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BAD KISSINGEN/STANGENROTH
Pro und Contra Nationalpark Rhön
Stellt sich den Diskussionen in Sachen Nationalpark Rhön: Umweltministerin Ulrike Scharf mit Vertretern der Holzwirtschaft und der Jägerschaft in Burglauer (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Foto: Thomas Pfeuffer | Stellt sich den Diskussionen in Sachen Nationalpark Rhön: Umweltministerin Ulrike Scharf mit Vertretern der Holzwirtschaft und der Jägerschaft in Burglauer (Lkr. Rhön-Grabfeld).
Michael Nöth
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:20 Uhr

Die Diskussionen münden momentan in eine heftigere Phase: Bringt ein Nationalpark Rhön der Region etwas oder nicht? Es gibt Befürworter wie Gegner – und mittlerweile auch klare Aussagen von Lokalpolitikern.

Zu den eher unklaren Aussagen muss man eine Behauptung zählen, die unlängst das Ex-Landtagsmitglied Robert Kiesel aus Reiterswiesen (Lkr. Bad Kissingen) aufgestellt hat bei der Gründung eines Vereins, der sich gegen die Ausweisung eines Nationalparks ausspricht. Er will wissen, dass die Rhön als Standort für einen dritten Nationalpark in Bayern hinter den Kulissen schon durchgewunken sei. Seine These untermauerte der CSU-Mann, der 23 Jahre im Landtag saß, mit seiner Erfahrung und den Kontakten nach München, die er noch pflege. Das dementierte das Umweltministerium umgehend. In allen Regionen hatte Ulrike Scharf erklärt, dass das Verfahren offen sei.

Contra: Naturschutz ohne Reglementierungen

In diesem Verein „Unsere Rhön – gemeinsam stark“ mit Sitz in Wildflecken, das nicht mehr zur neuesten Gebietskulisse zählt, finden sich viele Kommunalpolitiker, Landwirte und Unternehmer aus den Dörfern um die bislang bekannte Gebietskulisse. Die Gruppierung setzt sich für einen Naturschutz ohne Reglementierungen ein und sieht bei einer Nationalpark-Ausweisung keine wirtschaftlichen Perspektiven in der Rhön für die Jugend.

Genau das Gegenteil ist für Birgit Erb, Bürgermeisterin von Oberelsbach und CSU-Kreisvorsitzende in Rhön-Grabfeld, der Fall. „Das ist eine einmalige Chance dieser Generation“, sagte sie jüngst. Auch Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann hat sich erstmals positioniert: „Wir sollten eine ernsthafte Interessenbekundung abgeben!“

Ein Hingucker: Briefkasten im Wald

Das freie Bündnis „Pro Nationalpark, das einen einzigartigen, international attraktiven Naturschutz-Standort mit der Ausweisung entstehen sieht, hat unterdessen einen Wald-Briefkasten an der Luitpold-Eiche in der Nähe des Tierparks Klaushof (Lkr. Bad Kissingen) eingerichtet. Darin können Briefe mit Fragen zum Nationalpark eingeworfen werden – „Sie werden von uns beantwortet“, erklärt Bündnis-Sprecher Claus Schenk. Die Briefe können auf dem Post-Weg zugestellt werden, der Baum hat eine Adresse: Luitpold-Eiche, 97688 Bad Kissingen. Auch die beiden Kurstädte Bad Kissingen und Bad Bocklet sehen größtenteils Vorteile von einer Naturpark-Ausweisung, gerade was die touristische Aufwertung betrifft.

Ministerium antwortet auf Fragen

Neben den Landräten und Kommunen haben sich auch die Rhöner Kreisverbände der Landwirte mit Fragen an die Staatsregierung gewandt. Sie befürchten zusätzliche Auflagen und Entwicklungsbeschränkungen ihrer Bauern durch einen Nationalpark.

Umweltministerin Ulrike Scharf will alle Fragen in öffentlichen Sitzungen klären. Die gab es für die Rhön in Burglauer im April, wo alle betroffenen Verbände von Bauern, Rhönklub bis zur Holzwirtschaft und Jägern angesprochen wurden. Am Kreuzberg hatten sich die Allianzgemeinden um Bischofsheim mit der Ministerin im Mai getroffen. Schon da gab es jeweils Gegendemonstranten, denen sich die Ministerin stellte. „Das wird nicht wahrer, je lauter sie ihre Argumente vortragen“, konterte Scharf Motorsägenlärm und Pfiffen in Burglauer. Am Kreuzberg wurden den Politikern Judas-Plakate entgegengehalten.

Moralische Grenze überschritten

Nun wurde aber eine moralische Grenze in der Diskussion überschritten. Am Wochenende soll am Haus der Schwarzen Berge in Oberbach (Lkr. Bad Kissingen) eine weibliche Puppe an einem Galgen aufgehängt worden sein – abzielend auf die Ministerin. Das wurde von den zuständigen Stellen zwar bestätigt, eine Kommentierung wollte aber weder die dort ansässige Infostelle des Naturparkvereins noch das Landratsamt Bad Kissingen abgeben.

Zu Demonstrationen wird es auch im Umfeld der gemeinsamen Allianz-Sitzung Kissinger Bogen kommen an diesem Freitag. Umweltministerin Ulrike Scharf steht den Räten aus Oberthulba, Burkardroth, Bad Bocklet und Nüdlingen in der Rhönfesthalle Stangenroth um 18 Uhr Rede und Antwort.

Gegner und Befürworter vor Ort

Gegner eines möglichen Nationalparks Rhön haben angekündigt, im Vorfeld der Sitzung zu demonstrieren. Sie wollen ab 16 Uhr in Stangenroth sein.

Auch die Befürworter eines Nationalparks wollen Präsenz zeigen und für einen Nationalpark werben. Sie versammeln sich ebenfalls um 16 Uhr am Bündnis-Stand vor der Rhönfesthalle.

Der bayerische Ministerrat beschloss 2016, neben dem Bayerischen Wald und dem Berchtesgadener Land einen dritten Nationalpark einzurichten. Nachdem der Steigerwald als Kandidat ausgeschlossen wurde, sind vier Regionen im Gespräch: Spessart, Rhön, Donau-Auen bei Kehlheim und der Frankenwald. Ende Juli will der Ministerrat entscheiden, mit welchem oder welchen Gebieten in die konkrete Planungsphase eingestiegen werden soll. Bis zum Ende des Jahres soll die Entscheidung fallen, wo der neue Nationalpark entstehen soll. In den genannten Regionen und auch im Steigerwald sind Befürworter und Gegner aktiv. So ist am Tag der Franken, zu dem Ministerpräsident Horst Seehofer am 2. Juli in Kitzingen erwartet wird, eine Demonstration für einen Nationalpark Steigerwald geplant. top/nö
 
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