Halbzeit beim Kissinger Sommer – und passend dazu gab es nach dem Auftaktkonzert einen weiteren gesellschaftlichen Höhepunkt in der Kurstadt. Am Samstagabend waren zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu Konzert und Empfang im Regentenbau eingeladen. Gastgeberin war die bayerische Staatsregierung.
Zum Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin mit dem Star-Dirigenten Kent Nagano und Rafal Blechacz am Klavier waren 1200 Besucherinnen und Besucher in den Max-Littmann-Saal des Regentenbaus gekommen. Wegen des großen Interesses waren die Seiten sowie der Grüne Saal bestuhlt worden. Auf dem musikalischen Programm stand unter anderem Rossinis Ouvertüre zur Oper "Guillaume Tell" sowie Maurice Ravels "Boléro".
Die Konzertbesucher wurden nicht enttäuscht, viele sprachen von einem Höhepunkt im Programm des Musikfestivals. Sowohl der Pianist als auch das Orchester gaben nach dem nicht enden wollenden Applaus des Publikums Zugaben. Für Aufregung sorgte ein medizinischer Notfall während des Konzerts: Ein Besucher war zusammengebrochen und musste vor Ort notfallmedizinisch behandelt werden. Er wurde ins Helios-Krankenhaus Bad Kissingen gebracht.
Ministerpräsident Markus Söder schickte eine Videobotschaft
Ministerpräsident Markus Söder, Schirmherr des Kissinger Sommers, hatte sein Kommen aufgrund eines Terminkonflikts bereits am Donnerstag abgesagt. Auf die Anekdote, die der CSU-Chef regelmäßig bei Besuchen in der Kurstadt zum Besten gibt, mussten die Besucherinnen und Besucher des Staatsempfangs, der nach dem Konzert im Kurgarten Café stattfand, jedoch nicht verzichten. Per Videobotschaft berichtete Söder davon, dass es ihn ohne Bad Kissingen gar nicht geben würde. "Hier hat mein Großvater meine Oma bei einem Kuraufenthalt kennengelernt und sie haben sich verliebt", so Söder.
Ganz genau hörten die Verantwortlichen des Klassik-Festivals Söders Ausführungen zu, als es um die Zukunft der Kulturveranstaltung ging. Kultur finde nicht nur in München statt, so der Ministerpräsidnet. Bad Kissingen sei ein "Kultur-Hotspot". Deshalb wolle er im nächsten Jahr "noch eine Schippe drauflegen" und den Kissinger Sommer finanziell noch besser unterstützen – und so die Attraktivität Bad Kissingens weiter steigern. Ein Bekenntnis, dass wohlwollend in der Kurstadt aufgenommen wurde.
Während Söder nur kurz digital in Bad Kissingen weilte (wo er stattdessen war, blieb offen), vertrat Digitalministerin Judith Gerlach die bayerische Staatsregierung vor Ort. Gerlach nahm das am Abend gespielte Stück "Guillaume Tell" von Rossini zum Anlass, über das Thema Freiheit zu sprechen und erinnerte daran, dass der Krieg nicht vorbei ist.
Weltoffenheit beim Kissinger Sommer: Kent Nagano und Rafal Blechacz
"Wir dürfen nicht nachlassen, für unsere Werte zu kämpfen", sagte sie. An diesem Abend sei die Weltoffenheit beispielhaft daran erkennbar, dass ein amerikanischer Dirigent mit japanischen Wurzeln nach Unterfranken kommt und zusammen mit einem jungen polnischen Pianisten das Publikum begeistert. "Das macht doch einfach nur Freude", so Gerlach.
Kurdirektorin Sylvie Thormann blickte in ihrer Rede beim Empfang mit der "Fußballbrille" auf das Festival. "Es liegt eine grandiose erste Halbzeit hinter uns mit ausverkauften Sälen, einem begeisterten Publikum und einer ganz besonderen Stimmung." Thormann lobte besonders die "Mannschaft Kissinger Sommer", die auch in der zweiten Halbzeit am Ball bleiben werde.
Kissinger Sommer: Kultur der Spitzenklasse im ländlichen Raum
Während CSU-Politikerin Dorothee Bär, Kuratoriumsvorsitzende des Kissinger Sommers, noch beim Empfang scherzhaft versuchte, Star-Dirigent Kent Nagano bereits für das nächste Jahr für den Kissinger Sommer zu gewinnen, vermisste Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) den Ministerpräsidenten. "Wir hätten ihm gerne den jüngsten Aufschwung gezeigt, den unsere Stadt seit Ernennung zum Welterbe in den letzten Jahren hingelegt hat", so Vogel.
Intendant Alexander Steinbeis freute sich über das Bekenntnis Söders zur Kultur der Spitzenklasse im ländlichen Raum: "Das ist nicht selbstverständlich, aber unheimlich wichtig. Und das muss auch so bleiben!"