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Münnerstadt/München
Münchner Staatsanwaltschaft übernimmt Ermittlungen gegen Lintner
Korruptionsermittlungen gegen den CDU-Politiker Axel Fischer rücken auch den unterfränkischen CSU-Politiker Eduard Lintner wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit.
Der unterfränkische CSU-Politiker Eduard Lintner ist schon vor einiger Zeit ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. 2020 wurde sein Haus in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) durchsucht. Hintergrund sind Zahlungen aus Aserbaidschan.
Foto: Archivfoto Ralf Ruppert | Der unterfränkische CSU-Politiker Eduard Lintner ist schon vor einiger Zeit ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. 2020 wurde sein Haus in Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) durchsucht.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:44 Uhr

Die Ermittlungen gegen den CDU-Abgeordneten Axel Fischer wegen Bestechung bringen auch Eduard Lintner, 76, wieder verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit. Denn der unterfränkische CSU-Politiker aus Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) gilt als Schlüsselfigur des Falles um Lobbyismus für Aserbaidschan, der Politiker mehrerer europäischer Länder in Verruf bringt. Lintner steht im Verdacht, ein Netzwerk gegründet zu haben, um den Ruf des autoritär geführten Landes aufzupolieren, das in die EU will.

Eduard Lintner wäre vor wenigen Jahre beinahe Opfer eines Terroranschlages geworden. Mit der Autorität des früheren Staatssekretärs trat er 2018 als Gastredner beim Treffen der iranischen Opposition gegen die Mullahs auf – wo ein Attentat in letzter Minute verhindert wurde.

Schlüsselfigur eines korrupten Netzwerkes?

Im gleichen Jahr keimte im Europarat der Verdacht, Lintner sei Schlüsselfigur eines korrupten Netzwerkes konservativer Politiker, die für das Regime in Aserbeidschan die Unterdrückung der Opposition schönreden sollten. "Angeblich habe ich Gelder an Abgeordnete weitergeleitet, was alles nicht stimmt", sagte Lintner im Januar 2020 dieser Redaktion - während gerade sein Haus durchsucht wurde.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt gingen dem Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit von Mandatsträgern nach. Lintner soll zwischen 2008 und 2016 aus Aserbaidschan rund vier Millionen Euro über britische Briefkastenfirmen erhalten haben. Die soll er teilweise an Abgeordnete weitergereicht haben, damit die für die Herrschenden in Baku Partei ergreifen.

Nach Abschied aus dem Parlament: "Ein Stück Lobbyarbeit"

Die Immunität der CDU-Abgeordneten Karin Strenz wurde aufgehoben, jetzt auch die ihres Parteifreundes Axel Fischer, der – wie Lintner und Strenz – früher der Parlamentarischen Versammlung des Europarates angehörte. Aufgefallen war: 2013 hatten unabhängige Wahlbeobachter auf umfassende Wahlfälschungen und Unterdrückung der Opposition in Baku hingewiesen. Lintner hingegen erklärte, die Wahl habe "deutschen Standards entsprochen".

Freilich hatte der konservative Politik-Pensionär bereits nach seinem Abschied aus dem Parlament 2009 kein Geheimnis daraus gemacht, dass er künftig "ein Stück Lobbyarbeit" betreibe: "Ich bin beratend und auch werbend tätig", erklärte er 2011 im Interview mit dieser Redaktion. Es gehe darum, Aserbaidschan auf dem Weg in die parlamentarische Demokratie zu begleiten. "Man muss mit solchen Ländern Geduld aufbringen, auch in Westeuropa ist die Demokratie nicht über Nacht gekommen."

Lintner bezeichnete Bezahlungen als "normale Geschäftsbeziehungen"

Die Mitteilung der Staatsanwaltschaft zur Durchsuchung 2020 enthielt auch den Vorwurf: Lintner und Strenz hätten sich sogar bewusst gegen die Freilassung politischer Gefangener ausgesprochen, obwohl sich die Parlamentarische Versammlung des Europarates "insbesondere dem Schutz der Menschenrechte verschrieben hat".

Eduard Lintner bezeichnete die Zahlungen als "normale Geschäftsbeziehungen". Jeden Vorwurf der Korruption wies er als "überzogen" und "haltlos" zurück. Er habe "ein völlig reines Gewissen".

Generalstaatsanwaltschaft München übernimmt die Ermittlungen

Noch bevor jetzt der Verdacht gegen den Abgeordneten Fischer bekannt wurde, erklärte die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage: Sie habe jetzt Ermittlungen gegen Lintner an die Generalstaatsanwaltschaft München abgegeben. Die ermittelt auch gegen Axel Fischer.

Ob in absehbarer Zeit mit der Einstellung des Verfahrens gegen Eduard Lintner – oder einer Anklage – zu rechnen sei? Das kann dauern: "Eine zeitliche Perspektive für den Abschluss des Verfahrens kann derzeit nicht genannt werden", sagte auf Nachfrage ein Sprecher der Münchner Generalstaatsanwaltschaft.

 
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  • f. p.
    Die Angelegenheit um Eduard Lintner zieht sich nun schon seit Jahren dahin. Es ist immer sehr schwierig einen Bundespolitiker einfach vor Gericht zu bringen. Lindner streitet die Korruption ab und sieht der Sache gelassen entgegen. Ich hoffe dass die Staatsanwaltschaft in München ganz genau hinschaut und zu dem Ergebnis kommt, dass das nicht nur eine normale Geschäftsbeziehung gewesen war. Ich persönlich habe noch nie etwas von Herrn Lindner gehalten und ich glaube irgendwie, das in dieser Sache nicht alles mit rechten Dingen zuging. Ein Kommentator schrieb Lindner - pfui peinlich. Ich stimme dem voll zu. Es wird Zeit, dass korrupte Minster auch mal hinter Gittern kommen. Leider ist das nur ein ersehnter Traum, denn diese Typen kommen noch nicht einmal mit einem blauen Auge davon, sondern mit weißer Weste.
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    Ob er diesmal wieder ungeschoren davon kommt?
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  • R. A.
    Die schützenden Hände werden weniger, vielen wird das langsam auch zu heiss, für so einen alten ... die Reputation hinzuhalten. Ob es diesmal gelingt, den Unsymphaten aus dem Verkehr zu ziehen, man kann es nur hoffen.
    Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.
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  • G. Z.
    Ermittlungen zur falschen Zeit-im Vorwahlkampf haben CDU und CSU ein Problem...Löbler, Lintner, Nüsslein heißen die schwarzen Schafe und die Herde wird immer größer. Aktuell gesellt sich Spahn dazu. Nach der absehbaren Wahlniederlage in Rheinland-Pfalz und Baden Württemberg muss sich Laschet das als erklärter Führungsmann zurechnen lassen. Die Wählergunst schwindet zusehends, auch Söder´s Stern sinkt. Söder, der jüngst seinen Bizzel gegen Schlumpf und Finanzminister Scholz heraus hängen ließ, wäre Laschets geborener Nachfolger. Wahrscheinlicher aber ist die Regierung doch nur durch "Mutti Merkel" zu retten. Nicht umsonst ist auch im Schlumpfenland Schlumpfine als einzige Frau neben Schlaubi (Söder?) regierungsfähig.
    Und der Zauberspruch mit dem eine weitere weibliche Schlumpfine (Doro Bär?) aus blauer Tonerde zum Regieren entstehen könnte, ist nicht bekannt. Schade eigentlich.
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  • A. K.
    Die Weisgerber von den Steigerwaldbahnamigos schadet sich selbst, nur weil der Eck und seine treue unwissende Anhängerschaft es so wollen. Niemand braucht diese unsachlich vorallem uUndemokratisch agierenden Politiker!
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    Versucht mal in Münnerstadt Kommentare über den lieben Herr Lintner zu hören.
    Ihr werdet staunen, wie beliebt dieser Mann ist. Kein Wunder, dass es überall in den Wahlkreisen so Typen gibt. Was für eine Politik. Man kann nicht mehr wählen , weil man doch nicht weiß, wen man überhaupt noch wählen kann.
    In den Kirchen genau das gleiche Problem.
    Ich sage nur, geht nicht wählen. Die Redaktion der Main Post möchte ich dringend bitten, sich mehr um diese Geschichte zu kümmern. Kopf in den Sand stecken ist nicht okay.
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  • S. K.
    nanana, es gilt immer noch die Unschuldsvermutung! zwinkern
    das dritte Reich mit dem Freistaat Bayern zu vergleichen (s. GWM) finde ich allerdings nicht so gut, aber sowas geht hier natürlich durch, anderes (wesentlich harmloseres) dagegen nicht...jaja die Meinungsfreiheit und die Netiquette...oftmals eine Glückssache hier...
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    Viele CSUler werden es nicht verstehen. Dachten sie doch, dass gerade Korruption, Vetternwirtschaft und Lobbyarbeit für die großen und Mächtigen geradezu zum Markenkern der CSU gehört.
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  • A. K.
    Skandale Skandale Skandale.....

    Wer könnte da dem Schoppen Eddi folgen?

    Gerade sind die Maskenamigos unterwegs, aber Halt die Steigerwaldbahnamigos gibt es jetzt auch (ein Schelm der Böses denkt)!

    Arme CSU....

    Ein Schatten ihrer selbst.
    Regiert von kleinen Provinzial Königen.

    Einfach schlimm....

    Aber im Herbst sind Wählen!
    Das Kreuz an anderen Stellen und Peng.😉
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  • G. W.
    Was haben drittes Reich, DDR, VRChina
    und der Freistaat Bayern gemeinsam?

    Wer es zu etwas bringen will muss in der (richtigen) Partei sein .
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  • W. T.
    Welch ein sumpf- FJS das Flugbenzin-Kohl die Spenden -und die Amicos- Kurwa- da zeigen die Schwarzen auf die braunen und sind doch alle im Vetternverein.Ich Wähle nicht mehr das ist alles für die Katz.
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  • J. N.
    Der Lintner war auch Jahrzehnte lang so ein kleiner König in seiner Region.
    So jemand merkt wahrscheinlich schon gar nicht mehr, wenn er was Unrechtes tut.
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  • M. S.
    Zitat: "Denn der unterfränkische CSU-Politiker... gilt als Schlüsselfigur des Falles um Lobbyismus für Aserbaidschan"

    Das wurde nie bestritten, diese Tatsache stand bisher auch mehrfach völlig kritiklos in der Zeitung. Persönlich hat es mich schon immer sehr gewundert, dass diese Lobbyarbeit nie wirklich kritisch hinterfragt wurde (das hätte eine schöne Aufgabe für die Mainpost sein können).

    Das nun auch noch sehr dubiose Gelder geflossen sein sollen bringt das Fass offenbar zum überlaufen.

    Der Skandal an sich ist aber doch, dass sich ein "demokratischer" Politiker überhaupt für so einen Unrechtsstaat vor den Karren spannen lässt!

    Gerhard Schröder wird dieser Vorwurf ständig gemacht (indirekte Lobbyarbeit für Russland). Nur ist Herr Schröder wohl nicht so blöd um über dubiose Gelder zu stolpern.

    Da die Sache vor einem bayerichen Gericht verhandelt wird besteht aber noch Hoffnung für Herrn Linder - er sollte sich einfach Rat bei den alten Amigos holen. Ironie aus.
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  • J. H.
    Das "C" in CDU und CSU steht wohl seit neuesten für das englische "Corruption"!

    Ein Fall nach dem anderen, alle von der Union. Löbel, Nüsslein, Fische, Lintner, ... ist das nur die Spitze des Eisbergs? Nur die, die man erwischt hat?

    Habgier und Dummheit, eine fatale Mischung. Vielleicht aber besser als Habgier und Klugheit, sonst hätte man die Jungs nicht erwischt.

    Das Gehabe mit dem moralischen Oberwasser können sich unsere Unionstruppen jedenfalls erstmal abschminken. Aber das Stimmvieh vergisst ja so schnell... Kommt Zeit, kommt (die nächste) Tat.
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  • R. S.
    Sagen Sie mir doch bitte eine Partei ohne Skandale.
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  • M. S.
    @simonhard:
    Skandale dieser Art waren schon immer eher Sache der Parteien und der Politiker die der Wirtschaft nahesthen und in Parteien in denen sich über Jahre ein Filz aufgebaut hat dessen Seilschaften Jahrzehnte tragen (Verbindung Monika Holhmeier zur Tochter von Gerold Tandler in der Maskenaffäre).

    Und nur weil Politiker anderer Parteien möglicherweise auch Dreck am Stecken haben macht es die Sache nicht besser. So relativieren auch pubertierende Schüler die mit der Note 6 nach Hause kommen und meinen die Sache wird besser wenn sie mitteilen, dass fünf Mitschüler auch die Note 6 bekommen haben.
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  • M. S.
    Partei der Nichtwähler
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  • C. H.
    Der Eddi, so beschränkt und trotzdem Schlauer als die Ermittler. Armes Deutschland. Kann es möglich sein mit viel Geld sowas zu beeinflussen?
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