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HAMMELBURG
Große Sprünge mit dem Fahrrad
Dass vor dem Vergnügen die Arbeit steht, erleben gerade freiwillig sechs Hammelburger Jugendliche. Statt im Internet dem Second Life zu verfallen, gestalten sie seit eineinhalb Jahren ihre reale Welt. Mit Schubkarren, Schaufel, Rechen und Walzen formen sie Erdhügel, die sie Tables und Doubles nennen.
Von unserer Mitarbeiterin Angelika Silberbach
 |  aktualisiert: 26.04.2023 11:02 Uhr

Die sechs jungen Hammelburger, die in ihrem Leben nun schon einige Kubikmeter Erde bewegt haben, sind Christian Gramatte (18 Jahre), Maximilian Kühnlein (17), Simon Bahmer (14), Florian Gramatte (14), Josch Markard (16) und Sascha Endres (17). Sie treffen sich, wann immer sie Zeit finden, neben den gepflegten eingezäunten Freilufttennisplätzen am Hammelburger Schwimmbad, um zu bauen und zu dirtbiken.

Sprung über Hügel

Als Dirt Bikes bezeichnet man Mountainbikes mit meist kleineren Rahmen (12 bis 16 Zoll), die zum Springen über aus Erdhaufen modellierten Hügeln eingesetzt werden. Daher rührt auch der Name Dirt Bike (schmutziges Rad).

Die erste von den sechs Jugendlichen gebaute Bahn auf dem ehemaligen Skaterplatz besteht aus unterschiedlich hohen Tables (Tischen). Ein Table besteht aus einer Sprungschanze, einem Mittelstück und einem Landehang. Hoch hinaus katapultiert werden die Dirtbiker beim Absprung von der Sprungschanze. Ziel eines Sprungs ist es, in der Luft einen oder mehrere Tricks zu machen: Den One-Hander (eine Hand weg vom Lenker), den One-Footer (ein Fuß weg vom Pedal und Bein dabei strecken) oder den Cross-up (Lenker um 90 bis 180 Grad drehen).

„Über 20 haben am Anfang Ja geschrien, aber als es zur Sache ging, sind nur wir übrig geblieben“

Maximilian Kühnlein

Maxi, Sascha und Florian demonstrieren ihr Können. Spektakulär sind ihre Flüge, beeindruckend ihre Tricks. Sascha zerreißt es die Hose, ein kleiner Blutstreifen läuft über den Oberschenkel. Er verzieht kein Gesicht: Ein Dirtbiker kennt keinen Schmerz. Die Jungs haben Kondition: Immer und immer wieder sausen sie vom Starthügel los und üben und üben. Denn es gibt ja noch Steigerungsformen: den Suicide (beide Arme nach hinten gestreckt), den Nothing (Arme und Beine weggestreckt) und den Bar-Spin (Lenker um 360 Grad drehen, ohne ihn dabei anzufassen).

Die Dirtbahn entstand auf Initiative der Ski- und Radsportabteilung vom TV/DJK Hammelburg und Heikos Radschuppen, die ein Geländemodell bauten und es dem Hammelburger Stadtrat vorstellten. Die Stadt übernahm daraufhin die Verantwortung und Planung und stellte beim Landratsamt erfolgreich den Bauantrag. Die Erdarbeiten sponserte das Machtilshäuser Bauunternehmen von Edgar Koch, der auch die Baggerarbeiten unentgeltlich ausführte. Heiko Kippes vom Radschuppen stand mit seinem Fachwissen den Jugendlichen zur Seite und sponserte auch Materialien wie den Brechsand, um die Wege zu bauen.

Die echte Knochenarbeit mit Schubkarren und Schaufel übernahmen dann die Jungs. Denn die mit dem Bagger grob vormodellierten Erdhügel mussten mit einem lehmhaltigen Mutterboden ausgeformt werden. „Über 20 von uns haben am Anfang Ja geschrien, aber als es dann zur Sache ging, sind nur wir übrig geblieben“, erzählt Maxi, der das „r“ nicht unterfränkisch sondern amerikanisch rollt. Trotzdem haben die Jungs nicht aufgegeben, auch wenn es zwischendurch manchmal Zoff gab. „Wir hatten schon unterschiedliche Vorstellungen, wie die Bahn aussehen sollte“, gibt Christian zu, der fast jeden Abend nach seiner Arbeit auf der Dirtbahn weiter schuftete.

Teamgeist gestärkt

Neben angewandten physikalischen Grundregeln („um einen hohen Table zu bauen, braucht man eine gewisse Basis“), lernten die sechs auch viel in Sachen sozialer Kompetenz („schon gut, wenn man weiß, dass man gemeinsam ein Ding durchzieht“). Inzwischen ist eine zweite Bahn entstanden mit dem ersten Double.

Ein Double besteht auf einem Absprunghügel (Kicker) und einem Landehügel, der etwas flacher als der Kicker ist. Die Lücke zwischen den beiden Hügeln beträgt vier bis fünf Meter. Diese Distanz muss beim Jumpen (Springen) überwunden werden, „sonst tut es weh beim Aufkommen“, erklärt Maxi lächelnd. Beim Tag des Sports vom TV/DJK Hammelburg am Samstag, 31. Mai, zeigen die Jungs auf ihren Dirtbikes ihre Dirtjumbs. Und sehen kann man dann auch, dass scheinbar müheloses Können immer mit viel Arbeit und Übung verbunden ist.

Online-Tipp

Viele Fotoaufnahmen der Dirtbiker unter http://badkissingen.mainpost.de

 
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