Der Hammelburger Pfarrer Thomas Eschenbacher ist bekannt dafür, als Geistlicher gerne mal etwas unkonventionell zu handeln: Da gab es einst Whiskey-Exerzitien für Männer oder einen Boykottaufruf zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Am Faschingssonntag hat der 57-Jährige nun die Predigt nicht nur, wie zu Fasching üblich, in Versform vorgetragen, sondern gleich einen Rap daraus gemacht: Stilecht mit Beat im Hintergrund, Goldkette, Kappe und Sonnenbrille.
Gute zehn Minuten zog sich sein Gastspiel als Rapper in der Stadtpfarrkirche hin. Für die Vorbereitung brauchte es deutlich mehr Zeit: "Das ist schon aufwendig. Der Inhalt braucht Zeit, dann die spezielle Form. Beat und Rhythmus müssen auch dazu passen. Da muss man schon mehrfach nacharbeiten, bis alles passt", erzählt Eschenbacher im Gespräch mit dieser Redaktion.
Klare Worte in Richtung Putin: Teufel und kriegslüsterner Affe
Ob es für eine zweite Karriere als Rapper reichen würde, sei zwar dahingestellt. Aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Ohne Hänger und im Takt gibt Eschenbacher seine Zeilen zum Besten. Dabei bleibt er teils recht oberflächlich: "Alle, die wir heute hier versammelt sind, dürfen uns verstehen als von Gott geliebtes Kind. Übersetzt in Rapper-Sprache, check es einfach aus: Der im Himmel oben ist für dich voll fett gut drauf."
Für das aktuelle Weltgeschehen aber findet der Pfarrer markante Worte: "Doch mit unsrer Nächstenliebe ist's nicht immer leicht, weil so manchem Präsidenten sein Reich noch nicht reicht. Russland scheint dem Teufel Putin immer noch zu klein, also soll die Ukraine in sein Reich hinein. Menschen müssen dafür sterben, grausam ohne Ende: Bomben fallen und ein Jahr schon gehen dort die Kämpfe. Hoffnung bleibt, dass man mit Reden Frieden wird erschaffen. Doch das scheint unmöglich bei dem kriegslüsternen Affen."
Thomas Eschenbacher hat auch Baggy-Pants im Schrank
Erstmals versuchte Eschenbacher sich schon 1994 als Hip-Hopper. "Ich habe in der Vergangenheit schon einige Male am Faschingssonntag die Predigt gerappt, jetzt war es auch in Hammelburg soweit. Auslöser war damals, dass ich als Pfarrer ja öfter Grußworte bei Prunksitzungen sprechen sollte, und das wollte ich nicht langweilig machen."
In Würzburg, wo er jahrelang den Gottesdienst für Karnevalisten geleitet hatte, ging er deshalb einst in einen Laden für entsprechende Kleidung. "Ich habe gesagt, dass ich Pfarrer bin und das Outfit mit viel Bling-Bling für einen Auftritt brauche. Die Verkäufer fanden das damals klasse. Ich habe sogar Baggy-Pants dazu, die passen mir gerade aber nicht", sagt er und lacht. Privat trage er das Outfit einmal pro Woche, meint Eschenbacher scherzhaft.
Einen Rapper-Namen hat Thomas Eschenbacher sich noch nicht zugelegt
Er habe Spaß am Fasching, so der Pfarrer. "Ich gehe gerne auf Prunksitzungen, auf Bälle nicht mehr ganz so oft. Am liebsten feiere ich im kleineren Bekanntenkreis ein bisschen, aber die Zeit lässt es nicht mehr so oft zu", sagt Eschenbacher.
Für seinen Predigt-Rap nahm er sie sich aber gerne. "Ich dichte ganz gerne und tobe mich ein bisschen aus." Die Rückmeldungen aus der Gemeinde, erzählt er, waren sehr positiv. Gedanken über einen Rapper-Namen - "MC Priest" vielleicht? Oder "Thomas E" in Anlehnung an "Thomas D" von den "Fantastischen Vier"? - mache er sich trotzdem nicht. "Ich agiere nie unter Pseudonym", sagt der rappende Pfarrer augenzwinkernd.