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Hammelburg
Mountainbike-Piste soll neuem Schulzentrum weichen: Hammelburger Jugendliche wollen Pumptrack vor den Baggern retten
Für den Neubau des Hammelburger Schulzentrums soll das beliebte Freizeitangebot weichen. Ersatz ist noch nicht in Sicht. Immerhin gibt es vorerst Entwarnung.
Solidarität für den Parcours am Sportzentrum drückten viele Jugendliche bei einem Protest-Termin aus.  
Foto: Wolfgang Dünnebier | Solidarität für den Parcours am Sportzentrum drückten viele Jugendliche bei einem Protest-Termin aus.  
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Sorgenfalten und Aufregung gibt es derzeit bei radbegeisterten Jugendlichen in Hammelburg: Der Fahrradparcours neben dem Sportzentrum soll für den Bau des neuen Schulzentrums des Landkreises weichen. Familienvater Florian Winter erfuhr davon eher zufällig, wie er dieser Redaktion gegenüber schildert: Gewissermaßen über Nacht seien Amphibienzäune an der Anlage errichtet worden. Auf Nachfragen erfuhr Winter, dass es sich dabei um Vorbereitungen für die Beseitigung der Anlage handelt. Ziel der Zäune ist es, Eidechsen umzusiedeln, die in diesem Bereich angesiedelt sind.

Wenig Freizeitangebot in Hammelburg: Eltern wollen das Problem sichtbar machen

Das Problem bei der Beseitigung der Mountainbike-Piste: Die Suche der Stadt Hammelburg nach einem Ersatzgelände für den Pumptrack war bisher erfolglos. "Es ist wichtig, das Problem sichtbar zu machen", findet Winter. Gesagt, getan: Zu einem von ihm initiierten Pressetermin kamen 50 Jugendliche, um ihren Protest gegen einen ersatzlosen Abriss zu untermauern. Das Ereignis geriet dabei fast zum Flashmob, auch viele Eltern und Großeltern kamen zur Anlage.

Während die Jugendlichen an den bis zu zwei Meter hohen Hügeln ihre Sprungkünste auf den Fahrrädern zeigten, erläuterte Winter die Notwendigkeit des Freizeitangebotes, "um Jugendliche vom Computer wegzubekommen". Ziel sei, einen Aufschub für das Anrücken der Bagger bis zum Herbst zu erreichen - bis ein Ersatzgelände gefunden ist. "Wir hoffen auf Wohlwollen beim Landratsamt", so Winter.

Große Sprünge wagen Jugendliche auf dem Pumptrack am Sportzentrum.  
Foto: Wolfgang Dünnebier | Große Sprünge wagen Jugendliche auf dem Pumptrack am Sportzentrum.  

Von der Behörde gab es am Freitagvormittag erst einmal Entwarnung. Mit der Stadt sei Anfang dieser Woche abgestimmt worden, dass die Anlage noch bis Ende September unverändert weiter genutzt werden kann, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion.

Die Erdarbeiten für das Schulzentrum sollen zum Jahreswechsel 2023/2024, der Spatenstich für den Rohbau im Frühjahr 2024 erfolgen. Aktuell läuft laut Landratsamt die Umsiedlung von Zauneidechsen, die im westlichen Bereich des Baufeldes angesiedelt sind. Für sie werden in Summe 13 Habitate südlich des Freibades bereitgestellt.

An Unterstützung für den Pumptrack mangelt es derweil nicht. Zu den Gegnern eines ersatzlosen Abrisses gehören auch Tobias Brux und Dominik Roider, die frisch gewählten Vorsitzenden der TV/DJK-Radsportabteilung. Der Verein kümmert sich um die die Pflege der Anlage.

Die drei Strecken ("Lines") wurden vor gut zehn Jahren mit Schaufeln und Schubkarren von Ehrenamtlichen eher provisorisch angelegt. Längst haben sich die Pfade zwischen den Hügeln verfestigt. Der Verzicht auf die Anlage über den Sommer hätte die Jugendlichen arg geschmerzt.

Aus dem Hammelburger Rathaus wird Problembewusstsein signalisiert

"Andere haben was, Hammelburg hat nix", bedauert Winter die Seltenheit solcher Freizeitanlagen mit Blick auf den Skaterplatz im benachbarten Fuchsstadt. Als große Vorbilder haben die jungen Radsportler die asphaltierten Pumptracks in Bischofsheim und Wildflecken vor Augen. Viele Hammelburger würden dort gelegentlich an Wochenenden hinfahren.

Problembewusstsein für das Thema lässt die Hammelburger Rathausverwaltung erkennen. Als ihr Vertreter ist Andreas Reuter vom städtischen Bauamt bei dem Protest-Termin anwesend. Seine Abteilung steht in den Startlöchern, um eine neue Anlage zu planen, die auch den Vorgaben des Technischen Überwachungsvereins genügen soll. Es seien bereits Mittel in den Haushalt eingestellt. Woran es eben mangele, sei ein Ersatzgelände. Vieles rund um Hammelburg stehe unter Naturschutz oder sei Überschwemmungsgebiet. Dies erschwere die Suche.

Auf dem bestehenden Fahrradparcours gelten Regeln.  
Foto: Wolfgang Dünnebier | Auf dem bestehenden Fahrradparcours gelten Regeln.  

Neben Freizeitgestaltung für Jugendliche aus Hammelburg und den umliegenden Gemeinden wäre ein neuer Pumptrack auch für den Tourismus gut: "Die Strecke wendet sich ja an alle, die auf Rädern unterwegs sind", sieht Florian Winter auch Möglichkeiten zur Nutzung mit Inlinern und Scootern.

Idee aus der städtischen Jugendarbeit: Mit den Jugendlichen die Neugestaltung erarbeiten

Dominik Roider und Tobias Brux sehen in einem Pumptrack Chancen für die im Gang befindliche Verjüngung der Radsportabteilung des TV/DJK. Schon vor über 20 Jahren gehörten die beiden zur BMX-Szene in Hammelburg. Inzwischen seien viele Kommunen viel offener für große Sprünge mit dem Fahrrad und die Technik habe in punkto Federwegen und Bremsen noch einmal deutlich zugelegt. Dazu komme steigende Beliebtheit des Freizeitspaßes. Sie werde durch Videos im Internet befeuert. Impulse für den Gemeinschaftsgeist Jugendlicher verspricht sich Annalina Hofmann von der städtischen Jugendarbeit durch die gewünschte Anlage. Sie plädiert dafür, die Gestaltung einer künftigen Strecke mit den Jugendlichen in einem Workshop zu erarbeiten.

 
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