Die Freude über den neuen Pavillon im Kurgarten in Bad Bocklet währte nicht lange. Im September 2022 war das illustre Gartenhäuschen am Ende der Eschen-Allee aufgestellt worden. Bereits einen Monat später zeigten sich im gemauerten Unterbau erste kleine Haarrisse, schildert Kurdirektor Thomas Beck seine Wahrnehmung aus dem vergangenen Jahr. "Es wurde von Woche zu Woche schlimmer." Im März dieses Jahres sei dann klar gewesen, dass etwas geschehen muss.
Beck weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht die Marktgemeinde, sondern der Freistaat für die Errichtung des Pavillons zuständig ist. Nach Rücksprache mit dem Zentrum Staatsbäder Bayern (Bad Steben) habe es nicht lange gedauert, bis erste Schritte zur Beseitigung der Mängel in die Wege geleitet wurden.
Nach Becks Angaben gab es mehrere Baustellen-Besprechungen mit dem Architekturbüro Stefan Richter (Bad Brückenau) und den beiden beteiligten Firmen. Eine Firma stellte die Betonteile her, welche die andere Firma dann verbaute. Für Beck außergewöhnlich: "Die Mängel waren unstrittig." Es musste kein Gutachten gemacht werden, was in anderen Fällen durchaus üblich ist, so Beck weiter.
Um den Pavillon im Kurgarten rankt sich eine außergewöhnliche Geschichte, in der die Bürgerinnen und Bürger von Bad Bocklet eine tragende Rolle spielen. Denn als man Ende der 1980er Jahre die Saale-Wiesen in dem kleinen Staatsbad zu einer Kurgarten-Landschaft umbaute, wurde dort kein Pavillon aufgestellt. Entwürfe gab es zwar, doch die Oberste Baubehörde war der Ansicht, ein solches Gartenhäuschen stelle einen Fremdkörper dar.
Ab 1991 stand dann doch plötzlich ein Pavillon an der Eschen-Allee, der jedes Jahr im Juli für ein paar Tage von der Bildfläche verschwand. Die eiserne Aussichtsplattform aus dem Jahr 1910 stand anno dazumal eigentlich im Luitpoldpark in Bad Kissingen und wurde fürs Rakoczyfest genutzt, das noch in den 1950er Jahren im Luitpoldpark stattfand.
Später wurde das historische Gartenhäuschen im Depot der Bad Kissinger Kurverwaltung eingelagert – und schließlich irgendwann wiederentdeckt und fürs Rakoczyfest eingesetzt. Ein paar Jahre lang brachte man den Pavillon nach dem Fest in den Kurgarten in Bad Bocklet. Dann nahm er aber nach dem jährlichen Bad Kissinger Großereignis wieder Quartier im Depot der Kurverwaltung.
Bis die Bad Bockleter auf die Barrikaden gingen und Unterschriften sammelten, weil sie "ihren" Pavillon wieder im Kurgarten sehen wollten. Beck: "Das war damals eine große Sache und ein riesiger Verwaltungsakt." Das Ganze war aber schließlich von Erfolg gekrönt, denn der Pavillon kam jedes Jahr zurück nach Bad Bocklet. 2015 wurde er aber ausrangiert.
Im vergangenen Jahr wurde nun, im Rahmen des Konsortialvertrags und mit Mitteln des Freistaats, - das waren angekündigte 500.000 Euro - ein völlig neuer Pavillon errichtet. Er hat einen festen Sockel aus Beton- und Naturstein, das Tragwerk ist aus Stahl und die Dachkonstruktion aus Holz.
Ein fester Sockel aus Beton und Naturstein
Der Pavillon hat einen Außendurchmesser von knapp elf Metern. Der Sockel gliedert sich in mehrere Segmente. Er besteht teilweise aus drei großen Stufen, die nach oben führen. Dazwischen gibt es vier Treppenaufgänge mit jeweils sieben Stufen.
Risse im Beton zeigen sich inzwischen an zahlreichen Stellen des Bauwerks. Besonders erstaunlich: Die untersten Stufen der Treppen haben sich massiv verschoben, so dass jeweils ein unansehnlicher Spalt entstanden ist. Auch die neben dem Pavillon aufgebauten großen Betonquader sind an den Oberflächen komplett mit Rissen durchzogen.
Derzeit keine Veranstaltungen im Pavillon möglich
Für Bürgermeister Andreas Sandwall ist das alles ärgerlich, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich macht. Denn der Pavillon musste aus Sicherheitsgründen vor einiger Zeit abgesperrt werden. So ist nun also in diesem Sommer keinerlei Veranstaltung möglich, bedauert er. Ihm schwebte nämlich vor, schon in dieser Freiluft-Saison dort kleine Konzerte zu veranstalten. Inzwischen gibt es am Pavillon sogar einen WLAN-Hotspot.
Derzeit ist die zuständige Firma dabei, neue Betonquader und -stufen zu fertigen, sagt Kurdirektor Beck. Er rechnet damit, dass die Erneuerungsmaßnahmen am Pavillon in etwa vier Wochen starten werden. In welchem Umfang die Betonteile ausgetauscht werden müssen, sei noch nicht kommuniziert worden. Dies liege im Ermessen des Architekturbüros und der zuständigen Firmen.