Bei der Firma Remog ist die Stimmung denkbar schlecht. 20 Mitarbeiter sollten wegen schlechter Auftragslage abgebaut werden, hatte die Geschäftsleitung im September 2018 verkündet. Der aus diesem Grund vor kurzem angestrebte Interessenausgleich zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung kam jedoch nicht zu Stande, denn Betriebsrat und Gewerkschaft erklärten die Verhandlungen am 24. Januar 2019 als gescheitert. Geschäftsführer Wilfried Müller kündigte daraufhin an, Gespräche über die Schließung der Münnerstädter Firma aufzunehmen.
Die Verhandlungen zum Interessenausgleich begannen in der zweiten Januarwoche. In den Gesprächen sei es dann aber nicht nur um die mögliche Entlassung von 20 Beschäftigten gegangen, sagt Jens Öser von der IG-Metall in Schweinfurt auf Anfrage der Redaktion. Plötzlich sei auch von der Verlagerung von Münnerstädter Maschinen zu Remog Polska in den Euro-Park Mielec die Rede gewesen. "Das war für uns nicht akzeptabel", so Öser. Grundsätzlich seien Betriebsrat und Gewerkschaft dazu bereit, eine Betriebsänderung der Firma, aus wirtschaftlichen Gründen, anzuerkennen, "aber dann brauchen wir ein Zukunftskonzept".
Ein solches habe die Remog-Geschäftsführung aber nicht geliefert. Für die in Münnerstadt verbleibenden Beschäftigten habe es keinen Plan der Geschäftsführung in Bezug auf Standortsicherung, Ausbildungsstellen und künftige Investitionen gegeben.
Öser: "Deshalb haben wir die Verhandlungen als gescheitert erklärt." Nach dem Betriebsverfassungsgesetz bedeute dies jetzt nichts anderes, als dass man nun gemeinsam einen neuen Weg suchen muss, sagt der Gewerkschaftssekretär. Dass Geschäftsführer Müller nun über eine Werkschließung verhandeln will, hält Öser für "sehr bedauerlich und unprofessionell".
Eine Beschäftigungssicherung für die Münnerstädter Mitarbeiter auf Jahre hinaus habe er nicht geben können, sagt Firmenchef Müller auf Anfrage. Er begründet dies damit, dass die Firma in nächster Zeit immer höhere Verluste einfahre. Bereits durch die Beschäftigungsgarantie für die 65 Mitarbeiter in Münnerstadt bis Ende 2018 sei ein finanzielles Defizit entstanden. Man hätte das Werk jetzt gleich kurzfristig sanieren müssen, so Müller weiter. "Aber das können wir nicht mehr vertreten, weil die Wertschöpfung zu niedrig ist." Die Auftragseingänge für Remog-Hauptkunden in der Luftfahrttechnik werden 2019 stark zurückgehen, gibt Müller als Prognose. Zusammen mit anderen finanziellen Einbußen sei das Eigenkapital schnell aufgebraucht. Remog zählt namhafte Konzerne wie Liebherr Aerospace, Bosch Rexroth, Linde, Daimler und Siemens zu seinen Abnehmern.
"Entscheidung jetzt gefallen"
Der Verkauf der Münnerstädter Firma an einen strategischen Investor, den Müller noch im Oktober 2018 wortreich propagiert hatte, ist heute für ihn offenbar Schnee von gestern. Sobald ein potenzieller Investor da gewesen sei und die Firmen-Zahlen näher unter die Lupe genommen habe, habe dieser abgewinkt, sagt der Firmenchef. Er könne sich nicht vorstellen, noch einen Käufer für das Werk zu finden. In den Verhandlungen zum Interessenausgleich im Januar habe eine mögliche Schließung der Münnerstädter Firma noch keine Rolle gespielt, sagt Müller. Erst nach dem Scheitern der Gespräche sei bei ihm dieser Plan gereift. Nach dem Betriebsverfassungsgesetz musste der Firmenchef nun den Betriebsrat davon unterrichten, dass der Produktionsstandort möglicherweise geschlossen wird.
Dieses Gespräch fand am gestrigen Montag, 28. Januar, statt. Müller: "Man kann sagen, dass jetzt die Entscheidung gefallen ist, die Firma in Münnerstadt im Oktober zu schließen."
Was danach mit der Fertigungsstätte in Münnerstadt passiert, darüber will Müller noch nicht konkret werden. Auf Nachfrage sagt er dann aber schon, dass möglicherweise Maschinen zur Verwaltungs-GmbH-Schwester Remog Polska nach Polen ausgelagert würden. Rein theoretisch könnten freilich auch Münnerstädter Mitarbeiter künftig in Polen arbeiten. Müller ist sich jedoch klar darüber, dass vermutlich keiner aus Münnerstadt zur Arbeit nach Polen fahren würde. Für deutsche Beschäftigte wäre das unterm Strich auch eine Verlustrechnung. Denn nach Müller Angaben verdienen Beschäftigte in der Sonderwirtschaftszone Euro-Park in Mielec lediglich 30 bis 50 Prozent von dem, was sie in Deutschland verdienen.