
Nein, enttäuscht über das Wahlergebnis sei sie nicht, sagt Manuela Rottmann am späten Sonntagabend am Telefon. Ein professionelles Statement, aber abnehmen muss man der Bundestagsabgeordneten aus Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) diese Worte nicht. Die 21,3 Prozent bei der Oberbürgermeister-Wahl in Frankfurt sind gemessen an den eigenen Ansprüchen zu wenig. Sie wollte die Abstimmung gewinnen - oder doch zumindest die Stichwahl gegen CDU-Mann Uwe Becker erreichen. Dafür hatte die 50-Jährige ihren sicheren Posten als Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium aufgegeben.
Rottmann: Es war ein sehr kurzer Wahlkampf
Rottmann betont im Gespräch, sie habe ein besseres Ergebnis als die Grünen kürzlich in Berlin erzielt, sie habe deutlich mehr Stimmen als die Grünen-Kandidatin bei der vergangenen Frankfurter OB-Wahl 2018 geholt. Warum es zu mehr aber nicht gereicht hat, liege vor allem daran, "dass es ein sehr kurzer Wahlkampf war". Erst Anfang November war das skandalumwitterte Stadtoberhaupt Peter Feldmann (SPD) abgewählt worden. Die Zeit habe nicht gereicht, um sich ausreichend auch bei denen bekannt zu machen, die ihre Arbeit als Umwelt- und Gesundheitsdezernentin von 2006 bis 2012 nicht selbst miterlebt haben. Vor elf Jahren hatte sich die gebürtige Würzburgerin zunächst aus der Frankfurter Kommunalpolitik verabschiedet.
Dass Rottmann als Bundestagsabgeordnete aus dem bayerischen Unterfranken nun zurück in den Römer wollte, hat offenbar weniger Frankfurterinnen und Frankfurter überzeugt, als die Grünen dachten. Zum Ende des Wahlkampfs hatte die "Bild"-Zeitung noch genüsslich aus einem ein Jahr alten Interview Rottmanns zitiert, in dem sie bekannte, sie habe die Stadt zwischenzeitlich "satt" gehabt - und in dem sie stattdessen das Leben im ländlichen Raum pries. Plötzlich war auch das fränkische gerollte "R" der Kandidatin ein Thema in Porträts und drohte die Anerkennung für das sachlich-reflektierte Auftreten der Kandidatin (FAZ: "Keine für Standardsätze") zu überdecken.
An den Themen habe es jedenfalls nicht gelegen, glaubt Rottmann. "Die Klimakatastrophe ist auch in Frankfurt Realität", sagt sie. Da habe sie im Wahlkampf "unglaubliche Unterstützung" erfahren. Die Metropole gemeinsam mit den Menschen klimaneutral umzubauen, bleibe die größte Herausforderung für den neuen Oberbürgermeister. Inwieweit sie glaubwürdig erklären, diese auch anzupacken, daran sollten die Bürgerinnen und Bürger jetzt die Stichwahl-Kandidaten "auf Herz und Nieren" messen, so die Grüne. Eine konkrete Wahl-Empfehlung für CDU-Mann Becker, der am Sonntag auf 34,5 Prozent kam, oder Mike Josef von der SPD, der 24 Prozent erzielte, will die gescheiterte OB-Kandidatin am Sonntagabend nicht abgeben.
Wo setzt die Abgeordnete Rottmann ihre Karriere fort?
Und wie geht es für Manuela Rottmann politisch nun weiter? Bleibt sie regionale, bayerische Bundestagsabgeordnete - mit Ambitionen auch bei der nächsten Wahl 2025? Oder wechselt sie politisch wieder nach Hessen? Auch im Nachbar-Bundesland wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt, auch dort gibt es anschließend für die Grünen womöglich wieder Ministerinnen- und Staatssekretärsposten zu besetzen.
Die 50-Jährige atmet durch. "Sie müssen sich um mich keine Sorgen machen", sagt sie. Sie habe den Wahlkampf in Frankfurt bis zum Sonntag mit "großem Ernst" geführt. "Es gab und gibt da bislang keinen Plan B oder C." Sie werde in den nächsten Tagen und Wochen in aller Ruhe mit Freundinnen und Freunden besprechen, wie es politisch mit ihr weitergehe.
Wahlprognosen entsprechen eben nicht immer der Realität, ebenso Wahlthemen die angeblich beim Wähler ankommen. Augenscheinlich waren es dann doch nicht die richtigen.