Bisweilen mucksmäuschenstill war es im Stadtrat, als Gastronomie-Experte Olaf Volz (Volz & Partner) seine Ansätze zur Wiederbelebung von Schloss Saaleck präsentierte. In seinem launigen Vortrag ließ der Fachmann erkennen, dass er gerne groß denkt. So verdeutlichte er, dass er sich auf dem Schloss ein Hotel mit 100 Zimmern vorstellen kann.
Dabei verweist er auf seine langjährigen Erfahrungen und Kontakte zu maßgeblichen Akteuren in der Branche. Von diesen Verbindungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz möchte auch die Hammelburger Stadtverwaltung profitieren. Sie hatte Volz deshalb im April 2023 beauftragt, auf Betreibersuche zu gehen.
Nun war Volz in der Aula der Grundschule zu Gast, um über den bisherigen Erfolg seiner Arbeit zu berichten. Um das Ergebnis vorweg zunehmen: Betreiber und Investoren hatte er bei seinem Auftritt nicht dabei. Dennoch versprühte er Zuversicht. "Die Investorensuche ist nicht hoffnungslos", ließ er wissen.
Olaf Volz über Schloss Saaleck: "Exklusive Lage mit Seltenheitswert"
Für Saaleck sprächen viele Faktoren: "Wir sind ja hier nicht irgendwo", verwies er auf die "exklusive Lage mit Seltenheitswert" in Frankens Saalestück sowie den Bäderlandkreis. "Und sie haben ein Schloss." Gleichzeitig ging er auf die aktuellen Rahmenbedingungen in der Gastrobranche ein. "Die Lage ist nicht so schlimm, wie sie gemacht wird", fand er. So verspüre er ein steigendes Interesse an historischen Gebäuden, wie etwa Ratskellern. Wegen ihrer Zuverlässigkeit gewännen kommunale Vermieter zunehmend an Bedeutung.
Richtig sei aber auch, dass bundesweit viele Betriebe aufgeben und es teilweise keine Nachfolger gibt. Immobilen seien häufig überaltert. Oft sei seit über 30 Jahren nichts mehr gemacht worden. "Auch ihre Region braucht Zimmer", bilanzierte er auch mit Blick auf zunehmenden Binnentourismus und das nahe Bad Kissingen.
"Es wird zu viel gekleckert", schilderte er seine Sicht zum bundesweiten Investitionsverhalten im Gastrobereich. Heute in ein 17-Betten-Haus zu investieren, sei mit Blick auf die Rentabilität "Schwachsinn". Größere Investitionen würden allerdings häufig von lokalen Banken nicht finanziert.
Auch das Potenzial von Schloss Saaleck liege nicht in den vorhandenen 20 Zimmern. Erforderlich sei eine Erweiterung auf 40 Zimmer, möglicherweise unter Ausnutzung der Scheune. Aber besser noch eine Erweiterung auf 80 bis 100 Zimmer, kann sich Volz vorstellen.
Mit der Größe des Vorhabens steige die Wirtschaftskraft eines Betreibers, der einen Investor mitbringt. Gleichzeitig schränkte Volz die Tiefe seiner bisherigen Analyse ein: Er betrachte nur kaufmännische Aspekte. Technische Details seien in späteren Schritten mit Interessenten zu klären.
Gastronomi-Experte äußert Kritik am "Deutschland-Tempo"
Allerdings müsse es gelingen, einem Investor das Vorhaben emotional derart schmackhaft zu machen, dass er "einen halben Tag Anfahrt auf sich nimmt". In diesem Zusammenhang monierte Volz das vermehrt kritisierte "Deutschlandtempo" - von Staus auf den Autobahnen bis zu langen Genehmigungsverfahren bei den Behörden. Verstärkt drohten Investoren abzuwandern, mahnte er schnellere Verfahren an.
Monika Horcher (Bündnis 90/Grüne) warf die Frage auf, wie es mit Zufahrt und Parkplätzen sowie dem Naturschutz um Saaleck steht. Reimar Glückler (CBB) äußerte Zweifel, dass "die Hammelburger bereit sind, ihr Schloss zu verkaufen", und anschließend möglicherweise eine Gastronomie einzieht, die sich diese nicht leisten wollen.
Bürgermeister Armin Warmuth dämpft Erwartungen an die Stadt
"Neben dem Verkauf gibt es viele andere Betreibervarianten", verdeutlichte Volz. "Die Stadt kann keine 20 Millionen Euro für die Sanierung in die Hand nehmen", dämpfte Bürgermeister Armin Warmuth Erwartungen an die Stadt. Er plädierte dafür, nicht erst zu große Hürden aufzubauen, "bevor wir überhaupt einen Interessenten haben".
Bernd Hüfner (CSU) äußerte sich enttäuscht über den Zwischenstand der Betreibersuche nach einem Jahr. Alexander Stolz (CBB) forderte einen klaren Zeitplan. "Wenn die Betreibersuche scheitert, müssen wir ja weiter denken", sagt er. Volz & Partner sollen nun ein zusätzliches halbes Jahr bekommen. "18 Monate sind für die Projektierung eines Hotels nicht besonders lang", warb Olaf Volz um Geduld. Stadtbaumeister Detlef Mohr berichtete, dass man weiter an der Vorbereitung einer Veranstaltungsreihe 2024 auf Saaleck samt Einholung von Genehmigungen dafür arbeite.
Saaleck sollte auf keinen Fall verkauft werden, ein Blick in die Geschichte des Schlosses zeigt: die Privatiers, die es im 19. und 20. Jh. erwarben, sind alle gescheitert, die Baulast ist zu gewaltig. Das Schloss sollte als städtisches Gut der Allgemeinheit zugänglich und offen bleiben.