Kündigung ihres Schließfaches zu tun. Stattdessen habe ihr die Bank ein solches in Schweinfurt angeboten.        

Den Schritt zur Schließung an so zentraler Stelle in der Welterbestadt Bad Kissingen kann sie nach ihren Worten nicht nachvollziehen, zumal es hier doch viele Senioren gebe, die in der Kurstadt ihren Ruhestand verbringen. Da empfindet sie die Abkehr von der persönlichen Beratung vor Ort als falschen Schritt. 2010 war die einstige Filiale der Dresdner Bank am Marktplatz durch die Commerzbank übernommen worden. Da hatte sich der damalige Oberbürgermeister Kay Blankenburg sich über das Bekenntnis der Bank zum Standort Bad Kissingen gefreut.

Die Commerzbank ist in Bad Kissingen nur noch mit einem Selbstbedienungsbereich vertreten.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Die Commerzbank ist in Bad Kissingen nur noch mit einem Selbstbedienungsbereich vertreten.

Das Vorgehen der Bank wirft Fragen auf. Liegt zur unerwarteten Filialschließung möglicherweise eine Kommunikationspanne vor? Auf Nachfrage dieser Redaktion nimmt die Bank Stellung: "Wir bedauern die Kurzfristigkeit sehr", sagt Pressesprecherin Sandra Kobus. Geplant sei gewesen, die Filiale Bad Kissingen noch einige Monate in Betrieb zu halten. Bedauerlicherweise sei dies aufgrund der personellen Entwicklung nur bis Ende 2022 möglich gewesen.

Die Commerzbank hatte im vergangenen Jahr informiert, ihr Filialnetz in 2023 anzupassen und nur 400 Standorte weiter zu betreiben, offenbar ohne mit ihren Zukunftsplänen gezielt auf die Kunden in Bad Kissingen einzugehen. Für die Neuordnung der Filialen nennt die Pressesprecherin einen Grund: "Bereits heute finden über 80 Prozent der Kundenkontakte mit uns über die digitalen Kanäle statt", so Kobus.

Commerzbank verweist auf SB-Terminals und die Schweinfurter Filiale

Sie verweist zur Erledigung von Geldgeschäften auf die Selbstbedienungsterminals sowie Geldeinzahl- und Auszahlautomaten im Vorraum der bisherigen Bad Kissinger Filiale. Alle bisherigen weiteren Dienstleistungen bleiben laut der Presseprecherin in der Filiale Schweinfurt erhalten. Außerdem gebe es ein Beratungscenter mit Telefon-Hotline zu allen Finanzthemen, wo es unter Frankfurter Vorwahl auch Auskunft zu den digitalen Anwendungen gebe.

In Bad Kissingen ist die Commerzbank seit 1970 vor Ort. Die beiden bisherigen Mitarbeiterinnen seien zum Jahresende in eine Ruhestandsregelung beziehungsweise in die Filiale Schweinfurt gewechselt, informiert  die Bank.

Der Selbstbedienungsbereich der Commerzbank Bad Kissingen ist neu gestaltet.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Der Selbstbedienungsbereich der Commerzbank Bad Kissingen ist neu gestaltet.

Bei aller vernehmbaren Unzufriedenheit unter den Kunden im Selbstbedienungsbereich der Bank wollen viele bei dem Geldinstitut bleiben. Weit verbreitet ist die Einschätzung, dass so gut wie alle Banken künftig ihre persönliche Präsenz in der Region zurückfahren werden. "Bei einem Wechsel kommt man womöglich vom Regen in die Traufe", fürchtet eine Kundin.           

Die Commerzbank im Marktbereich Schweinfurt/Bad Kissingen

Mit Blick auf den Geschäftsbericht 2021 hatte die Bank im vergangenen Frühjahr für ihren Marktbereich Schweinfurt mit den Filialen Schweinfurt und Bad Kissingen über eine hohe Nachfrage nach Wertpapieren und Baufinanzierungen informiert. So sei das Depotvolumen um neun Prozent auf 180 Millionen Euro gestiegen.
Im Marktbereich Schweinfurt/Bad Kissingen seien im Berichtszeitraum neue Baufinanzierungen in Höhe von 25 Millionen Euro abgeschlossen worden. Dies waren laut Commerzbank neun Prozent mehr als 2020. Die Commerzbank betreute in jenem Geschäftsjahr nach eigenen Angaben im Marktbereich Schweinfurt/ Bad Kissingen 17.312 Privatkunden.
Quelle: Commerzbank 
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Wolfgang Dünnebier
Bankberater
Commerzbank
Dresdner Bank
Filialschließung
Kay Blankenburg
Ruhestand
Ruheständler
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top