
Der BRK-Kreisverband hat mit Michael Rendl (Bad Kissingen) seit 15. November einen geschäftsführenden Vorsitzenden. Denn am 7. November 2021, als das Führungstrio, das sind Bernhilde Sebald-Roth, Michael Brendler (beide Bad Kissingen) und Markus Full (Fuchsstadt), zurückgetreten war, war ein Vakuum an der Vorstandsspitze entstanden, das nun gefüllt werden musste. Rendl soll nun innerhalb von sechs Monaten eine Mitgliederversammlung mit Neuwahlen einberufen.
Kurzer Rückblick: Zum 29. Oktober 2021 hatte die frühere Vorstandschaft das Arbeitsverhältnis von Geschäftsführerin Margit Schmaus aufgelöst. Dieser Vorgang enthielt jedoch, laut Landesverband, einen formellen Fehler, weil auf der Einladung zur Vorstandssitzung das Thema "Auflösung des Arbeitsverhältnisses der Geschäftsführung" fehlte und "Zweifel an der wirksamen Abberufung und fristlosen Kündigung der Kreisgeschäftsführerin" bestanden.
Rendl: Drei Lager im Kreisverband
Rendl ist seit 2009 Mitglied im Vorstand, kennt die "Stärken und Schwächen" des Kreisverbands und hat die Bildung verschiedener "Lager" mitbekommen, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Es handle sich um drei Strömungen: 1. Personen, die der damaligen Vorstandschaft rund um den früheren Vorsitzenden Alexander Siebel anhängen, 2. Menschen, die wie die spätere Vorstandschaft rund um Bernhilde Sebald-Roth einen Neuanfang wollten und 3. Personen, die inzwischen von allem genug hätten.
Wie groß diese "Lager" sind, könne er nicht sagen. Er weist aber auf das Ergebnis der Neuwahlen vom März dieses Jahres hin, bei denen rund 60 Prozent deutlich gemacht hätten, dass sie einen Neuanfang wollten.
Vorstandschaft hat zwei wichtige Aufgaben
"Es wird nicht leicht", so Rendl mit Blick auf die nächste Zukunft. "Alle haben ja nun den Schuss gehört. Wenn wir es nun noch einmal vergeigen, wird’s schwierig", sagt Rendl und ist zuversichtlich, dass er in seiner neuen Position etwas bewegen kann. Vermutlich komme ihm zugute, dass er selbst nicht aktiv im operativen Geschäft des Verbands tätig ist, sagt Rendl, der beruflich als Vorstandsmitglied in der Sparkasse Bad Kissingen verankert ist.

Eine Strategie vorzugeben und die Geschäftsführung zu überwachen nennt er als wichtige Aufgaben der BRK-Vorstandschaft. Der vormalige Vorstand habe Geschäftsführerin Schmaus bei ihrem Antritt im Gespräch wichtige Vorgaben zu ihrer Tätigkeit gemacht. "Es war ein Fehler, diese nicht schriftlich zu fixieren", sagt Rendl, denn nur dann könne man sich auf sie berufen.
Schriftliche Zielvereinbarung wichtig
Wenn die sechsmonatige Probezeit von Margit Schmaus um ist und "sich das Arbeitsverhältnis verstetigt", will er mit der Geschäftsführerin einen Vertrag machen, der auch eine Zielvereinbarung enthält. "Nach einem Jahr muss dann ein Ziel-Abgleich stattfinden." Er habe mit Schmaus ein Vier-Augen-Gespräch geführt. Es sei jetzt "dünnes Vertrauens-Eis" da, das sich noch festigen könne.
Der Vorstand müsse künftig auch die wirtschaftliche Situation des Kreisverbands weiter im Blick behalten. "Wir haben fünf Jahre gebraucht, um wieder eine Schwarze Null zu schreiben", sagt Rendl. Diesbezüglich seien seit 2016 verschiedene Geschäftsfelder näher unter die Lupe genommen und auf ihre Wirtschaftlichkeit hin untersucht worden. Andererseits müsse man stets auch die Spenden durch Fördermitglieder im Auge behalten.
Dennoch sei der Kreisverband, wirtschaftlich betrachtet, stabil. "Wir wollen keinen Gewinn machen, aber wir müssen Rücklagen aufbauen", so der geschäftsführende Vorsitzende mit Verweis unter anderem auf die BRK-Immobilien, die unterhalten werden müssten.
Kommunikation im Kreisverband verbessern
Schon für den vormaligen Vorstand war eine Verbesserung der Kommunikation im Kreisverband ein Hauptanliegen. Dieses Thema ist auch für Rendl wichtig. Er könne sich beispielsweise eine Mitarbeiterbefragung vorstellen. Um negative Stimmungen auszuräumen, wäre seiner Ansicht nach eine Art Coaching des Personals denkbar. Dazu müsse der Kreisverband aber Geld in die Hand nehmen. "Dann kommen eben Leute von außen und halten uns den Spiegel vor."
Apropos Kommunikation: Dass Margit Schmaus am 5. November abends über die BRK-Bereitschaft in Bad Brückenau auf deren offiziellem Briefpapier zu einer "privaten" Veranstaltung nach Bad Brückenau einlud, bei der sie "Einblick in die Erlebnisse der letzten Wochen geben" wollte, nennt Rendl "unklug". Denn sie habe das Arbeitsverhältnis ja fortführen wollen, sagt er. Daher habe es keinen Sinn gemacht, bei der Veranstaltung den Vorstand anzugreifen. Mit dem Briefkopf des BRK zu einer privaten Veranstaltung einzuladen, ist für ihn "Mist".
Ausgeschiedene Vorstandsmitglieder verabschieden
In Sachen Kommunikation sieht Rendl auch sich selbst kritisch. Denn auf Nachfrage dieser Redaktion wird klar, dass er bislang weder mit Thomas Menz noch mit dem einstigen Führungstrio des Vorstands über das, was vorfiel, gesprochen hat. "Ich bedauere das", sagte er und kündigt an, dies nachzuholen. Er habe aber inzwischen das ausgeschiedene Führungstrio per E-Mail zu einer Vorstandssitzung eingeladen, um sie "gebührend zu verabschieden".

Was die Bitte um einen Auflösungsvertrag des stellvertretenden Geschäftsführers Menz angeht, wäre es die Aufgabe von Personalleitung und Geschäftsführung gewesen, das Gespräch zu suchen, sagt Rendl. "Wir in der Sparkasse führen oft Gespräche mit denen, die kündigen. Es interessiert uns, welche Motive dahinterstehen."
Auch bezüglich des Wiedereinsetzens von Margit Schmaus in die Geschäftsführung durch den Landesverband habe es wohl ein Kommunikationsdefizit gegeben: Die Führungsriege des Vorstands sei zwar zum Termin am 5. November dazu gebeten worden. Aber man habe vonseiten des Landesverbands zeitlich offenbar keinen großen Spielraum gelassen, sagt Rendl.
Stellungnahme des Landesverbands
Vonseiten des Landesverbands heißt es auf die Frage dieser Redaktion, ob konkrete Rückfragen/Gespräche mit dem Vorstand in Bad Kissingen erfolgten, dass Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard sich am 29. Oktober mit der Kreisvorsitzenden Bernhilde Sebald-Roth "in Verbindung gesetzt und um Erläuterung der Hintergründe gebeten" habe. Auch Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk habe Sebald-Roth per E-Mail kontaktiert und seine Sorge über eine "Destabilisierung des Kreisverbands", beziehungsweise des Rettungsdienstes kundgetan.
Auf die Frage dieser Redaktion an den Landesverband, ob es ein aktives Interesse daran gab, die Hintergründe für den Rücktritt der Vorstandsführung in Gesprächen mit den Vorsitzenden zu erforschen, heißt es schriftlich aus München: "Alle Zurückgetretenen haben ihre Rücktrittsgründe ausführlich an die Kreisvorstandschaft und den Bezirksverband übermittelt".
Der Landesverband zur Veranstaltung in Bad Brückenau
Was die "private" Veranstaltung von Geschäftsführerin Margit Schmaus am 5. November in Bad Brückenau angeht, schreibt der Landesverband in seiner Pressemitteilung: "Hierbei soll das Ziel verfolgt worden sein, Einblicke und Informationen zu den Vorgängen im Kreisverband zu ermöglichen. Wir begrüßen grundsätzlich jede Maßnahme, die zu einem Mehr an Transparenz und Mitglieder-/Mitarbeiterbeteiligung führt."
Es sei unwahr, so die Pressestelle des Landesverbands, dass zu diesem Treffen nur ein ausgewählter Kreis aus dem BRK-Kreisverband eingeladen wurde. Auch die Vorstandschaft sei eingeladen gewesen, einige seien auch gekommen.
Auch eine offizielle Pressemitteilung des BRK Landesverbandes zur Thematik wurde schlicht und ergreifend nicht abgedruckt.
Frau Krapf, wenngleich auch gut mit Herrn Menz befreundet, sollte unter Umständen ausführlicher recherchieren.